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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herabbeugte. Unter seinen Fingern war plötzlich hartes, kaltes Chitin. Dann fühlte er sich in die Höhe gerissen. Eine Sekunde lang war sein Kopf auf gleicher Höhe mit dem gesichtslosen flachen Schädel des Albtraumwesens, dann traf ihn ein Hieb, der ihn haltlos zurücktaumeln und gegen die Reling sinken ließ. Lautlos folgte ihm das Ungeheuer, um ihm den letzten, tödlichen Hieb zu versetzen.
    Es kam nicht dazu.
    Etwas Dunkles, Schlankes zischte wie eine Peitschenschnur durch die Luft, wickelte sich um seinen Hals und riss es von den Füßen. Harmfeld beobachtete mit ungläubig aufgerissenen Augen, wie das bizarre Wesen wie eine Puppe herumgeschleudert und mit Urgewalt gegen den brennenden Mast des Schiffes geworfen wurde.
    Es zerbrach.
    Sein Körper zersplitterte in drei große und Millionen und Abermillionen kleiner Teile, die wie schwarzer Hagel in weitem Umkreis auf das Deck der Zuidermaar niedergingen.
    Harmfeld richtete sich auf, drehte sich mühsam herum – und erstarrte vor Entsetzen.
    Der schwarze Tentakel, der das Ungeheuer getötet hatte, war nicht der einzige seiner Art. Hinter ihm, halb über das Vorderdeck der Zuidermaar erhoben und unförmig aufgedunsen, hockte ein entsetzliches, riesenhaftes Etwas, ein Ding wie ein Krake, aber anders, größer, schrecklicher: ein finsterer Sack, in die Länge gezogen und pulsierend wie ein titanisches schlagendes Herz, das aus zwei riesenhaften, gelben Augen ohne Pupille auf das Deck der Zuidermaar und den darauf tobenden Kampf herabstarrte. Ein ungeheuerliches, pockennarbiges Scheusal, das sich mit zwei seiner zehn mannsdicken Fangarme am brennenden Holz der Reling festklammerte, während die anderen unter den Kämpfenden wüteten.
    Wo die gewaltigen fleischigen Stränge niederkrachten, zersplitterten Holz und Chitin und wurden De Cruyks untote Piraten zermalmt. Die Bestie tobte, raste wie von Sinnen und erschlug unterschiedslos Angreifer und Verteidiger. Ihre peitschenden Arme schufen einen halbkreisförmigen Bereich des Todes, der nahezu die Hälfte des Schiffes einschloss. Und wo sie nicht hinlangten, griffen andere, peitschende Arme zu, haardünne Tentakel die wie Bündel zuckender schwarzer Nerven aus dem aufgedunsenen Schädel des Albtraumkraken hervorwuchsen.
    Die Zuidermaar bäumte sich auf, als der Koloss mit einer einzigen, unglaublich kraftvollen Bewegung weiter auf ihr Deck hinaufkroch, um auch noch seiner letzten Opfer habhaft zu werden. Etwas Schwarzes, widerlich Weiches streifte Harmfelds Wange und ließ eine Woge des Ekels in ihm emporsteigen.
    Der albtraumhafte Kampf endete, wie er begonnen hatte – schnell und beinahe lautlos. Die letzten Piraten fielen unter den blindwütigen Hieben des Ungeheuers, der letzte Insekten-Mann zerbarst zu einem Haufen scharfkantiger schwarzer Splitter.
    Und dann gab es nur noch ein einziges lebendes Wesen an Bord der Zuidermaar.
    Langsam, wie unter einem inneren Zwang, nahm Harmfeld die Hände herunter und richtete sich auf. Er spürte, dass das Ungeheuer darauf wartete, obwohl er sich mit aller Kraft bemühte, nicht in seine Richtung zu blicken. Es hatte ihn nicht übersehen, wie er sich für Augenblicke einzureden versucht hatte.
    Das Ungetüm sah ihn an!
    Zitternd richtete sich Harmfeld auf, klammerte sich mit seiner linken, unverletzten Hand an der Reling fest und drehte sich herum. Es war wie ein Blick in die Hölle.
    Die riesigen, lodernden Augen der Bestie schienen ihn zu verschlingen, saugten sein Bewusstsein auf wie ein Schwamm einen Tropfen Wasser, vernichteten alles, was jemals an eigenem Willen und Mut in ihm gewesen war und brannten seine Seele aus. Harmfeld bestand nur noch aus Angst; einer Angst von solcher Stärke, dass sie sein Bewusstsein zerbrochen und ihn auf der Stelle getötet hätte, hätte ihn die gleiche Kraft nicht auch beschützt. Von einer Sekunde auf die andere wusste er um Dinge, die kein menschliches Wesen jemals wissen durfte, begann er Schrecken zu begreifen, die älter waren als das Universum, wurde er mit dem absoluten Grauen konfrontiert.
    Dann, nach Sekunden, die ihm wie Äonen erschienen waren, entließen ihn die schrecklichen gelben Augen Dagons wieder aus ihrem Bann. Denn das Ungeheuer war Dagon; Dagon in seiner wahren Gestalt. Ein riesiger, ölig schwarz glänzender Tentakel kroch auf ihn zu, richtete sich wie der Schädel einer angreifenden Kobra auf und verharrte Zentimeter vor seinem Gesicht. Sein Ende deutete zitternd auf die See.
    GEH!
    Nur dieses eine Wort. Ein

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