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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würdest.«
    »Wo ist sie?«, fragte ich, plötzlich sehr leise.
    Shadow deutete nach Osten, in die gleiche Richtung wie Sitting Bull zuvor. »Dort«, sagte sie. »Nur noch wenige Meilen entfernt. Aber du kannst nicht dorthin. Niemand von uns kann das.«
    »So?«, fragte ich, nur noch mühsam beherrscht. »Und warum nicht?«
    »Weil -«, begann Shadow, wurde aber sofort von Sitting Bull unterbrochen, der mit einer für sein Alter erstaunlich federnden Bewegung auf die Füße kam und nach Osten deutete.
    »Versuche es«, sagte er ruhig.
    Einen Moment lang starrte ich ihn an, dann schürzte ich die Lippen, drehte mich mit einem Ruck um und machte einen Schritt in die angegebene Richtung.
    Nichts geschah.
    Ich warf Sitting Bull und Shadow einen halb wütenden, halb triumphierenden Blick zu und machte einen weiteren Schritt.
    Eine rasche, einzeln nicht wahrnehmbare Wellenbewegung schien durch die Wüste zu laufen. Es war, als würden zwei Bilder übereinander geschoben, die sich durch Details unterschieden, die im ersten Moment nicht einmal sichtbar waren. Dann …
    Der Sand dicht vor meinen Füßen begann sich zu bewegen. Ein leises Rascheln und Wispern erklang und etwas Dünnes, schwarz Behaartes schob sich durch die körnige, weißgelbe Schicht.
    Eine eisige Hand griff nach meinem Nacken und fuhr prickelnd mein Rückgrat hinunter.
    Ein zweites Spinnenbein erschien neben dem ersten, dann ein drittes, viertes, fünftes … schließlich schob sich ein faustgroßer pelziger Ball durch den Sand. Ausdruckslose Facettenaugen starrten mich mit stummer Wut an.
    Wieder lief eine rasche, wellenförmige Bewegung durch den Sand und neben der ersten Tarantel erschien eine zweite. Und irgendwo, sehr weit entfernt, aber rasch näher kommend, begann etwas Schwarzes, Wirbelndes wie eine lebende Decke das Gelb der Wüste zu verschlingen …
    Mit einem krächzenden Schrei prallte ich zurück.
    Und die Spinnen verschwanden. Von einer Sekunde auf die andere lag die Wüste wieder so still und tot da wie immer. Nur der Sand tanzte in verspielter Bosheit im Wind. Von den Spinnen war keine Spur mehr zu erblicken …
    »Was … was war das?«, murmelte ich. Meine Stimme zitterte. Vergeblich versuchte ich mir einzureden, dass es nur eine Täuschung gewesen war, ein Trugbild, hervorgerufen durch die Hitze und den Durst und meine vollkommen überreizten Nerven.
    »Dasselbe, was dir zustieß, kurz bevor wir dich fanden«, antwortete Shadow ruhig. Sie stand auf, trat an meine Seite und legte mir die Hand auf die Schulter. Ihr Gesicht war dem meinen sehr nahe und ich spürte eine Woge sonderbar wohltuender Wärme. »Das, was uns allen zustieße, würden wir weitergehen«, fuhr sie fort.
    »Aber ich dachte -«
    »Du dachtest, es wäre die Erschöpfung, die dich Dinge sehen ließ, die nicht da waren«, unterbrach mich Shadow. Sie schüttelte den Kopf. »Du hast nicht phantasiert, Robert. Nichts von dem, was du erlebt zu haben glaubst, ist wirklich geschehen. Und du wärest doch gestorben, hätten wir dich nicht rechtzeitig gefunden.« Sie deutete nach Osten. »Du bist auf der Suche nach Necron, Robert, aber du kennst nicht einen Bruchteil seiner wahren Macht. Glaubst du wirklich, er ließe es zu, dass man seine Burg durch einen Zufall findet, so wie man auf ein Wasserloch oder eine Goldmine stößt, wenn man nur lange genug sucht?« Sie lachte, aber es klang nicht besonders amüsiert. »Der Herr der Drachenburg weiß sein Territorium sehr wohl zu schützen, Robert. Er hat einen Schirm errichtet, den kein denkendes Wesen zu durchdringen vermag. Nicht einmal ich.«
    »Einen … Schirm?«
    Shadow nickte. »Vielleicht ist die Bezeichnung falsch, aber das tut nichts zur Sache. Wer immer in den Bereich seiner Magie gerät, verliert den Verstand, Robert. Du hast es am eigenen Leibe erlebt. Der Wahnsinnsschirm ist undurchdringlich, selbst für mich.«
    »Du meinst, diese Spinnen und Ameisen waren nicht echt?«
    Shadow schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was du gesehen hast. Jeder von uns würde etwas anderes erleben, versuchte er, die Drachenburg auf diesem Wege zu erreichen. Jeder Mensch, jedes lebende Wesen, auch ich, hat irgendeinen Punkt, irgendein ganz privates Grauen, gegen das er hilflos ist. Bei dir sind es Spinnen, bei anderen wären es Ratten, Mäuse, die Angst vor großen Höhen, vor dem Lebendig-begraben-Sein …« Sie machte eine weit ausholende Handbewegung. »Dies hier ist die Grenze, Robert. Was du gespürt hast, war nur ein winziger Teil

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