Hexer-Edition 11: Der achtarmige Tod
mir den Atem aus den Lungen presste und mein Herz zusammendrückte. Barlaam lachte leise.
»Keine Sorge, Craven«, sagte er. »Ich werde dich nicht töten. Der Schmerz, den du spürst ist nur ein Bruchteil dessen, was ich gefühlt habe, als mein Körper zerstört wurde.«
Er hob die Hand und der Druck erlosch. Mit einem röchelnden Laut fiel ich nach vorne, atmete tief und krampfhaft ein und aus und versuchte mich auf den Rücken zu drehen, um zu ihm aufsehen zu können. »Was … was hast du vor?«, stöhnte ich.
»Weißt du das wirklich nicht, du Narr?«, fragte Barlaam leise. »Dann will ich es dir erklären. Mein Körper wurde zerstört, durch deine Schuld. Er lebt, aber er ist nicht mehr als eine leere Hülle, zerbrochen und kaum mehr fähig, sie wegen. Aber ich brauche einen Körper. Einen jungen, kräftigen Leib, um die Aufgaben zu erfüllen, die mir gestellt wurden.«
Und endlich begriff ich.
Barlaams Lächeln wurde eine Spur breiter, als er den Schrecken auf meinem Gesicht sah. »Ich sehe, endlich hast du begriffen«, sagte er. »Du wirst mir geben, was du mir genommen hast Craven. Einen Körper. Deinen Körper, Robert Craven.«
Die Oberfläche des Meeres war wie ein silberner Spiegel, hoch, unendlich hoch über ihm. Dinge bewegten sich darauf, schnitten zitternde Bahnen und Spuren aus sprudelnder Bewegung hinein und manchmal leuchtete ein gelbes Licht auf, irgendwo auf der anderen Seite des zitternden Himmels.
Dann sanken Dinge in sein schweigendes Reich hinab, zerstörte Dinge, mit denen er nichts anzufangen wusste, aber auch blutige, warme Dinge, die er fressen konnte, die seinen Hunger aber nicht stillten, sondern seine Gier eher noch schürten.
Irgendetwas war geschehen.
Er wusste nicht was. Er wusste auch nicht, wann.
Seine Erinnerung war gestört. Er war …
DAGON.
Das Wort entstand deutlich in seinem Geist. Im ersten Moment wusste er ihm keine Bedeutung abzugewinnen, dann erinnerte er sich, dass es ein Name war.
Sein Name.
Aber nicht nur sein Name.
Auch der Name eines anderen. Jemandes, der er gewesen war, für lange, unendlich lange Zeit.
Der Gedanke verwirrte ihn, denn wie konnte er gleichzeitig er und ein anderer sein?
DAGON.
Der Magier von Maronar. Fischgott der Bewohner von Mu, Schrecken des Atlantiks, Diener der Thul Saduun.
Langsam entstanden all diese Begriffe hinter seiner Stirn füllten sein allmählich erwachendes Bewusstsein und formten sich zu einem Bild.
Er erinnerte sich.
DAGON.
Sein Name. Der Name, der ihm gegeben worden war, vor so unendlich langer Zeit, unter dem roten Licht der Caelano, der Sonne seiner Heimat, durch Äonen der Zeit und Abgründe des Raumes von ihm getrennt. Ja, das war er gewesen. Dagon. Sein Name. ER.
Das Zittern und Wogen über ihm ging weiter und plötzlich erscholl ein dumpfes Grollen. Der gesamte Meereshimmel schien zu zerbrechen wie ein Spiegel, von einem Hammerschlag getroffen, und dunkle Trümmer und lebendes Fleisch sanken zu ihm herab. Träge streckte er seine oktopoiden Arme aus, griff nach dem Lebenden und verschlang es. Sein Hunger war noch immer nicht gestillt.
Die Bilder hinter seiner Stirn wurden klarer. Es war wie ein Buch, dessen Anfang er endlich gefunden hatte.
DAGON.
Über Zeiträume hinweg, die selbst für das Altern einer Sonne eine Rolle gespielt hätten, war er Dagon gewesen, der MÄCHTIGE, Beherrscher ganzer Welten und Gott. Trotzdem nur ein Diener. Diener und treuer Gefolgsmann eines, der noch gewaltiger und älter war als er, Diener von –
Es war wie ein Hieb. Mit einer Wucht, die die Grenzen körperlichen Schmerzes erreichte, erinnere er sich, dass es verboten war, SEINEN Namen auszusprechen, selbst in Gedanken. Er war der Diener dessen gewesen, dessen Namen man nicht aussprechen durfte, das musste genügen.
Dann waren sie hierher gekommen, auf diesen winzigen, unbedeutenden Planeten am Rande der Milchstraße, und aus ihm, DAGON, deine GROSSEN ALTEN, war Dagon geworden, der Magier von Maronar, auf SEIN Geheiß hin.
Er wusste nicht mehr, warum, aber für Äonen war er er gewesen, Dagon, der Rebell, Magier, Flüchtling durch die Jahrmillionen und letztendlich Wegbereiter der Thul Saduun.
Und ihr Richter.
Eine dumpfe Wut ergriff ihn, als er an den Namen der abtrünnigen Dienerrasse dachte. Ja, er war hier, sie zu vernichten. Zu diesem Zweck war er gekommen, zu diesem Zweck hatte er sich in Dagon, den verwundbaren Menschen, verwandelt, hatte sich selbst vergessen und zu diesem Zweck war er letztlich
Weitere Kostenlose Bücher