Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod

Titel: Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
und unter seinem Kopf bildete sich langsam eine dunkle, glitzernde Lache.
    Ich stand auf, sah mich noch einmal sichernd um und ging zu ihm hinüber. Obwohl er mein Feind war und mich zweifellos ohne zu zögern an die Thul Saduun verfüttert hätte, war er doch ein Mensch – und wahrscheinlich nicht einmal verantwortlich für das, was er getan hatte. Schließlich hatte ich am eigenen Leibe gespürt, wie mächtig Barlaam war.
    Aber ich sah beinahe sofort, dass hier jede Hilfe zu spät kam. Er war tot. Trotzdem kniete ich nach kurzem Zögern neben ihm nieder, beugte mich vor und schloss seine Augen.
    Und dann sah ich etwas, was mich noch einmal verharren und mir den Toten genauer ansehen ließ. Langsam, wie unter einem inneren Zwang, beugte ich mich zu ihm herab, ergriff ihn bei den Schultern und drehte ihn auf den Bauch.
    Der Anblick ließ mich aufstöhnen.
    Es war nicht die Hitze gewesen, die ihn getötet hatte. Auch nicht mein Hieb oder die fürchterliche Druckwelle. Sie hatte seinen Arm gebrochen, aber das war auch alles.
    Umgebracht hatte ihn …
    Der Rücken des Mannes war eine einzige Wunde.
    Ich schloss die Augen, aber es nutzte nichts. Obwohl ich mich mit aller Macht dagegen wehrte, sah ich wieder das Bild des lebenden Mantels, der flappend herankam, seine grässliche, mit Tausenden nadelspitzen Stacheln übersäte Innenseite, die winzigen glitzernden Blutströpfchen, die noch an manchen von ihnen geklebt hatten …
    Schaudernd wandte ich mich um, kämpfte die Übelkeit nieder, die aus meinem Magen emporkriechen wollte, und richtete mich auf.
    Wenigstens wollte ich es.
    Etwas klammerte sich um meinen Fuß und brachte mich mit einem furchtbaren Ruck aus dem Gleichgewicht. Ich fiel, fing den Sturz im letzten Augenblick auf und verstauchte mir beide Handgelenke dabei. Eine halbe Sekunde später traf ein furchtbarer Schlag meine Rippen, ließ mich vollends zur Seite kippen und auf den Rücken rollen.
    Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich der Tote mit verzerrtem Gesicht auf mich warf!
    Wieder reagierte ich rein instinktiv, riss die Knie an den Leib und stieß mit beiden Füßen nach ihm; eine Technik, die normalerweise selbst einen Giganten wie Rowlf wie eine lebende Kanonenkugel hätte davonfliegen lassen.
    Ihn nicht.
    Der Mann gab nicht einmal einen Laut von sich, sondern wankte nur für eine Sekunde, schlug meine Beine dann mit einer fast spielerischen Bewegung zur Seite und ergriff mich bei den Rockaufschlägen. Ich schrie auf, hämmerte ihm beide Fäuste unter das Kinn und zog das rechte Knie hoch, aber die Wirkung war gleich Null. Der lebende Leichnam zerrte mich weiter in die Höhe und versetzte mir einen Stoß, der mich rücklings auf die Grube zutaumeln ließ.
    Mit verzweifelt wirbelnden Armen fand ich mein Gleichgewicht wieder, wich seinen zuschnappenden Händen im letzten Augenblick aus und packte seinen rechten Arm. Blitzschnell zog ich den Unheimlichen an mich heran und drehte mich gleichzeitig um meine eigene Achse. Der Angreifer verlor den Boden unter den Füßen, rollte über meinen gekrümmten Rücken ab und segelte im hohen Bogen durch die Luft. Im letzten Augenblick ließ ich sein Handgelenk los.
    Er das meine nicht.
    Der Judo-Griff war ein voller Erfolg; eine Technik, auf die mein chinesischer Lehrer stolz gewesen wäre, dazu mit der zehnfachen Kraft ausgeführt die eigentlich nötig gewesen wäre.
    Leider.
    Ich fand kaum hoch Zeit, überhaupt zu begreifen, was geschah, und so etwas wie Schrecken zu empfinden. Dann riss mich mein eigener Schwung von den Füßen und hinter dem davonsegelnden Untoten her.
    Geradewegs in den grün wabernden Höllenpfuhl hinein.
     
    Die Zuidermaar rollte wie ein Schiff im Sturm. Der Nebel war verschwunden, aber über dem Meer hing grauer Pulverdampf in schweren, fettigen Schwaden und an beiden Seiten des gewaltigen Kriegsschiffes blitzte es immer wieder auf, wenn sich seine Bordgeschütze entluden, längst aus dem Takt gekommen und in schneller Folge feuernd.
    Kapitän Harmfeld hob schützend die Arme vor das Gesicht, hustete qualvoll und torkelte durch die Schwaden von Rauch und Pulverdampf, die das brennende Achterdeck des Schiffes einhüllten. Irgendwo vor ihm war das Ruder oder das, was davon übrig geblieben war. Er hatte gesehen, wie die Explosion einen Teil des Steuers mitsamt des toten Piraten, der es bediente, zerrissen hatte, aber er hatte auch gesehen, dass ein Teil davon noch funktionsfähig sein musste.
    Er musste es erreichen, musste die

Weitere Kostenlose Bücher