Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
wo es sich besser redet.«
Es war wie ein Rausch. Ein Taumel von Gefühlen, die sie nie zuvor kennen gelernt hatte, außer bei den wenigen Gelegenheiten, da sie ihren Körper mit den eigenen Händen erforschte, aber da war es anders gewesen. Sie war sich schmutzig und besudelt vorgekommen und stets war das Gefühl dabei gewesen, etwas Verbotenes und Schlechtes zu tun. Jetzt empfand sie nichts dabei, nichts als Glück und das unvergleichbare Empfinden, frei zu sein. Alles, was sie empfand, war neu und berauschend und doch war es, als hätte sich etwas in ihr schon immer danach gesehnt, als entdecke sie einen Teil ihres Selbst, von dem sie bisher überhaupt nicht gewusst hatte, dass er existierte. Seine Berührungen setzten sie in Brand, erweckten ein verzehrendes, unlöschbares Feuer in ihr. Sie spürte die Berührung seiner glatten, unmenschlich starken Arme, seine Küsse, das Streicheln seiner Hände auf ihrer Haut, auf dem Rücken, ihren Schultern, ihrer Brust, überall, auch an Stellen, an die sie bisher nicht einmal zu denken gewagt hatte, seine Küsse, die ihren Mund, ihre Augen, ihr Gesicht und schließlich jeden Quadratzentimeter ihres Körpers bedeckten.
Als er sie schließlich nahm, war es wie ein Schritt in eine neue Welt. Plötzlich waren Gefühle in ihr, die zu beschreiben ihr die Worte fehlten, ein Taumel von Sinnlichkeit, der sie davonzuspülen schien. Sie war er und er war sie; für Sekunden, die sich zu Ewigkeiten dehnten, waren sie ein Wesen. Sie spürte seinen schlanken, kräftigen Körper, seine Umarmung, die so fest war, als wolle er sie zermalmen, die gleichzeitig weh und unglaublich wohl tat, sein Verlangen und Begehren, das von ihr erwidert wurde, ohne und fast gegen ihren Willen.
Irgendwann war es vorbei. Jennifer wusste nicht, wie viele Minuten oder auch Stunden vergangenen waren. Es war ihr auch gleich. Nichts zählte mehr als die Erinnerung an dieses berauschende, unglaublich schöne Gefühl, seine Berührung, seine Wärme, das Empfinden, eins mit ihm zu sein. Da war ein winziger Teil in ihr, der ihr zuflüstern wollte, dass es falsch und gotteslästerlich sei, was sie getan hatte, dass er kein Mensch, sondern ein unbeschreiblich fremdes Wesen war, und das, was immer aus dieser Vereinigung erwachsen mochte, nur von Übel sein konnte. Sie verscheuchte den Gedanken.
Allmählich begann sie die Welt um sich herum wieder wahrzunehmen und erst jetzt, fast, als hätte bisher ein Schleier über ihren Gedanken gelegen, der nur ganz allmählich zerriss, erinnerte sie sich wieder, wie sie hierher gekommen waren. Sie waren geschwommen, zuerst durch die schweigende Schwärze des Sees, dann durch schier endlose Stollen und Tunnel voll leuchtendem Wasser und sonderbaren Dingen und schließlich hatte er sie hierher geführt, in ein phantastisches Reich tief auf dem Grund des Sees.
Sie öffnete die Augen, setzte sich auf und sah sich um. Er war nicht da, aber sie fühlte seine Nähe, als wäre sie jetzt wirklich ein Teil von ihm.
Ein paarmal rief sie nach ihm, bekam aber keine Antwort und begann schließlich, ihre Umgebung auf eigene Faust zu erforschen. Das Gebäude, in dem sie war, war nur Teil einer gewaltigen, in ihren ganzen Dimensionen nicht überschaubaren Anordnung mehr oder weniger verfallener Häuser und Säulenhallen, die den Grund des Sees fast vollständig bedeckte.
Jennifer blieb eine Weile vor dem halb niedergebrochenen Eingang des Kuppelhauses stehen, wandte sich unschlüssig nach rechts und links und schwamm schließlich los, auf kein bestimmtes Ziel zu. Das Wasser spielte mit ihrem Haar und streichelte ihren Körper und allein diese Berührung ließ abermals einen wohligen Schauer der Erinnerung durch ihren Leib fließen. Das Bizarre ihrer Situation kam ihr nicht einmal zu Bewusstsein. Alles, was vorher gewesen war, war vergessen. Sie war glücklich und das allein zählte.
Eine Zeitlang schwamm sie ziellos zwischen den geborstenen Säulen und Wänden der versunkenen Stadt hin und her, spielte mit Fischen, die zutraulich näher kamen, oder ließ sich einfach in der Strömung treiben. Schließlich gewahrte sie einen Schatten, weit entfernt, fast am Rande der Stadt.
Neugierig schwamm sie darauf zu. Der Schatten wuchs heran und wurde zu einem Schacht, der senkrecht in den Meeresboden hineinführte und sich in Dunkelheit verlor. Jennifer spürte einen raschen Schauer eisiger Kälte, als sie sich ihm näherte. Salzgeschmack war auf ihren Lippen. Der Schacht musste eine Verbindung
Weitere Kostenlose Bücher