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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wirklich wissen will, ob es diese Dinge gibt, von denen du erzählt hast – Zauberei und schwarze Magie und … und lebende Statuen.«
    Seine Worte verwirrten mich, aber nur für einen Moment. Ich hatte Mel als einen Mann kennen gelernt, der für alles Ungewöhnliche aufgeschlossen war. Aber vielleicht stimmte das nicht. Ich hatte am eigenen Leibe erfahren, dass eine rege Phantasie auch ein Fluch sein konnte.
    »Du musst es auch nicht wissen«, sagte ich ernst. »Wenn du uns zur Insel hinübergebracht hast, kannst du nach Hause fahren. Ich schwöre dir, dass du mich niemals wiedersehen wirst.«
    »Zu gütig!«, schnaubte Mel. »Aber ich will nicht -«
    »Ich will nicht«, unterbrach ich ihn mit deutlich erhobener Stimme, »dass du in Gefahr gerätst, Mel.«
    »Danke«, knurrte Mel. »Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen, denke ich.«
    »Du verstehst mich nicht«, behauptete ich. »Es geht eigentlich nicht um dich. Ich … ich will nicht, dass noch mehr Unschuldige verletzt oder getötet werden. Ich ertrage es einfach nicht mehr.«
    Plötzlich wurde Mel sehr nachdenklich. Der Blick, mit dem er mich maß, war mit einem Male mehr mitfühlend als zornig. »Ist es so schlimm?«, fragte er.
    Ich nickte. »Schlimmer«, sagte ich ernst. »Schlimmer, als du dir vorstellen kannst, Mel. Manchmal … manchmal glaube ich fast, dass es ein Fluch ist. Vielleicht ist das der Preis, den ich für meine Macht bezahlen muss.« Ich lachte, aber es gelang mir nicht ganz, den bitteren Klang aus meiner Stimme zu vertreiben. »Ich bringe Unglück, Mel. Jeder, dem ich begegne, geht früher oder später zugrunde.«
    »Du übertreibst«, behauptete Mel.
    »Möglich«, gestand ich. »Aber nicht sehr. Denk nur an Nick.«
    »Nick?« Mel schnaubte. »Okay, er hat ein Ende wie dieses nicht verdient, wie niemand einen solchen Tod verdient hat, aber er war nichts als eine kleine diebische Ratte, die es früher oder später erwischen musste.«
    »Und trotzdem wäre er noch am Leben, wenn ich nicht nach New York gekommen wäre«, behauptete ich. »Ich bin -«
    »Ungekrönter Weltmeister im Selbstmitleid«, unterbrach mich eine Stimme. Zornig fuhr ich herum und erkannte Howard, der unbemerkt zu uns aufgeholt hatte und mich nun strafend anblickte.
    »Glauben Sie ihm nicht, Mister Melville. Unser lieber Robert macht sich manchmal einfach zu viele Gedanken.«
    »Du weißt ganz gut, dass es nicht so ist!«, fuhr ich auf, provozierte dadurch aber nur ein noch mitleidigeres Lächeln Howards – was seinerseits meinen Zorn noch mehr anstachelte. »Zum Teufel, du selbst hast mir die Augen geöffnet!«, sagte ich. »Schon vergessen, Howard? Du selbst bist fast in Ohnmacht gefallen, als du gehört hast, dass ich das NECRONOMICON hierher gebracht habe.«
    »Asche auf dein Haupt«, sagte Howard spöttisch. »Soll ich dir ein paar Geißeln bringen? Oder begnügst du dich damit, auf den Knien bis nach Canossa zu rutschen?«
    »Dein Freund hat Recht, Bob«, sagte Mel sanft. »Ich verstehe nicht die Hälfte von dem, was du mir erzählt hast, aber wenn es sich bei diesem Buch wirklich um etwas so Mächtiges handelt, wie du glaubst, trifft dich keine Schuld.«
    »Wieso?«, fragte ich verwirrt.
    »Weil der Geist des NECRONOMICON unter Garantie dafür gesorgt hat, dass du gar nicht erst auf den Gedanken kommst, es zurückzulassen, du Narr«, sagte Howard ruhig. »Wenn hier überhaupt jemanden die Schuld trifft, dann höchstens mich. Ich hätte dich niemals allein gegen Necron antreten lassen dürfen.«
    Ich starrte ihn an und als ich seinem Blick begegnete, wusste ich, was er wirklich gemeint hatte: nämlich, dass er es niemals zugelassen hätte, dass ich Priscylla mitnahm.
    »Hört auf, euch zu streiten«, sagte Mel. »Wir sind da. Dort vorne ist der Steg. Und ganz in der Nähe liegt ein Boot. Ihr könnt dort oben auf mich warten, während ich es hole.«
    Tatsächlich erkannte ich in der Richtung, in die sein ausgestreckter Arm wies, jetzt einen verwaschenen finsteren Umriss im Nebel. Aber Mel wartete nicht, bis wir ihn erreichten, sondern stürmte plötzlich in weitaus schärferem Tempo los, sodass er binnen weniger Augenblicke in den grauen Schwaden verschwunden war, während Howard, Rowlf und ich uns dem Landungssteg näherten. Jetzt, fast am tiefsten Stand der Ebbe und von den geisterhaften grauen Fingern des Nebels eingehüllt, wirkte er gleichermaßen unheimlich wie grotesk – ein waagerechter, sehr langer Steg, der sich gute hundert Fuß weit dahinzog und

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