Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
vor mir zurück und sagte noch einmal: »Sprich ihn niemals aus, Robert, hörst du? Niemals in seiner Gegenwart. Er würde dich töten, tätest du es.«
    Ich nickte. »Gut. Aber das ist keine Antwort. Warum bist du hier? Was gibt es, was du kannst und er nicht?«
    »Nichts«, antwortete Jennifer ausweichend. »Aber auch er kann nicht an zwei Orten zugleich sein. Oder in zwei Zeiten. Ich …« Sie stockte wieder, sah einen Moment zu Boden und begann ihr Handgelenk zu massieren. Ich musste ihr wehgetan haben, ohne es zu bemerken.
    »Ich bin hier, um dasselbe zu tun, was Shadow versuchte«, antwortete sie schließlich. »Das Tor muss geschlossen werden, von beiden Seiten, Robert.«
    »Dann lass mich dir dabei helfen«, sagte ich.
    Jennifer schüttelte den Kopf. »Du verstehst immer noch nicht«, sagte sie. »Es geht nicht einfach darum, die Straße durch die Zeit zu verriegeln. Wäre es nur das, wäre mein Hiersein kaum nötig. Es ist …« Wieder zögerte sie und als sie weitersprach, spürte ich genau, dass ich in diesem Moment etwas erfuhr, was ich niemals hätte erfahren dürfen. »Es ist eine Falle«, sagte sie. »Sie war es von Anfang an. Dagon, die … die Beschwörung der Thul Saduun, seine Flucht in unsere Zeit … es war alles geplant, Robert. Jeder einzelne Schritt.«
    »Geplant?«, wiederholte ich ungläubig. »Du … du willst sagen, es war von Anfang an -«
    »Ich will sagen, dass es so etwas wie Zufall nicht gibt«, unterbrach mich Jennifer rüde. »Dagon war niemals der Verbündete der Thul Saduun. Alles ist so gekommen, wie es kommen sollte. Und nun -« Sie deutete auf den ovalen Fleck aus grünem Licht, der zwischen den beiden Silbernadeln entstanden war. »- geh, Robert. Versuche dich zu retten.«
    Und damit versetzte sie mir einen Stoß, der mich haltlos vorwärts und in das grüne Leuchten hineintaumeln ließ.
     
    Die Geschütze der Zuidermaar hatten längst aufgehört zu feuern, denn es gab nichts mehr, worauf sie hätten schießen können. Die Drachenboote, die die Kanonade des niederländischen Kriegsschiffes überstanden hatten, waren längsseits gegangen und ihre bizarre Besatzung hatte die Zuidermaar geentert. Seither tobte der Kampf an Deck.
    Er war aussichtslos. De Cruyks tote Matrosen waren den Angreifern im Verhältnis eins zu zehn überlegen und trotzdem schmolz ihre Zahl fast rascher dahin, als man zusehen konnte. Wie sie kannten die Angreifer weder Furcht noch Schmerzen und wie sie waren die bizarren Wesen, die über die Reling der Zuidermaar gekommen waren, übermenschlich stark.
    Aber sie waren unverwundbar.
    Harmfeld hatte niemals zuvor Wesen wie sie gesehen oder auch nur von ihnen gehört, aber allein ihr Anblick brachte sein letztes bisschen Mut zum Erlöschen. Es waren große, menschenähnliche Gestalten, aber sie bestanden nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus einer schwarzen, glitzernden Masse, die ihn an das Chitin erinnerte, aus dem gewisse Insekten ihr Exoskelett bildeten. Und es war hart wie Stahl.
    Sein Degen war zersplittert, schon beim ersten Hieb, und ein fast spielerischer Schlag des unheimlichen Angreifers hatte ihn auf das Deck der Zuidermaar geschleudert. Dass er überhaupt noch lebte, war ein reines Wunder.
    Harmfeld versuchte, auf Händen und Knien zum hinteren Teil des Schiffes zu kriechen. Die Zuidermaar brannte überall und auch aus dem Achteraufbau schlugen prasselnde Flammen. Aber wenn er schon sterben musste in einem Kampf, der nicht der seine war und den er nicht einmal verstand, dann dort hinter dem Ruder des Schiffes, wo sein Platz war. Das war alles, woran er denken konnte, und nur deshalb lebte er wohl noch, trotz der Wunden, die er davongetragen hatte.
    Dicht vor ihm spielte sich ein albtraumhafter Zweikampf ab. Gleich vier von De Cruyks Untoten versuchten, eines der Insektenwesen zu packen und über Bord zu drängen, aber wenn sie ihm auch an Kraft gleichwertig sein mochten, so hatten sie doch einem Wesen, das nur aus stahlhartem Horn zu bestehen schien, kaum etwas entgegenzusetzen. Das Ungeheuer riss die Untoten regelrecht in Stücke, ehe sie ihm auch nur gefährlich werden konnten.
    Harmfeld wandte sich schaudernd ab und kroch weiter.
    Aber er kam nur wenige Schritte weit.
    Plötzlich wuchs ein Paar lächerlich dürrer, nachtschwarzer Beine vor ihm empor, dünne Stelzen, mit scharfen, gebogenen Dornen besetzt und in hornigen Klauen endend, die das Holz des Deckes aufrissen. Harmfeld hob instinktiv die Hände, als sich das Ungeheuer, zu ihm

Weitere Kostenlose Bücher