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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stufen, aber gleichzeitig strahlten seine Bewegungen eine ungemeine Kraft und Geschmeidigkeit aus.
    »Wohin?«, fragte ich, als er neben mir angelangt war.
    Bannermann deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne, tiefer in die künstliche Nacht hinein, die das Innere der DAGON beherrschte. »Dort hinunter. Er ist bei den anderen, in den Passagierkabinen.«
    Ich folgte ihm; schweigend und in einigem Abstand. Alles war so schnell gegangen, dass ich bis zu diesem Augenblick kaum Zeit gefunden hatte, auch nur einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen. Und nichts schien einen Sinn zu ergeben; das Hiersein eines Drachenkriegers ebenso wenig wie das plötzliche Auftauchen Bannermanns.
    Ich beschloss, wenigstens eine dieser Fragen zu klären und holte mit einigen raschen Schritten auf. »Wie lange sind Sie an Bord dieses Schiffes?«, fragte ich.
    Bannermann hob andeutungsweise die Schultern. »Keine Ahnung, Craven. Ich … erinnere mich kaum. Ich bin in einer schmierigen Kaschemme aufgewacht, nachdem Frane und seine Schläger mich überwältigt haben, und danach …« Er stockte, suchte einen Moment vergeblich nach Worten und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es einfach nicht. Vielleicht haben sie mir irgendein Zeug gegeben, damit ich mich nicht richtig erinnere. Da war ein Boot, und ich glaube, für eine Weile war ich in einem Haus.« Er sah mich an. »Aber die nächste klare Erinnerung ist die DAGON. Ich bin seit ein paar Tagen hier, aber es ist verdammt schwer zu sagen, wie lange genau.« Er lächelte. Es wirkte hilflos. »Die Zeit scheint hier anders abzulaufen, verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Bannermann lächelte erneut.
    »Ich kann es auch nicht genau sagen«, fuhr er fort. »Manchmal bin ich stundenlang herumgelaufen und es schien überhaupt keine Zeit vergangen zu sein, dann wieder …« Er stockte abermals. »Ach verdammt, wie soll ich Ihnen etwas erklären, das ich selbst nicht verstehe?«
    Nun, zumindest in diesem Punkt verstand ich ihn, sehr gut sogar. Mir erging es ja auch nicht sehr viel besser.
    »Und Sie?«, fragte er, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Wie kommen Sie hierher, Craven? Was haben Sie mit diesen Verrückten aus Firth’en Lachlayn zu schaffen?«
    »Nichts«, antwortete ich ausweichend. »Ich bin aus … aus einem anderen Grund hier.«
    Bannermann nickte. »Die NAUTILUS.«
    Überrascht blieb ich stehen. »Woher wissen Sie davon?«
    »Ich weiß eine Menge«, antwortete Bannermann lächelnd. »Ich hatte nicht sehr viel zu tun in den letzten Tagen. Und Dagon ist ein redseliger Bursche.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Warum nicht?«, erwiderte Bannermann. »Ich weiß, dass Sie ihn für ein Ungeheuer halten, und wahrscheinlich haben Sie verdammt Recht damit, Craven. Aber er ist trotzdem ein Mensch. Ein ziemlich einsamer Mensch.« Plötzlich trat ein sonderbarer Ausdruck in seine Augen. »Wissen Sie, dass er mich gefragt hat, ob ich nicht bei ihm bleiben will?«
    »Und was haben Sie geantwortet?«, fragte ich.
    »Noch nichts«, sagte Bannermann, ohne mich dabei anzusehen. »Die DAGON ist ein phantastisches Schiff. Und sie werden Seeleute brauchen, dort, wo sie hingehen.«
    »Sind Sie verrückt, Bannermann?«, entfuhr es mir. »Reicht es nicht, dass diese Wahnsinnigen dort unten mit offenen Augen in ihr Unheil rennen?«
    »Wer sagt das?«, erwiderte Bannermann ruhig. »Woher wollen Sie wissen, dass nicht Sie es sind, der sich irrt, und diese Menschen Recht haben?« Er lachte, aber es klang alles andere als amüsiert. »O ja, Craven, ich kann mir sehr gut vorstellen, was Sie jetzt denken. Aber Sie begehen einen Fehler, wenn Sie von sich auf alle anderen schließen. Nicht jeder hat so viel zu verlieren wie Sie. Die meisten dieser Leute sind ihr Leben lang bitter arm gewesen und der einzige Luxus, den sie jemals kennen gelernt haben, war der, einmal ein paar Tage ohne Angst zu leben oder keinen Hunger zu haben.«
    »Sie übertreiben, Bannermann«, sagte ich.
    Bannermann machte eine zornige Handbewegung. »Mag sein, aber es ist trotzdem so. Wieso maßen Sie sich an, diesen Menschen das letzte bisschen Hoffnung zu nehmen, das ihnen geblieben ist?«
    »Und McGillycaddy?«, fragte ich.
    Bannermanns Gesicht verdüsterte sich. »Er und seine Mörderbande sind Verbrecher«, sagte er. »Kriminelle, die die Macht ausgenutzt haben, die ihnen gegeben wurde. Früher oder später werden sie ihre gerechte Strafe erhalten. Diese Menschen dort unten haben noch nicht gelernt, wie es ist, ohne

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