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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Reihen bis auf zwei Schritte genähert hatten, blieben sie stehen.
    Drohend hob ich meinen Degen – gegen eine zwölffache Übermacht eine eher lächerliche Geste. Trotzdem machte keiner der Burschen Anstalten, wirklich anzugreifen.
    Schließlich trat einer von ihnen vor, hob die Hände und schüttelte rasch den Kopf, als ich mit dem Degen fuchtelte.
    »Hören Sie auf, Craven«, sagte er. »Wir wollen nichts von Ihnen. Verschwinden Sie.«
    Verwirrt starrte ich ihn an. »Sie kennen mich?«
    Der Mann grinste, aber es sah nicht sehr humorvoll aus. Er war einen guten Kopf kleiner als ich und so dürr, dass ich mich fragte, wieso er nicht bei der ersten unvorsichtigen Bewegung in der Mitte durchbrach. Aber er strahlte irgendetwas Gefährliches aus.
    Plötzlich begriff ich. »Jameson«, sagte ich. »Ihr gehört zu Jamesons Leuten.«
    »Nicht direkt«, antwortete der Dürre. »Mister Jameson war so freundlich, uns zu benachrichtigen, dass dieser Kerl -«, er deutete mit einem schmutzigen Zeigefinger auf Bannermann, »- wieder hier ist. Der Informationsfluss läuft hier ganz gut, müssen Sie wissen.«
    »Was wollen Sie von uns?«, fragte ich. Ich zögerte, senkte behutsam den Degen und griff, ganz langsam, um die Männer nicht durch eine unbedachte Geste zum Angriff zu verleiten, unter meine Jacke. In den Augen des Dürren blitzte es spöttisch auf, als ich meine Brieftasche hervorzog und sie ihm hinhielt. »Wenn Sie auf unser Geld aus sind, nehmen Sie es. Es ist nicht nötig, uns dafür umzubringen.«
    »Sie täuschen sich, Craven«, sagte der Dürre scharf. »Wir sind keine Straßenräuber, sondern ehrliche Männer. Wir wollen Ihr Geld nicht. Wir wollen ihn.«
    Wieder deutete er auf Bannermann und der Ausdruck, der dabei in seinen Augen stand, ließ mich schaudern.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    Der Mann lächelte kalt. »Fragen Sie Ihren Freund, Craven.«
    Ich musterte ihn noch einen Moment scharf, hob noch einmal drohend den Degen und wandte mich an Bannermann. »Was meint er damit, Kapitän?«
    Bannermann schluckte nervös. Er war bleich geworden und seine Hände, obwohl zu Fäusten geballt, zitterten. »Er hat Recht, Craven«, murmelte er. »Gehen Sie, solange Sie es noch können. Sie wollen nichts von Ihnen. Ich hätte nicht hierher kommen sollen.«
    »Das bist du aber, Bannermann«, schnauzte der Dürre. »Wir haben dich gewarnt. Jetzt ist es zu spät.«
    »Was wollen Sie von ihm?«, fragte ich betont. Die Reihe schob sich drohend ein Stück näher, aber der Dürre hielt sie mit einer raschen Handbewegung zurück.
    »Wir wollen nichts von ihm, Craven. Wir wollen ihn.« Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse.
    »Dieser Mann war Kapitän eines Schiffes, Craven. Eines Schiffes, auf dem unsere Freunde und Brüder und Väter gefahren sind. Er hat sie im Stich gelassen. Er ist wie ein Feigling geflohen und hat seine Leute jämmerlich ersaufen lassen, statt sich wie ein Mann zu benehmen und -«
    »Und mit seinem Schiff unterzugehen?«, unterbrach ich ihn. »Machen Sie sich nicht lächerlich, Mann. Wir leben im neunzehnten Jahrhundert, nicht mehr im Mittelalter!«
    Der Dürre fegte meine Worte mit einer wütenden Bewegung beiseite. »Das hat keiner verlangt!«, schnappte er. »Niemand ist unfehlbar, auch ein Kapitän nicht. Aber er hat schon einmal ein Schiff verloren, mit Mann und Maus. Jeder Mann mit einem Funken Anstand im Leib hätte die Konsequenzen gezogen und nie wieder einen Fuß auf ein Schiff gesetzt. Er nicht. Im Gegenteil – er musste eine zweite Mannschaft in den Tod führen.«
    »Das ist doch Unsinn!«, begehrte ich auf. »Kapitän Bannermann wurde in einer ordnungsgemäßen Seegerichtsverhandlung freigesprochen -«
    »Seegericht!«, unterbrach mich der Dürre. »Ihr verdammtes Seegericht interessiert mich nicht. Da kriegt ja doch nur der Recht, der das meiste Geld hat!« Er spie aus. »Wir Seeleute haben unsere eigenen Gesetze, Craven. Ein Kapitän darf sich jeden Fehler erlauben, aber er muss dazu stehen. Und er darf nicht feige sein.«
    »Bannermann ist unschuldig«, sagte ich. Allmählich kam mir die ganze Situation mehr als nur absurd vor – da stand ich, in einem der verrufensten Viertel von Aberdeen, den Degen in der Faust und einer zwölffachen Übermacht gegenüber, und diskutierte mit ihnen, als wäre ich im Gerichtssaal!
    Mein Gegenüber schien ähnlichen Gedanken nachzuhängen, denn er trat meinen noch immer drohend erhobenen Degen ignorierend – auf mich zu, schob

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