Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod
verschwunden.
Stattdessen waberte dort ein grünes, rauchiges Nichts.
Es war wie ein Loch in der Wirklichkeit. Das rotschwarze Höllenmuster aus Lava und flüssigem Feuer löste sich auf, geronn entlang einer zerfaserten Linie zu schwarzer Unendlichkeit und dahinter zu grünem Nebel. Einem Rauch, der in furchtbarem, unangenehmem Rhythmus pulsierte, hin und her wogte und zuckte wie ein schlagendes Herz aus giftgrünem Nebel.
Am Grunde dieses höllischen Pfuhls bewegte sich etwas; etwas Dunkles, Mächtiges, wurmartig Gekrümmtes, etwas Peitschendes und Schwarzes, gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfend, etwas mit gewaltigen, zahnlosen Mäulern Schnappendes, düster und selbst nicht mehr als finster geballter Rauch, aber unglaublich groß und böse …
Der Anblick lähmte mich.
Ich hatte diesen Pfuhl schon einmal gesehen, die Grube, wie sie Dagon und Barlaam genannt hatten, damals in Maronar, hatte schon einmal an ihrem Rand gestanden und darauf gewartet, hineingestoßen und von diesem schrecklichen Etwas in seiner Tiefe verschlungen zu werden. Aber das Schicksal, das mich diesmal erwartete, war schlimmer, tausend Mal schlimmer als der Tod.
Plötzlich hatte ich nur noch Angst.
Mit einer Bewegung, die kaum mehr einem bewussten Willen entsprach, fuhr ich herum, riss meinem Bewacher den Silberstab aus der Hand und schlug ihm gleichzeitig die geballte Faust gegen den Hals. Der Maronese keuchte, torkelte einen Schritt zurück und hob die Hände vor das Gesicht. Aber die Angst gab mir übermenschliche Kraft. Mein nächster Hieb durchbrach seine Deckung, schleuderte ihn zu Boden und ließ ihn halb besinnungslos zur Seite rollen.
Zu einem dritten Schlag kam ich nicht mehr.
Etwas Furchtbares geschah. Im gleichen Moment, in dem er stürzte, begann sein Mantel zu zucken und vibrieren. Eine rasche, wellenförmige Bewegung lief durch den bunten Stoff und mit einem Male löste sich das vermeintliche Kleidungsstück von den Schultern seines Trägers, schoss wie ein fliegender Teppich auf mich zu und riss mich um ein Haar von den Beinen.
Ich steppte mit einem verzweifelten Satz zur Seite, aber das Ding war viel schneller als ein Mensch. Noch ehe ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, fuhr es herum und segelte mit einer flappenden Bewegung wieder auf mich zu. Zum ersten Male sah ich die Innenseite eines dieser schrecklichen, lebenden Mäntel.
Sie war nicht bunt wie ihr Äußeres, sondern von der Farbe der Nacht, durchsetzt mit tausenden grausamer, nadelspitzer Dornen! Wenn sich dieses Ding um mich schloss, musste ich hinterher aussehen, als wäre ich in den Prototyp aller eisernen Jungfrauen geraten!
Ich dachte nicht mehr, sondern handelte.
Meine Hand bewegte sich wie von selbst nach oben, richtete den Silberstab auf das fliegende Nadelkissen und drückte sein Ende zusammen.
Ein gleißender Blitz brach aus dem vorderen Teil des Stabes, schnitt eine lodernde Linie aus Schmerz in meine Augen und traf den Mantel. Für den Bruchteil einer Sekunde glühte das lebende Kleidungsstück wie unter einem unheimlichen, inneren Feuer auf und schien mitten in der Bewegung zu erstarren.
Dann explodierte es.
Die Höhle erbebte unter einem ungeheuerlichen Donnerschlag. Eine Woge unvorstellbarer Hitze fegte mich von den Füßen und ließ mich fünf, sechs Yards weit hilflos über den Boden rollen. Die Waffe wurde meinen Händen entrissen und flog klappernd davon, dann sah ich den Rand der Grube auf mich zurasen, warf mich in einer verzweifelten Bewegung herum und fand im letzten Moment irgendwo Halt. Eine glühende Hand schien meinen Rücken zu versengen, dann rollte ich mich auf das Plateau zurück.
Selbst als das Chaos längst vorbei war, blieb ich noch liegen, zitternd vor Erschöpfung und kaum überstandenem Schrecken. Die Hitze hatte die Grenzen des Vorstellbaren überschritten. Mein Rücken schien eine einzige Brandwunde zu sein, mein Haar war versengt und meine Lippen und Brauen waren aufgeplatzt und bluteten. Mir war übel.
Mühsam richtete ich mich auf, wischte mir mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht und sah mich um. Ein eisiger Schauer überlief mich, als ich sah, wie nahe ich dem Rand des Pfuhles gekommen war – einen, allerhöchstens anderthalb Yards weiter, und ich hätte mir um die Fortsetzung der Hexer-Serie keine Sorgen mehr zu machen brauchen …
Mein Blick streifte den bewusstlosen Maronesen. Die Hitzewelle hatte auch ihn davongeschleudert; er lag auf der Seite, in seltsam verkrümmter Haltung,
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