Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
werde gehen. Ich werde fliehen und nur wenige meiner Anhänger mitnehmen. Du siehst, dass ich nicht euer Feind bin.«
    Ich dachte an eine Frau, die ihre Tochter verloren und ihren eigenen Mann getötet hatte, an Bannermann und ein halbes Dutzend Marinesoldaten, die in den Abwässerkanälen Aberdeens auf grausame Weise ums Leben gekommen waren; an Jameson, der einen fürchterlichen Tod erlitten hatte, an zahllose Mütter, die um ihre Söhne und Töchter geweint hatten, fünftausend Jahre lang, und schwieg.
    Dagon schien meine Gedanken zu erraten, denn der Ausdruck auf seinen Zügen verhärtete sich. Als er weitersprach, klang seine Stimme ganz sachlich. Und so kalt wie Eis.
    »Sie kommen, Robert Craven. Ich könnte gehen und euch und eure Welt dem Schicksal überlassen, aber ich habe mich entschieden, euch zu warnen, damit ihr der Gefahr Herr werden könnt.«
    »Das ist sehr großzügig von dir, Dagon«, sagte ich böse. »Und vielleicht schaffen wir dir dabei ganz nebenbei noch die lästige Konkurrenz vom Hals, wie?«
    Dagon schnaubte. »Wenn du die Wahl hättest, Robert Craven«, sagte er ärgerlich, »würdest du rasch begreifen, dass ich das kleinere von zwei Übeln bin. Aber du hast keine Wahl. Jene fremde Macht, die ich nicht kenne, hat mit der Suche nach den SIEBEN SIEGELN begonnen. Hat sie sie erst einmal gefunden, gibt es keine Möglichkeit mehr, jene in der Tiefe daran zu hindern, in eure Zeit zu gelangen. Bilde dir nicht ein, gegen sie kämpfen zu können, Robert Craven. Verhindere, dass die SIEGEL gebrochen werden, oder du verlierst deine Welt. Du und deine Freun -«
    Dagon kam nicht mehr dazu, mir zu erklären, was meine Freunde und ich zu tun hatten, denn der Rest seines Satzes ging in einem ungeheuren Dröhnen und Krachen unter, das die gesamte Pyramide unter unseren Füßen erbeben ließ. Ein dumpfes, mahlendes Knirschen lief durch den uralten Fels und plötzlich gähnten in der Decke zahllose fingerbreite, gezackte Risse, aus denen sich ein gurgelnder Wasserfall auf uns ergoss.
     
    Spears Herz schlug langsam, so mühevoll, als müsse es gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen, und er spürte, wie seine Kräfte mit jeder Minute mehr nachließen. Er war müde und es war eine ganz andere Müdigkeit, als er sie jemals zuvor verspürt hatte; eine Müdigkeit, der ein Schlaf folgen würde, aus dem er nie wieder erwachte.
    Das Schiff erbebte ununterbrochen unter seinen Füßen und sein Rücken schmerzte unerträglich, denn er stand seit mehr als einer Stunde reglos hinter dem Volant im Salon der NAUTILUS und wagte sich nicht weiter zu bewegen, als nötig war, um durch einen schmalen Spalt in dem Samtstoff hinauszuschauen.
    Der Salon war voller Männer, die Dinge taten, die er nicht verstand. Das Schiff zitterte und bebte ununterbrochen und manchmal liefen dumpfe, dröhnende Schläge durch seinen Rumpf. Vor den gewaltigen Bullaugenfenstern war ein grünes, unheimliches Licht erschienen; ein Licht, in dem es von Zeit zu Zeit grell aufblitzte, und manchmal glaubte er gewaltige schwarze Schatten auf das Schiff zurasen zu sehen.
    Spears begriff, dass sich die NAUTILUS in einer Schlacht befand.
    Er verstand nicht, wogegen sie kämpfen mochte, hier, zahllose Fuß unter dem Meeresspiegel, aber er wusste, dass seine Chance heran war; gleich, wie der bizarre Kampf ausging.
    Bald. Sehr bald.
    Seine Hand schloss sich fester um den wuchtigen Schraubenschlüssel.
     
    Das Wasser schoss mit ungeheurer Wucht herein und verwandelte den fünfeckigen Raum von einem Sekundenbruchteil auf den anderen in ein Chaos aus Lärm, weiß schäumender Gischt und tobenden Wogen. Ich sah kaum noch, wie Dagon von der brodelnden Flut erfasst und davongeschleudert wurde, dann erreichte die brodelnde Flutwelle auch meinen Standort, riss mich von den Füßen und wirbelte mich wie ein Spielzeug herum. Ich sah einen Schatten auf mich zurasen, dann traf irgendetwas meinen Rücken, trieb mir die Luft aus den Lungen und ließ mich für Sekunden das Bewusstsein verlieren.
    Ich muss wohl instinktiv die Luft angehalten haben, denn ich erwachte durch die Atemnot. Der Raum war noch immer von chaotisch brodelnden Wassermassen erfüllt, die mich wie ein trockenes Blatt nach Belieben hin und her schleuderten, aber über mir war ein fünfeckiges Stück silbergrünen Himmels. Ich schwamm darauf zu, durchstieß mit dem Kopf die Wasseroberfläche und atmete gierig ein.
    Schwärze umgab mich. Aus der Tiefe drang das schwache Licht der Leuchtalgen empor,

Weitere Kostenlose Bücher