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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in fast beschwörendem Tonfall. »Sie sind gefährlich.«
    Langsam kamen die drei Wikinger näher.
    Und mit jedem Schritt, den sie taten, steigerte sich der eisige Schrecken, der von mir Besitz ergriffen hatte.
    Es waren keine Menschen. Wenigstens nicht in dem Sinne, in dem ich das Wort bisher benutzt hatte.
    Wenn sie irgendwann einmal so etwas wie normale Menschen gewesen waren, so musste es lange, unendlich lange her sein. Jetzt waren es …
    Ungeheuer.
    Annie Oakley stieß einen leisen Schrei aus, als die drei Gestalten so nahe heran waren, dass ihre Gesichter zu erkennen waren. Genauer gesagt, die grinsenden Totenschädel, die unter den wuchtigen Hörnerhelmen der beiden größeren Krieger hervorlugten.
    »Reißt euch zusammen!«, flüsterte ich. »Um Gottes willen, beherrscht euch oder wir sind alle tot!«
    Ich hatte selbst nicht damit gerechnet – aber meine Worte wirkten tatsächlich. Vielleicht war es auch nur das schiere Entsetzen, das Annie und die anderen lähmte. Keiner von uns gab auch nur einen Laut von sich, bis die drei Schreckensgestalten auf zwei, drei Schritte herangekommen waren und stehen blieben.
    Genau genommen waren es keine wirklichen Totenschädel, die uns unter den Helmen der beiden Krieger hervor angrinsten, aber die rissige, lederbraun gewordene Haut spannte sich so stramm über den Knochen der Horrorgesichter, dass der Unterschied nicht mehr besonders groß war. Die Augen waren eingefallen und lagen so tief in den Höhlen, dass sie wie leere Löcher wirkten, und rings um den Mund war die Haut geschrumpft und hatte sich zurückgezogen, sodass die Zähne der furchtbaren Gestalten wie in einem höhnischen Grinsen bleckten. Auch ihre Hände und die wenigen Quadratzoll ihrer Körper, die nicht von tausend Jahre altem, steinhart gewordenem Leder oder verrostetem Eisen bedeckt waren, wirkten ausgezehrt und verfallen, Skeletten ähnlicher als lebenden Wesen.
    Tausend Mal bizarrer aber war der dritte Mann.
    Mann?
    Ein, zwei endlose Minuten lang starrte ich die unglaubliche Erscheinung an, aber es gelang mir nicht einmal zu sagen, ob wir wirklich einem Mann oder einer Frau gegenüberstanden.
    Die Gestalt war groß; ein gutes Stück größer als ich, dabei aber sehr viel schlanker und ihr Körper hatte eindeutig weibliche Formen, bis hin zu den durchaus wohlgeformten Brüsten, die sich unter dem Lederharnisch spannten. Auch ihr Haar war das einer Frau – lang und blond und bis weit über die Schultern fallend – und selbst die eine Seite ihres Gesichtes war die einer Frau.
    Die andere nicht.
    Der Anblick war so unglaublich, dass ich selbst den furchtbaren Schrecken vergaß, mit dem er mich im allerersten Moment erfüllt hatte: Die linke Seite des Gesichtes war die einer wirklich schönen Frau, wenngleich ihre Haut auch von fast leichenhafter Blässe war. Die andere war ein zerstörtes, von Narben und dunklen Linien durchzogenes Männergesicht, auf dem der blaue Schimmer eines Zwei-Tage-Bartes prangte. Und genauso war ihr linker Arm der einer Frau; schlank, aber kräftig, mit sorgsam manikürten Fingernägeln und einem breiten, mit Edelsteinen besetzten Schmuckband um das Handgelenk.
    Der andere Arm war der eines Ungeheuers; mit Muskeln, die wie dicke knotige Taue durch die Haut drückten und einer ungeheuerlichen Pranke, die ein zwar halb verrostetes, aber nichtsdestotrotz gewaltiges Schwert umklammert hielt. Bis weit über den Ellbogen, hinauf war er mit dichtem, hier und da aber räudig gewordenen Wolfspelz bedeckt.
    »Ich grüße euch, fremde Krieger«, sagte die schreckliche Gestalt plötzlich. Ihre Stimme war beinahe noch schrecklicher als ihr Äußeres: die Stimme einer Frau, hell und fast sanft, aber zugleich auch ein schreckliches Röcheln und Stöhnen, als wären es zwei Wesen, die gleichzeitig die gleichen Worte sprachen. Ein eisiger Schauer lief über meinen Rücken. Ich sah, wie Annie beim ersten Klang dieser furchtbaren Zwitter-Stimme zusammenfuhr und sich ihre Hand noch fester um das Gewehr spannte. Mit einem hastigen Schritt trat ich zwischen sie und das unglaubliche Wesen, um wenigstens den direkten Blickkontakt zwischen ihnen zu unterbrechen. Annie Oakley war ein verdammt tapferes Wesen, aber das hier war nichts, dem man mit Mut allein begegnen konnte.
    »Wer seid ihr?«, fragte ich in einem Ton, der selbstbewusst genug war, dem Unheimlichen zu zeigen, dass wir keine Angst hatten, aber nicht herausfordernd wirkte.
    Wenigstens hoffte ich das.
    »Ich bin Erik Wolfshand«,

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