Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
Henry Baskerville in Bewegung. Dr. Mortimer und Chalef schlossen sich ihm an, während Bruce Murphy am oberen Rand der Wiese stehen blieb. Unverhüllte Angst spiegelte sich in seinem schmalen, sommersprossigen Gesicht wider.
Bald schon wurde der bisher solide Untergrund schwammig und nachgiebig. Modriges, schwärzliches Wasser schwappte unter den Füßen. Henry Baskerville dachte an seine Wildlederstiefel, die für solche Bodenverhältnisse eigentlich nicht geschaffen waren, zögerte für einen Augenblick, stampfte dann aber entschlossen weiter, zumal er glaubte, tatsächlich eine Spur gefunden zu haben. Vor ihm war das hohe Riedgras stellenweise niedergedrückt, sodass sich fast so etwas wie eine Schneise gebildet hatte. Das Gras mochte vom Wind zerzaust worden sein, vielleicht aber auch von einem Menschen, der sich hindurchgewunden hatte. Erst als ihm das Moorwasser bereits bis zum Schienbein reichte und das Fortkommen immer mühevoller und anstrengender wurde, verhielt Baskerville seinen Schritt. In einer Entfernung von etwa zwölf oder fünfzehn Metern war kaum noch Vegetation zu erkennen, sondern nur noch schmutziges, Blasen werfendes Wasser, aus dem einzelne Halme emporragten.
»Das ist ein Sumpfloch, nicht wahr?«, fragte er Dr. Mortimer. »Wer da reingerät, kommt nie wieder raus, richtig?«
»Es sieht ganz danach aus«, stimmte ihm der Arzt zu.
Baskerville schnippte mit den Fingern. »Dann dürfte ja wohl alles klar sein. Der Schäfer hat sich zu weit vorgewagt und ist ganz einfach im Morast versunken!«
Dr. Mortimer wiegte zweifelnd den Kopf hin und her. »Frederic Murphy war ein vorsichtiger Mann und kannte diese Gegend wie seine Westentasche. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er einen solchen Fehler begangen haben soll.«
»Es war finstere Nacht.«
»Trotzdem. Und außerdem geht man im Sumpf nicht so schnell unter. Es ist ein langsames, qualvolles Versinken, bei dem einem noch Zeit genug bleibt …«
»… um nach Hilfe zu rufen?«
»Das wollte ich sagen, ja. Der Junge hat uns jedoch gesagt, dass sein Vater ganz plötzlich verschwunden war – von einem Augenblick zum anderen.«
»Hm.« Henry Baskerville kräuselte die Nase. »Eigenartiger Geruch. Ist das der Sumpf?«
Dr. Mortimer atmete ebenfalls ganz bewusst durch die Nase und zog überrascht die Stirn hoch. »Sie haben Recht, es riecht wirklich eigenartig. Ganz und gar nicht typisch für das Moor. Fast wie in einer Abdeckerei, würde ich sagen.«
»Sagte der Junge nicht, dass er einen entsetzlichen Gestank wahrgenommen hat? Ich hätte da allerdings mehr an Feuer und Schwefel gedacht!«
»Feuer und Schwefel?«, echote der Doktor, der nicht gleich verstand, was der Schlossherr meinte.
»Der Höllenhund!«, erklärte Baskerville und grinste.
Augenblicke später jedoch war ihm nicht mehr nach Grinsen zumute.
Ausgerechnet Chalef, der mit Moorlandschaften bisher überhaupt noch keine Erfahrungen gemacht hatte, war es, der das Grauenhafte als erster erblickte. Sein braunes Gesicht war grau wie Asche geworden, als er mit zitternder Hand auf einen verwachsenen Laubbaum deutete, der ein Stück weiter hügelaufwärts stand.
»Mein Gott«, flüsterte Dr. Mortimer.
Im Geäst des Baumes hing, etwa fünf oder sechs Meter über dem Erdboden, ein Mensch. Ein Mann, der ohne jeden Zweifel tot war.
Bruce Murphy, der dem Baum näher stand als die drei Männer, war jetzt ebenfalls aufmerksam geworden. Er drehte sich um, blickte zu den Ästen hinauf und stieß einen furchtbaren Schrei aus.
»Daddy!«
Es war zu viel für den Jungen. Er machte Anstalten, zu dem Baum hinüberzulaufen, hatte aber nicht die Kraft dazu. Seine Beine versagten ihm den Dienst. Er schrie laut auf und sank, von Weinkrämpfen geschüttelt, ins feuchte Gras.
Baskerville, Dr. Mortimer und Chalef drehten dem Sumpfloch den Rücken zu und wateten zur Wiese zurück. Als sie unter dem Baum ankamen, sagte zunächst keiner von ihnen ein Wort. Sie waren gestandene Männer, die in ihrem Leben schon so manches gesehen und erlebt hatten, aber dieser schreckliche Anblick raubte ihnen buchstäblich die Sprache.
Baskerville brach schließlich das lastende Schweigen. »Wie … ist er da hinaufgekommen?«, fragte er leise.
Eine im Grunde überflüssige Frage, denn weder der Arzt noch Chalef konnten sie beantworten. Es war ganz einfach unerklärlich.
»Wir sollten ihn herunterholen«, schlug Dr. Mortimer vor.
Baskerville nickte. Er gab seinem arabischen Diener einen Wink und
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