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Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hieb wie wild um mich.
    Der rasiermesserscharfe Stahl zertrennte ein halbes Dutzend der widerlichen Gebilde und verschaffte mir für Sekunden Luft, aber schon wuchsen neue Pseudopodien aus dem Meer – und plötzlich änderte die Bestie ihre Taktik!
    Voller Entsetzen sah ich, dass es diesmal nicht die armdicken, fürchterlichen Krakenarme waren, die nach mir griffen, sondern eine Unzahl fadendünner, glänzender Stränge, kaum stärker als ein Haar. Und es waren Tausende! Das Monstrum schien instinktiv begriffen zu haben, dass ich der einzige ernst zu nehmende Gegner an Bord dieses Schiffes war, der Einzige, der ihm wirklichen Schaden zufügen konnte – und es war nicht annähernd das tumbe Ungeheuer, als das ich es bisher betrachtet hatte, sondern verfügte ganz augenscheinlich über eine dämonische Intelligenz.
    Ich prallte zurück, hieb wie von Sinnen mit dem Degen um mich und schnitt die dünnen Fäden durch, die wie todbringender schwarzer Altweibersommer mit einem Male in der Luft um mich herum waren, über das Deck herankrochen oder sich zu dicken Bündeln zusammenballten, die sofort auseinander fächerten, wenn meine Klinge auch nur in ihre Nähe kam. Aber für jeden Strang, den ich zerschlug, schienen hundert neue aufzutauchen.
    Und dann kam, was kommen musste. Etwas berührte mich im Gesicht, sanft, tastend, weich und klebrig. Ich schrie auf, taumelte zurück und schlug den Faden herunter, aber die halbe Sekunde der Unaufmerksamkeit war genug gewesen. Hundert, zweihundert der dünnen Fäden peitschten auf mich herab, wickelten sich um meinen rechten Arm und das Handgelenk und rissen mich zu Boden. Ich schrie auf, fiel und versuchte meine Hand hin und her zu biegen, um so viele Fäden wie möglich zu durchtrennen, aber meine Bewegungsfreiheit war zu sehr eingeschränkt.
    Dann verstärkte sich der Druck der Minitentakel blitzartig.
    Ich spürte, wie der Degen meinen Händen entglitt und auf das Deck polterte. Gleichzeitig rasten immer mehr Schlangenarme heran, umschlangen auch meine Füße und Beine und zerrten mich mit unbarmherziger Kraft auf die Reling zu.
    Verzweifelt versuchte ich mich mit der linken, frei gebliebenen Hand irgendwo festzuklammern, aber selbst, wenn ich Halt gefunden hätte, hätten meine Kräfte schwerlich ausgereicht, dem Ungeheuer zu widerstehen. Erbarmungslos wurde ich auf die Reling zugezerrt, prallte dagegen und wurde in die Höhe gerissen. Schiff und Himmel kippten über mir zur Seite, als das schwarze Monstrum seine Anstrengungen verdoppelte, um mich über Bord und in die Tiefe zu reißen.
    Plötzlich war eine Gestalt neben mir. Metall blitzte auf und etwas zerschnitt die Fäden, die meine Arme hielten. Ich stürzte, rollte mich zur Seite und fiel ein zweites Mal, als Harmfeld den Degen wie eine Sense über den Boden scharren ließ und die haardünnen Stränge zerschnitt, die meine Beine hielten.
    Eine halbe Sekunde lang blieb ich liegen, schwindelnd vor Anstrengung und Erleichterung, dann richtete ich mich auf, rang keuchend nach Luft, warf Harmfeld einen dankbaren Blick zu und streckte die Hand nach dem Stockdegen aus.
    Der Leutnant zögerte und in seinen Augen flammte ein schwer zu deutender Ausdruck auf. Plötzlich nickte er, warf mir die Waffe zu und zog seinen Offizierssäbel aus dem Gürtel. »Wir sind quitt, Craven«, sagte er. Damit wandte er sich um, schwang seine Waffe und eilte zu einer anderen Seite der Reling, um seinen Leuten beizustehen.
    Der Kampf näherte sich seinem Ende. Harmfelds Männer hackten die Tentakel fast schneller ab, als sie aus dem Meer emporwachsen konnten, und wenn ich auch keine Sekunde daran zweifelte, dass ihr Tun nichts als Nadelstiche für das schiffsgroße Monster bedeutete, so waren es doch viele Nadelstiche. Und die Hiebe, die ich dem Scheusal versetzte, taten weh, denn die Tentakel, die meinem Degen zum Opfer fielen, wuchsen nicht wieder nach.
    Nach kaum fünf Minuten verlor der Angriff der schwarzen Bestie sichtlich an Schwung und plötzlich erzitterte die Zuidermaar ein letztes Mal wie unter einem Hieb, das Meer schäumte und brodelte und der schwarze Gigant verschwand wieder in den lichtlosen Tiefen, aus denen er emporgestiegen war.
    Erschöpft ließ ich meine Waffe sinken, lehnte mich einen Moment gegen die Reling und rang mühsam nach Atem. Als ich mich wieder aufrichtete, stand Leutnant Harmfeld hinter mir. In den Händen hielt er ein Gewehr. Und der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass er entschlossen war,

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