Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
antwortete Shannon. »Aber es kann Tage dauern, ehe du dich völlig erholt hast. So viel Zeit bleibt uns nicht.«
    »Deshalb komme ich ja auch gleich mit«, sagte ich und fügte in bewusst ärgerlichem Tonfall hinzu: »Gib dir keine Mühe, Shannon. Ich werde ganz bestimmt nicht hierbleiben und die Wolken zählen, während du dort hinunter gehst und dich ganz allein mit Dagon und seinen Bestien herumschlägst. Ich komme mit.«
    Shannon sah wohl ein, wie sinnlos es war, mich umstimmen zu wollen, und beschränkte sich auf ein resignierendes Seufzen.
    Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie es in seinem Inneren aussah – wenig anders als in meinem. Das Schlimme war nicht einmal die Furcht davor, ein zweites Mal in Dagons unterirdisches Reich hinabsteigen zu sollen. Nein, das Schlimme war, dass weder Shannon noch ich auch nur die geringste Ahnung hatten, was wir dort unten antreffen würden.
    Geschweige denn, was wir überhaupt dort wollten.
    Unser ganzer Plan bestand darin, Dagon aufzuhalten. Irgendwie.
    Seufzend wandte sich Shannon um und deutete mit einer Kopfbewegung auf den vorderen Teil des Lagers. Der Platz hinter dem inneren Tor war von den Überlebenden des Majunde-Stammes bevölkert, an die hundert Männer, Frauen und Kinder, die in kleinen Gruppen oder auch allein auf dem nackten Boden saßen. Es war ein bizarres Bild – das Lager war von seinen legitimen Besitzern verlassen und es gab genug Räumlichkeiten, auch eine weit größere Zahl von Menschen aufzunehmen, als es Yo Mais Stamm darstellte, aber nicht ein einziger Eingeborener hatte eines der Gebäude betreten. Die Majundes mussten so hungrig und durstig sein wie ich – und ich hätte im Moment ein halbes Pferd verspeisen können – aber es war, als hielte sie irgendetwas davon zurück, den Steinbauten auch nur nahe zu kommen. Viele ihrer Stammesbrüder hatten hier ihr Leben lassen müssen. Es hatte Shannon und mich unsere ganze Überredungskunst gekostet, die Majundes allein dazu zu überreden, das Lager zu betreten, um eine Rast einzulegen.
    Wir gingen zwischen den stumm dahockenden Eingeborenen hindurch und näherten uns dem größten der rechteckigen Steinbauten, die den Festungsteil des Lagers bildeten. Ich hatte noch mehrere Male versucht, die Majundes von ihrem Vorhaben abzubringen, zum Gipfel des Krakatau hinaufzugehen und dort die Entscheidung ihrer Götter abzuwarten, aber das Ergebnis war jedes Mal das gleiche gewesen. Schließlich hatten Shannon und ich uns entschieden, ihnen ein Stück weit zu folgen, denn der Weg, den die Majundes nahmen, um zu ihren heiligen Höhlen zu gelangen, führte direkt an Tergards Lager vorbei.
    Von hier ab würden sich unsere Wege trennen, denn während Yo Mai und seine Leute einem ungewissen Schicksal und dem Gipfel des Vulkanes entgegengingen, würden Shannon und ich die entgegengesetzte Richtung nehmen: lotrecht in die Erde hinab, hinunter zu Dagon und seinen Ssaddit. Und dem, was wir sonst noch dort finden mochten.
    Ich vertrieb den Gedanken, schloss mit raschen Schritten zu Shannon auf und trat hinter ihm ins Innere des Hauptgebäudes. Dunkelheit und der unangenehme Geruch von abgestandenem Tabaksqualm und zu vielen Menschen, die zu lange auf zu engem Raum zusammengelebt hatten, schlugen uns entgegen. Rasch und ohne ein überflüssig Wort durchsuchten wir das Gebäude. Das Haus machte den Eindruck eines Gebäudes, das von seinen Bewohnern in höchster Eile verlassen worden war – Möbel waren umgestoßen und achtlos liegen gelassen worden, auf den Tischen standen Teller mit nur halb verzehrten Mahlzeiten, Türen standen offen.
    Schließlich fanden wir, wonach wir suchten – die Küche. Nach den Erfahrungen, die ich mit Shannons Kochkunst gemacht hatte, schüttelte ich rasch den Kopf, als er sich anbot, eine Mahlzeit zuzubereiten, und erklärte, dass ein wenig kaltes Fleisch und Brot ihren Dienst taten. Nach neuerlichem, kurzen Suchen fanden wir die Speisekammer, und ich trug Brot und Pökelfleisch und ein Stück gesalzenen Schinken auf einem Tisch gleich neben der Tür auf, während Shannon das Feuer im Herd zu neuer Glut entfachte und Kaffee kochte.
    Die nächste halbe Stunde verbrachten wir mit Essen. Shannons Kaffee schmeckte noch scheußlicher als sein Essen, aber er vertrieb wenigstens die bleierne Müdigkeit, die von mir Besitz ergriffen hatte. Im Grunde war diese Mahlzeit überflüssig. Es spielte keine besondere Rolle, ob wir mit knurrenden Mägen oder satt in Dagons unterirdisches Reich

Weitere Kostenlose Bücher