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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fackeln und Kerzen erleuchteter Saal öffnete sich vor unseren Augen. Trotzdem war es nicht hell. Das Licht drang kaum zwei Hand breit in die Umgebung der Flammen vor; gerade so, als würde der Hauch des Bösen sogar das Licht ersticken und in sich aufnehmen. Auch die Decke lag im Zwielicht – ein fernes, unwirkliches Etwas, in dessen Schatten sich finstere Dinge wanden und jede unserer Bewegungen aus brennenden Augen verfolgten. Von den Wänden des dämonischen Heiligtums glotzten uns schrecklich verwachsene Höllenwesen aus blasphemischen Bildern entgegen, so erschreckend echt auf den schwarzen Stein gemalt, als könnten sie jeden Moment wirkliche Gestalt erlangen und aus ihm hervortreten. Zudem schienen sie sich auf geheimnisvolle Weise unseren Blicken zu entziehen; versuchte man einen bestimmten Punkt zu fixieren, verschwammen die Bilder vor den Augen und verwirrten den Blick. Selbst mir war es unmöglich, sie länger als ein paar Sekunden zu betrachten.
    Nicht, dass ich dies unbedingt gewollt hätte …
    Es gab nur einen einzigen Gegenstand hier, der unsere Sinne nicht zu verwirren vermochte; trotz seiner Bizarrheit ein Fremdkörper in dieser Sphäre des Grauens, an den wir unsere Blicke fast hilfesuchend klammerten.
    Wie ein Bote aus einer fremden, fernen Welt stand sie im Zentrum des gewaltigen Saales, neben sich ein dunkles Bündel, in dem es metallisch glitzerte.
    »Die Zeitmaschine!«, rief George Wells.
    »Meine Kleider!«, rief Sill el Mot.
    Gleichzeitig stürzten sie nach vorn, George auf seine Maschine, Sill auf das Kleiderbündel zu. Ich folgte ihnen langsam, nach allen Seiten sichernd und mit einem Gefühl in der Magengrube, als hätten sich alle Organe gegen mich verschworen. Ich witterte die Falle so deutlich wie nie zuvor, und doch … Irgendetwas war hier, aber es verhielt sich ruhig, so, als würde es schlafen. Oder den günstigsten Moment abwarten, um mit aller Macht zuzuschlagen und uns zu vernichten.
    Plötzlich fror ich.
    Sill kam auf mich zu, reichte mir mein Hemd und klopfte sich auf ihre Jellaba, unter deren grobem Stoff die stählernen Maschen des Kettenhemdes klirrten. »Was kann mir jetzt noch passieren?«, meinte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit und brachte sogar ein (wenn auch reichlich schiefes) Lächeln zustande. »Wenn ich nur wüsste, was mit meinem Schwert geschehen ist. Ich muss es verloren haben, als -«
    »Ich weiß, wo es ist«, unterbrach ich sie. »Es liegt bei einem Kristallgarten, etwa eine Stunde von hier. Wir können es später holen.«
    Ein lautes Poltern beendete unser Gespräch. Eine rostfarbene Staubwolke wallte auf und hüllte Wells’ Zeitmaschine ein. Ein verhaltenes Fluchen drang daraus hervor, dann ein Husten und schließlich George selbst, einen Schraubenschlüssel in der Hand. Hinter ihm schaukelte das große Schwungrad der Maschine am Boden.
    »Die Konstruktion hat sich etwas verzogen«, keuchte er. Und fügte, als er meinen kritischen Blick bemerkte, hastig hinzu: »Keine Sorge, Mr. Craven – sie wird halten. Wir müssen nur das Rad reparieren.«
    Ich trat näher an das zerbrochene Etwas heran, das er »Rad« zu nennen beliebte. Ein beträchtliches Stück war herausgebrochen und ein gezackter Riss zog sich genau durch seine Mitte fast bis zum anderen Ende. Die ganze Schüssel sah aus, als würde sie im nächsten Augenblick vollends auseinander brechen. »Unmöglich«, urteilte ich vorschnell.
    Wells lächelte nachsichtig. »Nichts ist unmöglich, mein lieber Mr. Craven«, sagte er milde. »Gerade von Ihnen hätte ich dieses Wort nicht erwartet.« Er wandte sich um und humpelte zu einer der fast mannshohen Kerzen hinüber, die zu Dutzenden die Wände des Tempels säumten. »Talg«, sagte er nur und brach ein Stück des grauweißen Materials ab. »Wir müssen ihn lediglich schmelzen und in die Bruchstellen des Rades einfügen, bevor er wieder erstarrt. Sie sehen – elementar einfach.«
    Es lag wohl nicht nur an diesen Worten, die mich auf unerfreulich deutliche Weise an den arroganten Mr. Sherlock Holmes erinnerten, dass ich errötete. Aber schließlich war ich ein Hexer und kein Erfinder. Wells konnte ich in dieser Beziehung wohl kaum das Wasser reichen.
    Knapp zehn Minuten später war es soweit. Während die dumpfen Schläge am Hauptportal des Tempels stetig lauter und drängender wurden und sich von Mal zu Mal ein immer deutlicheres Knirschen unter die Laute mischte, hatten wir zwei der mannsgroßen Kerzen in einer entleerten Ölschale

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