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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Selbst das war mir im Moment egal.
    Als ich die Felswand erreichte, waren bis auf Yo Mai und zwei von Dagons Hungerleiderkreaturen alle verschwunden. Einer der beiden blutete aus dem Mund; es musste der sein, den Yo Mai niedergeschlagen hatte. Und so, wie es aussah, schien er sich entschlossen zu haben, dem Majunde den Hieb mit größerer Münze heimzuzahlen, denn er hatte die Peitsche gegen einen kopfgroßen Stein getauscht, den er mit beiden Händen schwang, während sein Kamerad wie eine übergroße Spinne auf Yo Mais Brust hockte und seine Arme mit den Knien in den Sand nagelte.
    Ich erreichte sie, eine Sekunde, ehe der Kerl den Stein niedersausen lassen konnte.
    Der Zorn gab mir übermenschliche Kräfte. Mit einem Satz war ich bei dem Burschen, trat ihm in die Kniekehlen und schmetterte ihm gleichzeitig die Faust in den Rücken. Der Kerl brüllte, ließ seinen Stein fallen und kippte in einer fast grotesken Bewegung nach hinten. Ich steppte an ihm vorbei, schmetterte ihm den Ellbogen gegen die Stirn und versetzte dem anderen noch aus der gleichen Bewegung heraus einen Tritt, der ihn von Yo Mais Brust herunter und der Länge nach in den Sand fliegen ließ.
    Als er sich hochstemmen wollte, war ich über ihm, packte ihn im Nacken und versetzte ihm mit der anderen Hand einen Hieb gegen die Schläfe, der ihm für den Rest der Nacht einen besonders tiefen Schlaf bescheren würde. Dann richtete ich mich auf, überzeugte mich mit einem raschen Blick davon, dass auch der andere im Augenblick keine Gefahr mehr darstellte, und kniete neben Yo Mai nieder.
    Der ganze Kampf war so schnell vorüber gewesen, dass der junge Majunde-Krieger nicht einmal richtig mitbekommen hatte, was überhaupt geschah. Vielleicht hätte er es aber auch sonst nicht gemerkt, denn der Blick seiner Augen war verschleiert; ich war mir nicht einmal sicher, ob er mich erkannte, obwohl er mich ansah.
    Sein Gesicht bot einen fürchterlichen Anblick. Die Männer mussten ihre ganze Wut an ihm ausgelassen haben. Er blutete aus zahllosen Wunden und sein rechter Arm schien gebrochen zu sein.
    Behutsam beugte ich mich über ihn, legte seinen Kopf in eine bequemere Lage und berührte ihn mit der Hand zwischen den Augen. Ich spürte …
    Schmerz. Einen grausamen, nicht lokalisierbaren Schmerz, der irgendwo tief in seinem Inneren wühlte. Und Angst. Dann etwas Großes, Finsternis, das sich wie eine rauchige Faust am Grunde seiner Seele zusammenballte und mit unsichtbaren eisigen Fingern nach seinen Gedanken zu greifen begann …
    Hinter mir waren Schritte und als ich aufsah, begegnete ich Shannons Blick. Er hatte sein Schwert gezogen und stand breitbeinig hinter mir, bereit, mir den Rücken zu decken, falls weitere von Dagons Kreaturen aus der Höhle kommen sollten.
    »Er stirbt«, sagte ich leise.
    Von Shannons Gesicht war keine Regung abzulesen und so wandte ich mich wieder dem jungem Majunde zu und tat das Einzige, was ich noch für ihn tun konnte: Ich berührte ihn abermals an der Stirn, nahm Kontakt mit seinem Bewusstsein auf und linderte den Schmerz, so gut ich konnte.
    Yo Mais Blick klärte sich. Drei, vier endlose, schreckliche Sekunden lang starrte er mich an, dann verzog sich sein zerschlagenes Gesicht zu einem Lächeln.
    »Du bist … gekommen, weißer Mann«, stöhnte er. »Was … was hast du getan?«
    »Nicht genug«, antwortete ich leise. »Aber du brauchst keine Angst mehr zu haben. Die Schmerzen werden nicht wiederkommen.«
    Yo Mai versuchte zu nicken. »Ich … weiß«, sagte er stockend. »Ich habe … keine Angst. Der Tod tut niemandem … weh.«
    »Unsinn«, widersprach ich.
    »O doch, Robert Craven«, antwortete er. »Ich sterbe. Aber das … das macht nichts.« Er brach ab, verzog das Gesicht zu einer Grimasse der Pein und rang hörbar nach Atem. Ich verstärkte meinen geistigen Griff, aber ich spürte, wie das Finstere, Körperlose hinter seinen Gedanken stärker wurde.
    »Du hattest Recht, weißer Mann«, fuhr Yo Mai fort. »Die … fremden Götter sind stärker als die unseren.« Er hustete, wand sich abermals wie unter Schmerzen und wollte weitersprechen, schien aber plötzlich nicht mehr die Kraft dazu zu haben.
    »Shannon!«, sagte ich. »Bitte!«
    Shannon zögerte einen Moment dann gab er sich einen sichtbaren Ruck, kniete neben mir nieder, legte das Schwert aus der Hand und berührte Yo Mai an der Schläfe. Ich wusste nicht, was er tat, aber was immer es war, es musste ungleich stärker sein als das bisschen Hilfe, das ich Yo Mai

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