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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zuidermaar wieder unter Kontrolle bringen, irgendwie. Sein Denken und Handeln galt nur noch diesem einen Ziel: sein Schiff wieder unter das Kommando des Ruders zu bringen, aus seinem ziellosen Dahinstampfen und Schlingern wieder so etwas wie einen Kurs zu machen; der es heraus aus dieser Hölle bringen würde. Es kam ihm in diesem Augenblick nicht einmal zum Bewusstsein, dass die Zuidermaar längst nicht mehr sein Schiff war, dass der Kampf, der seit einer halben Stunde mit erbarmungsloser Wut rings um das Schiff tobte, nicht sein Kampf und die Matrosen, die unter ihm lautlos durch Rauch und Flammen torkelten, nicht seine Männer waren.
    Wieder traf ein fürchterlicher Schlag die Zuidermaar. Für einen Moment rissen die fettigen Qualmwolken auf, die Harmfeld die Sicht nahmen. Das Bild, das sich ihm bot, war gleichzeitig grotesk wie grauenhaft.
    Rings um die Zuidermaar brannte das Meer. Dutzende, wenn nicht Hunderte der Drachenboote trieben zerfetzt und brennend auf den Wogen, aber ebenso viele waren noch unbeschädigt und das Meer schien immer mehr und mehr der fürchterlichen Gegner auszuspeien, grässliche, schwarze Dinger wie schwimmende Skelette, Segel wie zerfetzte Blätter und furchtbare emporgereckte, skelettierte Drachenköpfe.
    Harmfeld erreichte das zersplitterte Etwas, das vom Ruder übriggeblieben war, griff in das verkohlte Holz und versuchte, das Rad herumzuwerfen. Die Zuidermaar reagierte träge wie ein verwundetes Tier, aber sie reagierte. Langsam, unendlich langsam und mit einem tiefen, fast qualvoll klingenden Laut, driftete das mächtige Kriegsschiff herum. Seine zerrissenen Segel blähten sich und für Sekunden wurde aus dem stampfenden Rütteln wieder das gewohnte, ruhige Dahingleiten.
    Dann feuerten die Geschütze erneut. Orangerote Flammen und glühender Rauch brachen aus der Flanke der Zuidermaar, griffen wie glühende Finger hinaus auf das Meer und zerrissen acht, zehn der flachen Drachenboote. Für Sekunden schien das Meer zu brennen und wieder legte sich das Schiff unter dem Rückenschlag seiner eigenen Geschütze schwer auf die Seite. Harmfeld sah, wie zwei der bizarren Gestalten hoch über ihm in den Wanten den Halt verloren und lautlos ins Meer hinabstürzten.
    Aus der Feuerwand brachen Schiffe.
    Brennende, halb zerstörte Schiffe, gelenkt von seelen- und leblosen Kreaturen, die weder Schmerz noch Furcht kannten und ihre Boote weiter auf den gigantischen Gegner zurasen ließen, selbst schon brennend, halb zerstört, aber von einer unseligen, widernatürlichen Macht belebt. Wieder feuerten die Backbordgeschütze der Zuidermaar und wieder spritzte das Meer auseinander, zerbarsten Schiffe und schwarze, aus Knochen und Horn gemachte Gestalten, aber immer mehr und mehr der grotesken Angreifer tauchten aus Flammen und Rauch auf.
    Diesmal würden sie die Zuidermaar erreichen. Harmfeld wusste, dass dieser Angriff Erfolg haben würde. Die Entfernung, die noch zwischen der Front der Angreifer und dem Schiff lag, war zu gering, um den Kanonieren Zeit für eine dritte Salve zu lassen.
    Eine sonderbare Ruhe überkam ihn, als er das Heranjagen der Drachenboote beobachtete. Es waren vielleicht noch zwei Dutzend, mehr als die Hälfte davon hell in Flammen stehend, und sie kamen schnell näher, rasend schnell.
    Seltsamerweise hatte Harmfeld überhaupt keine Angst. Mit einer seltenen Klarheit und Scharfsicht begriff er, dass dieses Gefecht das letzte sein würde, das die Zuidermaar kämpfte. Ebenso, wie er begriff, dass er sterben würde. Aber er empfand keine Furcht, nicht einmal Schrecken bei diesem Gedanken, sondern nur ein Gefühl sonderbarer Kälte.
    Sein Blick glitt hinauf in die Masten, prüfte Stellung und Zustand der Segel, die Richtung des Windes und suchte dann wieder die heranrasenden Knochenschiffe. Reglos, die Hände fest um das verbrannte Holz des Ruders gelegt, wartete er, bis der Abstand zwischen der Zuidermaar und der feindlichen Flotte auf weniger als hundert Yards zusammengeschmolzen war.
    Dann warf er das Ruder mit einem Ruck herum.
    Mit einer unendlich mühsam erscheinenden Bewegung legte sich die Zuidermaar auf die Seite, schwenkte herum und jagte auf die Knochenschiffe zu; und plötzlich war die feindliche Flotte nicht mehr neben, sondern vor dem Schiff. Harmfeld sah, wie die schwarz glitzernden Steuermänner der Geisterschiffe versuchten, den Kurs zu ändern. Aber es war zu spät.
    Wie ein Feuer speiender schimmernder Berg raste die Zuidermaar heran, zermalmte sieben, acht,

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