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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vor Schrecken. Sie zitterte. »Du kannst sie nicht alle zurücklassen! Du musst kämpfen, Dagon – du … du musst sie beschützen!«
    Ungeduldig wandte Dagon den Blick. Die beiden krötenähnlichen Wesen hatten das Hindernis fast beiseite geräumt und hinter dem niedrigen Durchgang war ein weiterer, allerdings vollkommen leerer Raum zum Vorschein gekommen. Vor seiner Rückwand war ein fünfzackiger Stern auf den Boden gemalt worden. Seine Linien schienen zu flimmern, als wären sie nicht real, sondern nur Illusionen aus Licht.
    »Bitte, Dagon! Du bist ein Gott. Du kannst nicht alle im Stich lassen, die dir vertraut haben!«
    Widerwillig blickte Dagon auf das schwarzhaarige Mädchen herab. »Es gibt nichts, was ich für sie tun könnte«, sagte er. »Es tut mir Leid, Jennifer. Ich kann mein Leben retten und deines, wenn du willst. Aber das ist alles.«
    Das war nicht die Wahrheit und sie wussten es beide. Es waren nicht die Drachenkrieger, vor denen er floh. Nicht einmal sie hätten ihm wirklich gefährlich werden können, hätte er sie mit seiner ganzen dämonischen Macht angegriffen. Es war das, was mit ihnen gekommen war, vor dem er davonlief. Das Chaos, das nach der DAGON griff und sie vernichten würde. Sie und alles, was an Bord war.
    »Wir müssen fliehen, Jennifer«, sagte er noch einmal und sehr viel sanfter jetzt. »Es tut mir Leid, aber das ist der einzige Weg. Wir … wir haben zu lange gewartet. Der Feind ist auf uns aufmerksam geworden. Die DAGON wird untergehen.«
    Jennifer erbleichte. »Und … die anderen?«, fragte sie stockend. »Meine Mutter und … und alle, die dir vertraut haben? Du kannst sie nicht im Stich lassen.«
    »Ich kann nichts für sie tun!«, sagte Dagon wütend. »Sie sterben so oder so. Willst du mit ihnen sterben? Oder mir folgen und leben?«
    Jennifer starrte ihn aus brennenden Augen an, drehte sich herum und blickte auf das sanft leuchtende Pentagramm in der angrenzenden Kammer. »Das ist … eines der Tore, von denen du mir erzählt hast, nicht wahr?«, fragte sie. Dagon nickte. »Warum … warum können die anderen es nicht benutzen? Du kannst sie retten, Dagon!« Der letzte Satz klang wie ein Schrei.
    Statt einer Antwort deutete Dagon stumm auf den Gang, aus dem sie gekommen waren. Der Kampflärm war näher gerückt. Er konnte spüren, wie seine Diener starben, während sie versuchten, die unheimlichen Angreifer aufzuhalten. »Geh und hole sie«, sagte er.
    »Halte sie auf!«, flehte Jennifer. »Bitte, Dagon – ich weiß, dass du es kannst. Du … du hast die Macht dazu. Sie brauchen nicht lange. Sie … sie können alle gerettet werden.«
    Dagon starrte sie an, blickte für einen endlosen Moment in den Gang – und wandte sich mit einem Ruck um. Gebückt trat er durch die Tür, stieß eine seiner Dienerkreaturen grob beiseite und drehte sich noch einmal um, um zu Jennifer zurückzublicken.
    »Begleitest du mich?«
    Jennifer schwieg. Tränen füllten ihre Augen. Sie hatte kaum die Kraft, den Kopf zu schütteln.
    Mit einem abfälligen Laut ging Dagon weiter und trat entschlossen ins Zentrum des Pentagrammes hinein.
    »Dagon!« Jennifers Stimme überschlug sich beinahe. »Ich flehe dich an – lass uns nicht im Stich!« Mit einem verzweifelten Schrei warf sie sich vor, stürzte hinter Dagon her und streckte die Arme aus, wie um ihn festzuhalten.
    Aber es war zu spät. Die dünnen Linien des Pentagrammes begannen wie lebende Schlangen aus giftgrünem Licht zu zucken und plötzlich war da, wo vor Sekunden noch nichts gewesen war, eine Barriere aus flirrenden, wie die Fäden eines gewaltigen Spinnennetzes ineinander verwobenen Linien. Jennifer prallte mit einem Schrei zurück, als sie die Hitze spürte, die von der Erscheinung ausging.
    Das Leuchten nahm noch zu und im gleichen Maße begann die Gestalt des Fischgottes an Realität zu verlieren. Jennifer wandte geblendet den Blick und wich vor der Woge glühender Hitze zurück.
    Erst als das Brennen auf ihrem Gesicht aufhörte, wagte sie es, die Hände herunterzunehmen und behutsam die Augen zu öffnen.
    Das Netz aus Licht war erloschen. Aus der Flammen speienden Erscheinung auf dem Boden war wieder eine harmlos aussehende, nicht einmal besonders kunstfertig ausgeführte Zeichnung geworden.
    »Warum?«, wimmerte Jennifer. »Warum hast du uns verlassen, Dagon? Warum lässt du uns im Stich? Wir … wir haben dir vertraut. Wir lieben dich doch!«
    Aber die Stille antwortete nicht. Dagon war verschwunden.
    Für endlose Sekunden

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