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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich in ihm aus, als er begriff, was wirklich geschehen war. Für einen Moment war er versucht, aus seinem Versteck zwischen den Schatten hervorzutreten und mit seiner ganzen Macht zurückzuschlagen. Aber der Augenblick verging so rasch, wie er gekommen war.
    Er musste vorsichtig sein. Auch wenn der Feind nur ein sterblicher Mensch war, so hatte er doch mächtige Verbündete, Wesen, die ihm an Stärke und Klugheit gleich kamen, vielleicht sogar stärker waren, denn anders als er kannten sie weder Rücksicht noch Skrupel. Und das Geschehen auf der DAGON war nur ein winziger Teil des Puzzles, nicht mehr als ein Zug in einem nach Äonen zählenden Spiel. Wenn er seine Maske zu früh fallen ließ, würde er verlieren. Die anderen wussten nicht von ihm, ahnten nicht einmal, dass es ihn gab, und diese Unwissenheit war sein größter Trumpf. Wenn er ihn zu früh ausspielte, mochte es sein, dass er seine letzte Chance verschenkte, ehe der wirkliche Kampf überhaupt begann.
    Aber es gab etwas anderes, was er tun konnte …
     
    Ich hörte die Schreie, lange ehe ich die Treppe hinunterstürzte und den Mannschaftsraum betrat: spitze, gellende Schreie, wie sie Menschen nur in höchster Not ausstoßen, Menschen, die Todesangst ausstehen. Das Schiff erbebte noch immer wie unter einer ununterbrochenen Folge furchtbarer Hammerschläge und ich torkelte mehr die Treppe hinunter, als dass ich ging. Zwei-, dreimal verlor ich das Gleichgewicht und schlitterte haltlos weiter, verletzte mich aber wie durch ein Wunder nicht ernsthaft, sondern fügte der stattlichen Sammlung von Beulen und Schrammen auf meinem Körper nur einige weitere Exemplare hinzu.
    Die Messe bot ein Bild des Chaos als ich durch die Tür stolperte. Die gewaltigen Erschütterungen, die die DAGON in ihren Grundfesten erbeben ließen, hatten Tische und Bänke durcheinander gewirbelt und zertrümmert und harmlose Möbel in tödliche Geschosse verwandelt.
    Nicht wenige Männer und Frauen lagen blutend und stöhnend da und die, die unverletzt geblieben waren, rannten in wilder Panik durcheinander und vergrößerten so das Chaos noch. Ein unbeschreiblicher Lärm erfüllte den Saal.
    Mühsam arbeitete ich mich durch die wild durcheinander tobende Menschenmenge vor, stieg über einen zertrümmerten Tisch, unter dem ein reichlich mitgenommener McGillycaddy hervorlugte, und stieß die Tür auf, die zu Dagons Kabine führte. Der Gang dahinter war halb eingestürzt; ein Teil der Decke war heruntergebrochen und versperrte den Weg und durch einen handbreiten, klaffenden Riss in der Seitenwand schoss schaumiges Salzwasser herein. Der Boden unter meinen Füßen bebte wie ein waidwundes Tier.
    Torkelnd erreichte ich die Tür, hinter der ich Dagons Kabine wusste, rüttelte einen Moment lang vergeblich an der Klinke und warf mich schließlich mit aller Macht dagegen. Das Holz ächzte unter meinem Anprall, gab aber erst beim dritten Versuch wirklich nach; zusammen mit den Resten der zerborstenen Tür taumelte ich in den Raum.
    Um ein Haar wäre es mein letzter Schritt geworden.
    Ich sah die Klinge heranfegen, versuchte eine Abwehrbewegung zu machen und verlor auf dem bockenden Boden das Gleichgewicht. Mit haltlos rudernden Armen kippte ich nach hinten, rollte mich instinktiv zur Seite und hörte die Klinge dort in den Boden krachen, wo ich zuvor noch gelegen hatte.
    Ein spitzer, gellender Schrei erscholl und mit einem Male verschwand der Schatten über mir und machte einem Knäuel ineinander verstrickter Arme, Beine und sonstiger Extremitäten Platz.
    Mühsam rappelte ich mich auf, blinzelte die Benommenheit weg und blickte eine halbe Sekunde lang verstört auf das entsetzliche Bild, das sich mir bot.
    Aus der ehemals prachtvollen Kabine war ein Trümmerhaufen geworden. Zwei der drei Fenster waren zerbrochen, sodass Gischt und eisiger Wind hereinfauchten, das Mobiliar war zertrümmert und neben dem thronartigen Stuhl, auf dem Dagon gesessen hatte, lag der furchtbar zugerichtete Kadaver eines seiner Kaulquappenmonstren.
    Das zweite Ungeheuer kämpfte einen verzweifelten Kampf mit dem schwarz verhüllten Mann, der mich angegriffen hatte – einem von Necrons Drachenkriegern!
    Es war ein Kampf, den es nicht gewinnen konnte. Die Bestie hatte den Mann in einem für sie günstigen Moment angefallen, gerade, als er sich auf mich konzentrierte und sie für Sekunden nicht beachtete, aber der Augenblick der Überraschung war vorüber. Der Drachenkrieger wich dem schnappenden Maul des Monstrums mit

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