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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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spüren.
    Mit angehaltenem Atem wartete sie, bis das Wesen ganz dicht heran war. Dann trat sie zu.
    Ihre Ferse traf den Schädel des Monstrums eine Handbreit über dem Maul. Es war ein unbeschreiblich ekelhaftes Gefühl, ein Empfinden, als trete sie in fauliges Obst, glitschig und Übelkeit erregend, aber dann traf ihr Fuß auf harten Knochen, der sich unter der Gummihaut des Wesens verbarg.
    Die Bestie wurde zurückgeschleudert. Sofort wirbelte sie herum und drang mit gierig schnappendem Maul erneut auf sie ein, aber Jennifer wartete nicht, bis sie abermals heran war, sondern stieß sich mit aller Macht vom Felsen ab und schwamm mit kräftigen Stößen in die Höhe.
    Unter ihr schien ein Vulkan auszubrechen. Wie eine Woge aus schwarzem Morast erhob sich die Masse der Horrorkaulquappen. Klauen und Haifischgebisse schnappten nach ihr, das Wasser brodelte, als würde es kochen, und plötzlich lösten sich zwei, drei, vier der schwarzen Bestien aus der zitternden Masse und jagten zur ihr hinauf. Jennifer warf sich verzweifelt zur Seite, trat und schlug um sich und spürte, wie hornige Krallen ihre Beine ergriffen und sie in die Tiefe zu zerren versuchten.
    Dann jagte ein grünsilberner Blitz heran, ergriff ihre verzweifelt ausgestreckten Arme und riss sie in die Höhe, aber Jennifer schrie und trat und schlug weiter um sich, selbst, als sie der Schacht längst wieder frei gegeben hatte und unter ihnen wieder die versunkene Stadt lag. Nur ganz langsam beruhigte sie sich und es dauerte noch länger, bis aus den Bildern des Schreckens, die ihr ihre eigene Furcht vorgaukelte, wieder sein Gesicht wurde, das Fischgesicht mit den großen, regenbogenfarbigen Augen.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Du bist in Sicherheit. Beruhige dich.« Seine Hand streichelte ihr Haar und die Berührung tat gut. Jennifer schluchzte verzweifelt, warf sich an seine Brust und umschlang ihn mit den Armen, presste sich so fest an ihn, wie sie nur konnte. Sie war noch immer halb wahnsinnig vor Angst, aber jetzt war er da und seine Nähe versprach Schutz und Sicherheit.
    »Es ist meine Schuld«, sagte er sanft. »Ich hätte dich nicht allein lassen sollen. Es gibt Gefahren hier unten, weißt du? Aber jetzt ist alles in Ordnung. Du bist nicht mehr in Gefahr.« Er schob sie sanft von sich, legte die Hand unter ihr Kinn und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihn anzusehen. »Aber du darfst nie wieder dort hinunter gehen, verstehst du?«
    Sie nickte. Tränen füllten ihre Augen und vermischten sich mit dem Meerwasser, das sie umgab. Aber die Angst schwand, jetzt, wo sie in seiner Nähe war. »Was … was waren das für Ungeheuer?«, fragte sie stockend.
    Er lächelte. »Keine Ungeheuer«, sagte er. »Sie sind nicht böse. Sie wissen es nicht besser. Du musst ihnen vergeben, mein Liebes. Sie sind Kinder, die noch nicht gelernt haben, zu unterscheiden.«
    »Kinder?«
    Das Wort brachte irgendetwas in ihr zum Erstarren. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihr empor, aber der Gedanke war zu schrecklich, um ihn zu Ende zu denken. Plötzlich war seine Umarmung nicht mehr sanft und beschützend, sondern nur noch stark. Kalt. Kalt wie Eis.
    »Wessen … Kinder?«, fragte sie stockend.
    Sein Lächeln wurde noch breiter. Aber mit einem Male kam es ihr vor wie ein höhnisches Grinsen.
    »Meine, mein Liebling«, sagte er.
    Für die Dauer einer Sekunde setzte ihr Herz aus. Und plötzlich glaubte sie seine Worte noch einmal zu hören, so deutlich, als flüstere er sie ihr ins Ohr, in diesem Moment.
    Du wirst meine Braut, hatte er gesagt. Und die Mutter meiner Kinder.
    Jennifer begann zu schreien.
     
    »Wir haben Jameson schon lange im Verdacht«, sagte Spears ernst. »Aber bisher konnten wir ihm nichts beweisen. Offiziell, heißt das.«
    »Und inoffiziell?«
    Spears lächelte, hob seine Tasse zum Mund, wobei er den kleinen Finger geziert abspreizte, trank einen winzigen Schluck und sah mich über den Rand der Tasse hinweg durchdringend an.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte er schließlich. »Jameson ist nur ein kleiner Fisch, wissen Sie? Der Strohmann, sozusagen.«
    »Strohmann für wen?«, fragte ich.
    Spears setzte seine Tasse ab und schmatzte hörbar. Er schien den schlechten Tee, den uns sein Adjutant gebracht hatte, mit Wein zu verwechseln. »Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht hier«, sagte er. »Und außerdem ein Stück weiter. Die Sache ist nicht so leicht zu erklären, Craven. Eigentlich dürfte ich Ihnen kein Sterbenswörtchen verraten. Aber

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