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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kugeln über uns in die Wände und die Treppenstufen fuhren.
    Mit einem Satz trat ich neben ihn und versuchte ihm die Büchse zu entringen, aber die Panik gab McGillycaddy schier übermenschliche Kräfte. Er schüttelte mich ab, versetzte mir einen Kolbenstoß und schoss weiter, bis das Magazin der Winchester leer war.
    »Hören Sie … auf«, keuchte ich, halb gegen die Wand gesunken und die Hände über dem schmerzenden Leib verkrampft. Ich bekam kaum Luft. McGillycaddys Hieb hatte mir eine Rippe geprellt, mindestens. Trotzdem sprach ich weiter, denn ich sah, dass sich McGillycaddy keineswegs beruhigt hatte. Im Gegenteil. Seine Finger gruben in den Taschen seiner groben Arbeitsjacke und förderten eine Hand voll Patronen zutage, die er zitternd in den Kolben des halbautomatischen Gewehres schob.
    »Hören Sie endlich auf, Sie verdammter Idiot!«, würgte ich hervor. »Diesen Männern ist mit Gewehren nicht beizukommen, begreifen Sie das nicht?«
    McGillycaddy fuhr herum. Seine Augen waren unnatürlich geweitet und der Blick, den ich darin las, erinnerte mich an den eines Wahnsinnigen. »Das wollen wir sehen!«, keuchte er. »Das werden wir ja sehen, Craven. Kommen Sie – wenn Sie sich trauen!«
    Damit stürmte er los, beide Hände um das Gewehr gekrallt und immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend. Sein Kumpan Hunter folgte ihm, wie durch Zauberei plötzlich eine großkalibrige Faustfeuerwaffe in den Händen haltend, und nach sekundenlangem Zögern stolperte auch ich hinter den beiden her und die Treppe hinauf. McGillycaddy war ein Mörder, der den Tod wahrscheinlich hundert Mal verdient hatte – aber letztendlich war er ein Mensch und ich konnte ihn nicht tatenlos in den Untergang laufen lassen.
    Der Sturm hatte noch an Gewalt zugenommen, als wir das Deck erreichten. Der Wind schlug mir mit solcher Macht entgegen, dass ich strauchelte und gegen die Wand fiel, kaum dass ich hinter McGillycaddy und Hunter aus der Tür gekommen war, und der Himmel hatte sich vollends in ein Gitterwerk ununterbrochen flackernder Blitze verwandelt, die das Deck der DAGON zu einem Chaos aus Schatten und Finsternis und jäh aufflammenden blauen Flächen werden ließen. McGillycaddy stand verkrümmt und breitbeinig wenige Schritte vor mir und schrie irgendetwas, aber das Heulen des Sturmes riss ihm die Worte von den Lippen und trug sie davon, lange ehe ich sie hören konnte.
    Aber ich sah auch so, was er meinte. Auf halber Strecke zwischen dem Achteraufbau und dem Mast lag ein Toter. Der Mann, den McGillycaddy hinaufgeschickt hatte, um nach dem Rechten zu sehen. Ich erkannte ihn allerdings nur noch an seiner Kleidung.
    Der Kopf fehlte!
    Mir wurde übel.
    McGillycaddy ergriff mich grob bei den Schultern, riss mich herum und deutete wild gestikulierend aufs Meer hinaus.
    Der Strudel war näher gekommen, sehr, sehr viel näher. Statt eines kleinen grauen Kreises sich rasend schnell drehenden Wassers gähnte er jetzt wie ein bodenloser Schacht vor der DAGON im Meer und durch das furchtbare Zischen der Blitze und den ununterbrochen rollenden Donner war ein tiefer, grollender Laut zu hören, als stürzten tief unter unseren Füßen ganze Gebirge zusammen. Und plötzlich fiel mir auch auf, um wie viel schneller die DAGON geworden war. Ihre Segel waren noch immer zum Zerreißen gespannt, aber noch schneller zerrte sie die Strömung vorwärts. Das Schiff schoss mit der Geschwindigkeit eines Schnellzuges auf den rasenden Strudel zu.
    »Was ist das?«, brüllte McGillycaddy neben mir. »Zum Teufel, Craven – was bedeutet das?«
    Ich schüttelte den Kopf, deutete auf meine Ohren und dann zurück zum Treppenaufgang – und McGillycaddy verstand. Schräg gegen den Wind gelehnt, kämpften wir uns zur Tür zurück und blieben auf der obersten Stufe stehen. Das Heulen des Sturmes war auch hier noch ohrenbetäubend, aber es hatte zumindest so weit abgenommen, dass wir uns – wenn auch halbwegs schreiend – verständigen konnten.
    »Was ist das, Craven?«, fragte McGillycaddy erneut.
    »Das, was ich Ihnen zeigen wollte«, antwortete ich. »Die Rettungsboote – erinnern Sie sich?«
    McGillycaddy starrte mich betroffen an. »Aber das … das ist unmöglich«, stammelte er. »Dagon hat versprochen –«
    »Ich weiß nicht, was er Ihnen versprochen hat, McGillycaddy«, unterbrach ich ihn böse. »Ich weiß nur, dass von Ihrem sogenannten Gott keine Spur mehr zu sehen ist. Und dass das Schiff in spätestens zwei Stunden in diesen Strudel fallen wird,

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