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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Halt und klammerte sich im letzten Augenblick an einem Stein fest.
    Wieder erscholl das Lachen und diesmal identifizierte sie seine Herkunft. Behutsam drehte sie den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch erschollen war, und blinzelte durch das sanft leuchtende Wasser.
    Sie sah erst jetzt wirklich, wo sie war. Es war eine Höhle wie beim ersten Mal, aber sie war größer, viel, viel größer. Die Decke, gewölbt wie die eines gotischen Domes, spannte sich gute fünf Meter über ihr und zwei der vier Seitenwände waren so weit entfernt, dass sie in der grünen Unendlichkeit des Wassers verschwammen. Grün und grau verkrustete Steine bedeckten den Boden und in einiger Entfernung erhob sich ein Umriss, der ihr irgendwie künstlicher Natur zu sein schien, ohne dass sie ihn erkannte.
    Auf der anderen Seite, vielleicht zehn, vielleicht auch dreißig Schritte entfernt – es war sehr schwer, unter Wasser die richtige Entfernung abzuschätzen, wie sie überrascht feststellte – gab es einen bogenförmigen, etwa mannshohen Durchgang, hinter dem das dunklere Wasser des Sees wogte. Davor, nur als flacher schwarzer Schatten zu erkennen, schwebte eine menschliche Gestalt.
    Unwillkürlich hob sie die Hand, um ihr zuzuwinken, verlor durch die abrupte Bewegung wieder den Halt und prallte ziemlich unsanft gegen die Wand, um ganz langsam wieder zu Boden zu sinken.
    »Du musst vorsichtig sein«, sagte eine Stimme. Die gleiche Stimme, die vorher gelacht hatte, aber sie war jetzt deutlicher, lauter und sehr viel näher. Sie klang nicht sehr angenehm. Ihr Ton erinnerte Jennifer an das Knirschen von brechendem Metall.
    »Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat, weißt du?«, fuhr die Stimme fort. »Aber wenn du es erst einmal gelernt hast, wirst du sehen, wie frei du dich bewegen kannst.«
    »Wer … wer sind Sie?«, fragte Jennifer. Auch ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren; dumpf und hallend und fast ohne hohe Töne. Die Stimme eines Menschen, der unter Wasser spricht, dachte sie schaudernd.
    »Wer sind Sie und wieso … wie komme ich hierher? Wo bin ich?«
    »Du wirst alles erfahren, wenn es an der Zeit ist«, antwortete der Fremde. Jennifer war jetzt sicher, dass es ein Mann war, obgleich sie ihn noch immer nur als schwarzen Schatten vor dem noch tieferen Schwarz des Sees erkennen konnte.
    »Jetzt komm.«
    Der Mann hob die Hand und fast ohne ihr Zutun setzte sich Jennifer auf und begann ungeschickte Schwimmbewegungen zu machen. Dann geschah etwas Seltsames. Plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, wurden ihre Bewegungen eleganter, die ungeschickten Stöße zu einem eleganten Gleiten und Fließen, als fände ihr Körper in einen Rhythmus, den er schon immer gekannt und nur für eine Weile vergessen hatte. Leicht und schnell wie ein Fisch glitt sie auf den Fremden zu.
    Als sie näher kam, wurde aus dem flachen Schatten ein Körper, aus dem dunklen Wabern und Wogen vor dem Hintergrund des Wassers ein Gesicht.
    Es war kein menschliches Gesicht, aber es war auch nicht abstoßend. Jennifer erschrak nicht. Alles, was sie fühlte, war eine gelinde Verwunderung. Und Neugier.
    Der Mann war sehr groß. Seine Haut war rau und von zahllosen winzigen Schuppen bedeckt wie die eines Fisches, und zwischen seinen Fingern und Zehen spannten sich dünne, halb durchsichtige Schwimmhäutchen, genau wie zwischen den Armen und dem Leib. Wenn er mit ausgebreiteten Armen schwamm, dachte Jennifer mit einem Gefühl widerwilliger Bewunderung, musste er aussehen wie ein gewaltiger, in allen Farben schimmernder Rochen.
    Das Sonderbarste aber war sein Kopf. Sein Gesicht glich viel mehr dem eines Fisches als dem eines Menschen und von seiner Stirn aus zog sich ein stacheliger, aber offensichtlich sehr weicher Kamm über Kopf und Nacken und verschwand auf seinem Rücken. Seine Augen waren so groß wie Kinderfäuste und schillerten in allen Farben des Regenbogens.
    »Wer bist du?«, fragte sie, noch immer ohne Angst. Alles, was sie empfand, war Bewunderung für dieses fremdartige, wunderschöne Wesen.
    »Auch das wirst du später erfahren«, sagte der Fremde. Seine Stimme klang noch immer wie Metall, aber der unangenehme Unterton schien daraus verschwunden und plötzlich begriff Jennifer, dass das Verziehen seiner dünnen Fischlippen nichts anderes als ein Lächeln bedeutete.
    Sie erwiderte es, verhielt, das Gefühl der Schwerelosigkeit genießend, dicht vor dem Fremden im Wasser und machte eine weit ausholende Geste, die die gesamte Höhle

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