Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Mai. Shannon wollte abermals auffahren, aber der junge Majunde hob rasch die Hand und Shannon schien zu begreifen, dass es sinnlos wäre, dem Eingeborenen widersprechen zu wollen.
    »Der Wille des mächtigen Gottes Krakatau wird geschehen«, sagte Yo Mai entschieden. »In den heiligen Höhlen wird sich entscheiden, ob das Volk der Majunde leben oder untergehen wird. Es liegt nicht in unserer Hand, irgendetwas daran zu ändern.«
    »Das ist Wahnsinn«, murmelte Shannon, aber es war kein echter Widerspruch mehr, sondern weitaus mehr Ausdruck seiner Hilflosigkeit.
    Und Wut.
    Einen Moment lang versuchte ich mir einzureden, dass ich mich täuschte, aber der Ausdruck aus Shannons Gesicht war zu deutlich. Shannon war wütend. Aber worüber? Etwa über die Tatsache, dass sich seine Hoffnung nicht erfüllte und die Majundes uns die Waffenhilfe verweigerten, die wir uns von ihnen erhofft hatten?
    Yo Mai hielt Shannons Blick noch einen Moment lang stand, dann drehte er sich mit einem sonderbar traurigen Lächeln um und ging zu seinen Leuten zurück.
    Shannon starrte ihm wütend nach. »Dieser Narr!«, keuchte er. »Diese hirnverbrannten Idioten! Sie werden Dagons Kreaturen direkt in die Mäuler laufen, wenn sie wirklich dort hinauf gehen!« Zornig ballte er die Fäuste. In seinen Augen blitzte es. Dann bemerkte er, dass ich ihn anstarrte, und erschrak sichtbar. Der Ausdruck von Wut verschwand von seinen Zügen und machte dem einer tiefen, schuldbewussten Betroffenheit Platz.
    »Entschuldige, Robert«, murmelte er. »Ich … habe die Beherrschung verloren. Es tut mir Leid.«
    »Schon gut«, sagte ich, obwohl in Wahrheit absolut nichts schon gut war. Die Wut, die ich in Shannons Augen gelesen hatte, hatte mich erschüttert. Es war einfach nicht fair, dass alles, was er empfand, während er dem Todesurteil eines ganzen Volkes lauschte, Wut war.
    Dann wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass meine Gedanken auch alles andere als fair waren. Shannon war der mit Abstand begabteste und wohl auch stärkste Mann, dem ich jemals begegnet war, aber das bedeutete nicht, dass ich in irgendeiner Form das Recht hatte, ihm menschliche Schwächen abzusprechen.
    Auch für ihn musste das, was wir erlebt und durchgemacht hatten, bis an die Grenzen seiner Kräfte gegangen sein. War es da ein Wunder, dass auch er anders als gewohnt und vielleicht sogar falsch reagierte?
    Eigentlich nur, um die Peinlichkeit, die der Moment für uns beide gewonnen hatte, zu überwinden, drehte ich mich um und beugte mich zu den Majunde-Magier herab, der noch immer reglos und stumm dasaß und Shannon und mich aus weit gewordenen Augen anstarrte.
    »Geht es dir besser?«, fragte ich.
    Sein Blick schien geradewegs durch mich hindurch zu gehen und als er sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern.
    »Ist es wahr, was dein Freund gesagt hat?«, murmelte er.
    »Was? Die Sache mit Tergard und Dagon?«
    »Er hat mich belogen«, murmelte der Majunde. »Er hat mit der Stimme der Götter gesprochen und der große Gott Krakatau selbst hat –«
    »Ich weiß nicht, was Tergard dir gesagt hat«, unterbrach ihn Shannon kühl, »und auf welche Weise. Aber ich gebe dir mein Wort, dass er so wenig mit deinen Göttern zu tun hat wie wir. Tergard ist ein Meister der Lüge, wie alle seine Brüder.«
    »Aber er hat mit der Stimme der Götter gesprochen!«, begehrte der Magier auf. Seine Stimme kippte fast über und seine Augen schienen vor Entsetzen schier aus den Höhlen quellen zu wollen. Ich hatte keine Ahnung, was diese Stimme der Götter war, aber was immer sich hinter diesem Wort verbarg; der bloße Gedanke daran, dass sie gelogen hatte, musste den Majunde beinahe um den Verstand bringen.
    »Tergard ist ein gefährlicher Mann«, sagte ich rasch, ehe Shannon auf seine wenig diplomatische Art vielleicht noch mehr Schaden anrichten konnte. »Er hat dich getäuscht, Magier, wie so viele. Er hat alle belogen. Selbst die, mit denen er sich verbündet hat.« Ich schwieg einen Moment, tauschte einen raschen Blick mit Shannon und fuhr mir nervös mit der Zunge über die Lippen. Ich war mir klar darüber, wie sinnlos meine nächsten Worte waren; aber ich musste es wenigstens versuchen. »Ihr dürft nicht dort hinauf gehen«, sagte ich mit einer Geste auf den Krakatau. »Es wäre der Untergang für dein Volk, Zauberer.«
    Wie ich es erwartet hatte, reagierte der Magier gar nicht auf meine Worte, sondern starrte mich nur weiter an. Seine Lippen bebten.
    »Die Stimme der

Weitere Kostenlose Bücher