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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich die Tür und ein Teil der danebenliegenden Wand spiegelten …
    Auf dem Bett lag eine gefesselte Frau.
    Es dauerte einen Moment, bis ich Several erkannte.
    Ihr Kleid war zerrissen. Sie war mit einem zusammengedrehten Taschentuch geknebelt worden. Das Haar hing ihr wirr in die Stirn und ich sah, dass ihr Gesicht geschwollen war, als wäre sie geschlagen worden, und ihre Arme waren auf die gemeinste Art und Weise auf den Rücken gebogen und zusammengebunden worden, die ich je gesehen hatte. Der Anblick ließ eine Woge heißer Wut in mir emporsteigen. Instinktiv wollte ich aufspringen, die Tür aufstoßen.
    Dann sah ich etwas, was mich noch einmal innehalten ließ. Das Beinpaar, das ich zum Teil erkennen konnte, war nämlich in Bewegung gekommen; der Mann stand auf, beugte sich flüchtig über Several und wandte sich dann um, um zur Tür zu gehen.
    Ich kannte ihn. Es war der Dürre, den ich schon zweimal getroffen hatte, einmal in Aberdeen, als er die Bande anführte, die Bannermann und mich überfiel, das zweite Mal oben im Gut, und zwar mitten auf die Nase. Sein Gesicht war noch immer geschwollen und der trübe Glanz seiner Augen sagte mir, dass er schon wieder betrunken war. Ich spannte mich, aber er öffnete die Tür nicht, sondern lehnte sich lässig daneben an die Wand und grub eine Zigarre aus seiner Tasche.
    »Diese Warterei geht mir auf die Nerven«, hörte ich seine Stimme. »McGillycaddy hat uns versprochen -«
    »Ich weiß selbst, was er gesagt hat«, erwiderte die Stimme eines zweiten Mannes. Ich konnte ihn durch das beschränkte Sichtfeld des Schlüsselloches nicht sehen, aber ich hörte seine Schritte, als er ungeduldig im Zimmer auf und ab zu gehen begann. »Er wird schon kommen.«
    »Ja«, knurrte der Dürre säuerlich und riss ein Streichholz an. »Fragt sich bloß, wann. Zum Teufel, was habe ich Dagon eigentlich getan, dass ich ständig die Drecksarbeit kriege, während die anderen -«
    Ich hörte nicht mehr zu, sondern warf einen letzten Blick durch das Schlüsselloch in den Spiegel. Der Dürre stand neben der Tür, eine qualmende Zigarre zwischen den Lippen – was bei seinem Hungerleidergesicht absolut lächerlich aussah – und die Arme lässig vor der Brust verschränkt. Er stand so perfekt da, als hätte ich ihn dorthin gestellt.
    Behutsam richtete ich mich auf, drehte den Türknauf, bis ich ein leises Klicken hörte – und trat mit aller Macht vor das Schloss.
    Die Tür flog wie von einer Kanonenkugel getroffen auf und ich hechtete in den Raum.
    Es ist schwer, sich auf einen Gegner vorzubereiten, den man nicht sieht, aber ich hatte den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite. Der zweite Mann stand am Fenster und hatte offenbar interessiert das Geschehen auf dem Marktplatz verfolgt. Jetzt wirbelte er herum und riss instinktiv die Fäuste hoch.
    Er kam nicht einmal dazu, die Bewegung zu Ende zu führen. Mit einer blitzartigen Rolle kam ich auf die Füße, boxte ihm in den Magen und schlug ihm die Handkante in den Nacken, als er sich krümmte. Noch bevor er auf dem Teppich aufschlug, wirbelte ich herum, um mich dem Dürren zuzuwenden.
    Es war nicht mehr nötig.
    Die Tür schwang, von der Wucht des Aufpralles zurückgetrieben und vibrierend wie das Blatt eines Fuchsschwanzes, wieder zu und gewährte mir den Blick auf ein Bild, das ich sicherlich genossen hätte, wäre die Situation etwas weniger ernst gewesen. Der Dürre stand noch immer so da, wie ich ihn im Spiegel gesehen hatte: mit verschränkten Armen, eine Zigarre im Mund und weit aufgerissenen Augen. Nur hatte sein Gesicht alle Farbe verloren und die Zigarre war zu einem guten Stück in seinen Hals gekrochen, während der zermalmte Rest wie eine braune Blüte, aus der grauer Rauch und Funken quollen, zwischen seinen Zähnen hervorlugte. Dann kippte er nach vorne, stocksteif wie ein Brett und mit noch immer vor der Brust verschränkten Armen.
    Hastig drehte ich mich wieder herum und beugte mich über Several. Sie war bei Bewusstsein und starrte mich an, aber in ihren Augen loderte ein Feuer, das mich schaudern ließ. Ich drehte sie vorsichtig herum, löste die Stricke, die ihre Handgelenke hielten, drehte sie wieder auf den Rücken und nahm ihr den Knebel aus dem Mund.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Es war eine ziemlich dumme Frage, denn es war ganz und gar nichts in Ordnung, was ich sehr deutlich sah, aber Several nickte trotzdem, versuchte sich aufzurichten und sank wieder zurück, als ihre Arme unter ihrem Körpergewicht

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