Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
werden sich gegen euch richten.«
»Du scheinst nicht ganz zu verstehen«, sagte Wibur mühsam beherrscht. »Nicht wir sind deine Feinde. Für wen du uns auch immer hältst – Verräter sind wir genauso wenig wie du selbst. Sag uns, wer dich aufgehetzt hat. Lass uns gemeinsam eine Lösung finden.«
Swen zuckte zusammen, als sei er geschlagen worden. Die Worte Wiburs berührten etwas tief in ihm, gegen das er sich nicht zu wehren vermochte. Swen wollte den Gedanken weiter verfolgen, aber es ging nicht. Eine eisige Klammer legte sich über sein Denken, presste sein Gehirn zusammen, bis nichts weiter in ihm war als der Hass auf Skallagrim und seine Helfer.
»Wir werden jetzt die Waffen wegstecken«, fuhr Wibur in beschwörendem Tonfall fort. »Und dann wirst du uns sagen, was du in dem Sack mit dir herumschleppst.«
Swens Gesicht verzerrte sich vor Wut. Sein Schwert ruckte nach oben. »Nichts werde ich euch sagen. Was auch immer ihr tut: Euer Zauber verfängt bei mir nicht.«
Er warf sich nach vorn. Wibur Keilaxt stieß einen verblüfften Laut aus, als habe er bis zuletzt damit gerechnet, dass Swen auf seinen Hexenzauber hereinfiele.
Einen Herzschlag lang war nichts zu hören außer dem Keuchen der Kämpfenden, dem metallischen Klirren der Waffen und dem Schaben ihrer Füße über den Steinfußboden. Swen setzte seine ganze Körperkraft ein, um seine beiden Gegner mit wuchtigen Schlägen zum Rücktritt zu treiben. Aber ihr Widerstand war zu verbissen, um einen eindeutigen Vorteil erlangen zu können.
Wibur kämpfte mit einer Eleganz und Geschicklichkeit, die jahrelange Übung verriet. Wann immer Swen einen Ausfall machte, parierte er mit schnellen Schlägen, während der Welpe seinerseits zum Angriff vorging.
Der hartnäckige Widerstand seiner Gegner spornte Swens Wut umso mehr an. Mit einem Kampfschrei wirbelte er um die Achse, stieß den Welpen mit einem kraftvollen Hieb zur Seite und war mit einem Satz neben Wibur Keilaxt. Der hünenhafte Wikinger nutzte die Chance. Sein Schwert zuckte vor; ein, zwei schnelle Finten mit einer Waffe, die so schwer war, dass sie kaum jemand außer ihm handhaben konnte. Wibur versuchte die Hiebe abzuwehren, aber er war der ungestümen Kraft Swens nicht gewachsen. Keuchend wich er zurück. Swen ließ sein Schwert einen Halbkreis nach oben beschreiben. Die Waffe schleuderte Wiburs Schwert zur Seite, sauste zischend durch die Luft und schlug auf Wiburs Kopfbedeckung auf.
Und durch sie durch.
Wibur Keilaxt brach tot zusammen.
Swen hielt sich nicht mit ihm auf. Er wirbelte herum, das Schwert zum erneuten Schlag erhoben.
Der Welpe stand regungslos hinter ihm, erstarrt, den Anblick des Toten nicht verkraftend. So beherzt er auch gekämpft hatte, offenbarte sich beim Anblick des plötzlichen Todes doch seine Jugend. Seine Augen waren weit aufgerissen, aber er schien nichts zu sehen. Als Swen sein Schwert vorwärtstrieb, um ihn endgültig zum Schweigen zu bringen, brachte er noch nicht einmal seine eigene Waffe hoch.
Er starb lautlos.
Es waren drei: ein hochgewachsener, sehr schlanker Mann mit sonderbar heller Haut und hinter ihm zwei noch größere und viel massigere Gestalten, deren wuchtiges Dahinstampfen in krassem Gegensatz zu dem fast lautlosen Gleiten ihres Führers stand. Trotz der noch großen Entfernung konnten wir erkennen, dass sie die Kleidung und Waffen von Wikingern trugen; die gleichen ledernen Harnische und Röcke wie die versteinerten Männer, die wir draußen in der Tropfsteinhöhle gesehen hatten.
Nur dass diese drei alles andere als versteinert waren. Und irgendetwas Finsteres, körperlos Drohendes umgab sie, eilte ihnen voraus wie unsichtbare Schatten und ließ mich schaudern.
Auch meinen Begleitern erging es nicht anders. Ich sah, wie Cody erschrocken zusammenfuhr und seine Waffe hob und auch Annie Oakleys Zeigefinger kroch unmerklich dichter an den Abzug ihres Gewehres heran. Selbst Postlethwaite schien vergessen zu haben, dass er mir noch vor einer halben Minute den Schädel hatte einschlagen wollen, und blickte aus runden Augen auf die näher kommenden Wikinger-Gestalten. Seine Hand fingerte nervös am Colt.
»Behaltet bloß die Nerven«, flüsterte ich. »Wenn auch nur ein Schuss fällt, sind wir tot.«
»Es sind nur drei«, murmelte Cody. Seine Lippen waren zu dünnen, blutleeren Strichen zusammengepresst. Aber zu meiner eigenen Überraschung war es diesmal Sitting Bull, der mir zu Hilfe kam.
»Blitzhaar hat Recht«, sagte er, sehr leise, aber
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