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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fingerknöchel weiß aus seiner Haut hervorstachen.
    Ein plötzlicher Kopfschmerz ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Die Szenerie schien hinter fließendem Wasser zu verschwimmen, die Konturen der zwei Menschen verwischten sich, wurden zu einem wirbelnden Reigen …
    Zwei Menschen?
    George schrak auf. Etwas lief verkehrt. Er reiste in der Zeit rückwärts, also hätte er sich selbst ebenfalls sehen müssen! Und warum verschwamm das Bild zu einem trüben Schleier? Er wischte sich über die Augen, doch der Eindruck blieb. So blickte er auf die Anzeige auf den Armaturen.
    Zwei Stunden in der Zeit zurück. Jetzt mussten ihn die Wilden an den riesigen Totenschädel gefesselt haben. Sollte er jetzt schon anhalten? Nein, entschied George Wells; er musste einen Zeitpunkt abwarten, der ihm Überlegenheit versicherte.
    Vier Stunden. Der Überfall in der Tiefe des Berges. Bald würden sie ihn zu ihrem Dorf bringen. Wenn er ihnen auflauerte, bevor sie es erreichten …
    Entschlossen drückte George den Steuerkristall wieder nach vorn. Das Rad bremste ab. Rollte langsam aus. Kam zum Stillstand …
    Und der Mantel der Zeit zerriss!
    Für den Bruchteil eines Lidschlages, ein Moment von so kurzer Dauer, dass ein lebendes Wesen ihn nie wird begreifen können, hatte Herbert George Wells den Sieg über die Zeit errungen. Seine Maschine materialisierte zu einem Augenblick, da er selbst, sein Körper und sein Geist, zweifach existierte – in einer fernen Berghöhle und hier, im Zentrum des finsteren Tempels. Für eine Zeitspanne, die man in einem späteren Jahrhundert in Nanosekunden messen würde, lief die Wirklichkeit in zwei getrennten Bahnen, waren die Gesetze der Natur zerbrochen durch das Genie eines einfachen, sterblichen Menschen.
    Doch was vermag ein Mensch gegen Regeln auszurichten, die bestehen, solange das Universum existiert?
    Die Zeit heilte sich selbst, schneller, als ein Gedanke den Weg zum Hirn zu finden vermag.
    Zwei Bahnen, voneinander losgelöst und nicht zu vereinen, sollte nicht eine davon zerstört werden, was das eherne Gesetz der Zeit nicht minder verletzt hätte.
    Und eine dritte Bahn, die alleine lief. Die einzige Chance, das Gleichgewicht des Universums zu wahren: eine Ebene des Seins, die dort verlief, wo noch keine der beiden anderen begonnen hatte.
    Und der Mantel der Zeit fügte sich wieder zusammen und verbarg die fremden Wirklichkeiten hinter seinem Stoff, der aus Ewigkeit gewoben war. Ein kleines Zucken im Gefüge der Zeit, ein leichtes Zittern, das die Herren des Kosmos nicht einmal bemerkten, als sie aus gestrengen Augen die Geschicke des Planeten Erde verfolgten.
    Denn wie kann man etwas bemerken, das niemals geschah …?
    Wieder blickte George Wells auf die Zeitmesser vor sich. Eben sprang die Anzeige auf den September des Jahres 1886 um. Wenn seine Berechnungen stimmten, musste nun das rote Licht aufglühen und anzeigen, dass die Maschine ihre Endgeschwindigkeit erreicht hatte: in jeder Sekunde ein volles Jahr.
    Und trotzdem würde die Fahrt noch Stunden dauern, denn sein Ziel war die Welt des Jahres 802701 – eine kaum mehr vorstellbare Zukunft, in der Weena auf ihn wartete.
    Das gelbe Licht erlosch und wie berechnet, flammte neben ihm nun die rote Lampe auf. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte George einen heftigen Stich in seinem Kopf, doch bevor er sich recht bemerkbar machen konnte, war der Schmerz schon wieder verflogen.
    Herbert George Wells führte es auf das Erreichen der Endgeschwindigkeit zurück. Er konnte nicht ahnen, dass er soeben einen Tag seines Lebens und seiner Erinnerung verloren hatte …

 

     
     
    »Talsah, gib mir deine Hand!«
    Die Stimme erklang ruhig und ausgeglichen über der von weichem Moos bewachsenen Felsbalustrade hoch über dem grünen Tal des Bhima. Sie trug die Weisheit des Alters in sich; eine Weisheit von solcher Eindringlichkeit, dass die Bewohner des Dorfes unten am Fluss ihr nur mit Furcht gelauscht hatten. Bis sie den blinden Alten schließlich fortjagten und die fürchterlichsten Drohungen für den Fall ausstießen, dass er jemals zurückkehrte. Jetzt lebte er hier oben, nahe dem Himmel, weit weg von den Störenfrieden und ihren Nachkommen, und richtete seinen Geist auf das, was in ihm war.
    Manchmal erschrak er selbst vor diesen unbeschreiblichen Kräften, die ihn über andere Menschen erhaben machten.
    »Talsah, deine Hand!«, wiederholte er. Talsah tat wie ihm befohlen und Rajniv Sundhaies begann zu sehen:
    Die Berge spien weiße, feurige Glut

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