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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vernehmen, mit denen die Brut uns folgte.
    Ich zog Sill dicht zu mir heran. »Keinen Laut!«, zischte ich ihr ins Ohr und deutete auf eine Felsgruppe, die sich gleich neben dem Eingang erhob. »Verbirg dich dort! Ich werde sie tiefer zwischen die Kristalle locken!«
    »Aber -«, wollte sie einwenden, doch ich verschloss ihren Mund rasch mit meiner Hand. Dann gab ich ihr einen leichten Stoß zu den Felsen hin und wandte mich in die andere Richtung.
    Sie kamen! Unförmiges Fleisch quoll in die Schlucht – eine nicht enden wollende Masse, die stinkend und zäh über die Felsen floss und sich auf mich zuwälzte. Dann trennte sich der Berg weißen Fleisches, bis ich schließlich fünf der schrecklichen Kreaturen gegenüberstand.
    Ich versuchte mich nicht vor ihnen zu verbergen, ganz im Gegenteil. Mich zu übersehen war schlichtweg unmöglich.
    Und meine Rechnung ging auf. Die stumme Brut folgte mir, tiefer und tiefer in den Wald der Kristalle hinein. Mein Vorsprung schmolz mit jedem Meter, denn wo ich den Kristallsäulen ausweichen musste, glitten die weißen Würmer einfach darüber hinweg. Schon nach dreißig Schritten musste ich meinen Plan in die Tat umsetzen.
    Ich wusste, dass mich mein Vorhaben an die Grenzen des Wahnsinns führen konnte – und vielleicht sogar darüber hinaus –, aber ich hatte keine Wahl. Ich konnte nur hoffen, dass mein magisches Erbe mich schützen würde.
    Ich holte tief Luft, presste meine Handflächen mit aller Kraft gegen meine Ohren, sah gleichzeitig die Leiber der Brut vor mir aufwachsen – und schrie!
    Legte all die Verzweiflung und Pein in diesen einen, mächtigen Schrei.
    Die Welt um mich zerbarst zu einem wirren Kaleidoskop explodierender Farben. Nur schemenhaft sah ich, wie die Kristalle in grellem Licht erglühten und ihr Glanz die Schlucht wie von tausend Sonnen erfüllte.
    Ich hörte meinen Schrei tausendfach widerhallen, sah mich selbst aus den Augen unzähliger künstlicher Brüder, die sich aus den Kristallen gelöst hatten – mich und die fünf Kreaturen, die sich im gleichen Moment auf mich stürzten.
    Und erweckte die Macht in meiner Seele.
    Es war das Chaos. Für eine ewig währende Sekunde balancierte ich am Rande des Irrsinns entlang, war ich nur noch Hirn und Auge. Meine magischen Energien, nach den Anstrengungen der letzten Stunden nur mehr ein schwacher Abglanz ihrer selbst, wurden tausendfach potenziert und ins Unendliche verstärkt.
    Und auf ein Ziel gerichtet: die Brut des weißen Wurmes.
    Ein Zittern ging durch die unförmigen Leiber. Sie kamen nicht einmal mehr dazu, sich ihres Todes bewusst zu werden. Ihre Existenz versank in einem lautlosen, feurigen Strudel, der ihre Körper zerfetzte und den Geist des Bösen, der ihnen innewohnte, auslöschte wie eine Sturmböe eine flackernde Kerze.
    Dann war es vorbei.
    Es dauerte lange, bis mir die Erkenntnis ins Bewusstsein drang. Vorbei! Und ich lebte noch immer!
    Langsam nur fand ich in die Wirklichkeit zurück. Es war wie das Erwachen aus tiefer Ohnmacht. Ich sah. Ich hörte. Ich fühlte, dass das Leben wieder in mich zurückkehrte, dass die dumpfe Benommenheit wich und die Schleier des magischen Schocks sich von meinem Bewusstsein hoben.
    Eine schlanke Hand berührte behutsam meine Wange, und als ich herumzuckte, sah ich in Sills Augen, die noch dunkel waren vor Furcht. Beruhigend legte ich meine Hand auf die ihre.
    »Es ist vorbei«, sagte ich leise.
    Für Minuten standen wir noch reglos da. Erleichterung war in unseren Herzen und Hoffnung. Wir waren gerettet – zumindest aus dieser Gefahr.
    Ob es uns je gelingen würde, dieses wundersame Reich unter der Erde zu verlassen – dies stand noch in den Sternen.
    Sterne, die wir vielleicht nie mehr sehen sollten. Und die doch auf uns warteten, dort oben, Hunderte von Meilen entfernt. Jenseits des großen Meeres lag die Hoffnung, an die wir uns nun klammerten. Der Vulkankrater der Insel Stromboli. Der Aufstieg.
    Das Licht …

 
Epilog
     
     
    Das große Schwungrad der Maschine setzte sich langsam in Bewegung. George Wells hielt den Steuerknüppel fest umklammert. Sein Blick flog zwischen der Anzeige auf dem Armaturenbrett und den Geschehnissen in der Tempelhalle hin und her.
    Die Zeit lief rückwärts; langsam erst, doch unaufhaltsam. Die Gegenwart erstarrte, wurde zurückgezwängt von Mächten, die sich gegen die der Natur stellten. Ein leises Zittern lief durch die Zeitmaschine und George Wells klammerte sich an ihrem kupfernen Gestänge fest, bis die

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