Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
meinen Augen zu Dagons Gesicht gerann. Ich fühlte mich schwach wie ein neugeborenes Kind und hatte kaum die Kraft, die Arme zu heben, als er den Oxygentank auf meinen Rücken wuchtete und die Halteriemen festzuzurren versuchte. Nur ganz langsam wich die Benommenheit aus meinem Kopf.
»Alles in Ordnung?«
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass es Dagons Stimme war, die ich vernahm – bis ich begriff, dass es überhaupt eine menschliche Stimme war. Natürlich kann man unter Wasser reden – warum auch nicht? – aber die allerwenigsten Menschen haben jemals die verblüffenden akustischen Effekte erlebt, die dies mit sich bringt.
Ich nickte, suchte mit den Füßen festen Halt, hob die Hände, ergriff Dagons Kopf – und schlug ihn so wuchtig gegen einen Felstrümmer, wie ich konnte. Der Fischmann erschlaffte in meinem Griff, ohne auch nur den Versuch einer Gegenwehr gemacht zu haben. Sein Kopf fiel haltlos zur Seite und aus einer Platzwunde an seiner Schläfe quoll wolkiges Blut und färbte das Wasser um ihn herum rosa.
Natürlich war er nicht tot. Schon einen normalen Menschen hätte der Schlag allerhöchstens betäubt, und Dagon war alles andere als ein Mensch, geschweige denn ein normaler Mensch. Wahrscheinlich würde er schon in wenigen Augenblicken wieder aufwachen und so übler Laune sein wie ein Haifisch mit Zahnschmerzen.
Aber mit etwas Glück reichte diese Frist. Wenn ich erst einmal aus diesem verrückten Gebäude heraus und auf dem Weg nach oben war, hatte ich eine Chance.
Ich fuhr im Wasser herum, streckte die Arme aus und paddelte auf einen mannshohen Riss in der Wand zu, so schnell ich konnte.
Die Stadt war in Chaos versunken. Alles war voller hochgewirbeltem Schlamm und Erdreich, das Wasser schien zu kochen und ein großer Teil der Gebäude, die ich auf dem Herweg beobachtet hatte, war jetzt eingestürzt. Eine Unzahl dunkler, kaulquappenähnlicher Umrisse flitzte in heillosem Durcheinander herum und gerade, als ich das Gebäude verließ und mich auf den Weg nach oben machen wollte, blitzte es schräg hinter mir grell auf und ein weiteres Bauwerk barst in einer brodelnden Schaumexplosion auseinander. Die Druckwelle schleuderte mich herum, warf mich um ein Haar gegen einen zerborstenen Pfeiler und trug mich dann ein gutes Stück in die Höhe.
Und dann sah ich die NAUTILUS.
Wie ein bizarres Seeungeheuer schwebte sie über der Stadt, ein Gigant aus Stahl und Glas, aus dem der Tod auf die versunkene Tempelstadt und ihre Bewohner herunterregnete. Sie hing, schwerelos wie ein bizarrer Ballon, gute hundert Yards über dem gewaltigen Krater, der im Meeresboden gähnte, in einen Kranz grellen, elektrischen Lichtes getaucht und dünne Scheinwerferstrahlen wie gleißende Finger in alle Richtungen schießend.
Ein Dutzend Männer in wuchtigen Tiefseemonturen hatte das Schiff verlassen und machte mit seinen Harpunen Jagd auf die Kaulquappenmonster und eine weitere Anzahl gepanzerter Gestalten sank gerade in diesem Moment in den Krater, große, gewehrähnliche Instrumente in den Händen, aus denen sie auf das wimmelnde schwarze Leben an seinem Grunde schossen. Immer wieder blitzte es am Bug der NAUTILUS grell auf und ich gewahrte dunkle, fast mannslange Körper, die an der Spitze sprudelnder weißer Schaumbahnen aus dem Schiff fegten und in die Stadt einschlugen.
Torpedos! Ich hatte von diesen Waffen gehört, teuflischen Erfindungen, die niemals hätten gebaut werden dürfen. Jetzt sah ich sie zum ersten Mal in meinem Leben wirklich im Einsatz, und obwohl es nicht menschliche Bestien waren, gegen die sie abgeschossen wurden, ließ mich der Anblick schaudern. Das Böse wird nicht besser, wenn man es gegen sich selbst richtet.
Wie von Sinnen schwamm ich los, direkt auf den gewaltigen schwarzblauen Leib der NAUTILUS zu. Rings um mich herum versank das unterseeische Reich Dagons im Chaos, aber ich versuchte, es zu ignorieren und näherte mich dem Unterseeboot.
Aber auch Dagons Kindern.
Als ich näher kam, wuchsen die dunklen Punkte, die die NAUTILUS wie ein Schwarm wütender Bienen attackierten, zu gewaltigen, kaulquappenähnlichen Monstern und ich sah, dass eine große Anzahl von Nemos Tauchern in einen wilden Kampf mit den Bestien verstrickt war. Ihre metallenen Panzer schützten sie zwar gegen die mörderischen Gebisse der Ungeheuer, aber die Zahl der schwarzen Shoggoten- Kreaturenschien unerschöpflich.
Dann sah ich etwas, was mich den Kampf vor mir vergessen ließ.
Jennifer.
Die Explosion, die
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