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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Haartracht ein wirres Knäuel, während Mr. Fogg sich weit mit dem Oberkörper hinauslehnte, um nach vorn zu schauen, als gäbe es da etwas Wichtiges zu sehen.
    Jetzt ist die Gelegenheit günstig, dachte der Diener bei sich. Wenn er jetzt aufsprang, Foggs Beine fasste und sie mit großer Wucht nach oben stieß, dann …
    Aber nein! Passepartout schlug die Hand vor den Mund und machte ein Gesicht wie ein Kind, das bei einer unrechten Tat erwischt worden war. Wie konnte er nur, es war nicht auszudenken und es lag allein an der tödlichen Ausstrahlung dieses Beutels, den Fogg wie seinen Augapfel hütete.
    Zu Beginn der Reise hatte es harmlos angefangen. Sein Herr hatte begonnen unter Verfolgungswahn zu leiden. Er hatte sich eingebildet, jemand wolle den Beutel stehlen. In jedem Passanten und jedem Mitreisenden hatte er den Dieb vermutet. Dieser Zustand hatte sich immer weiter verstärkt, bis der Beutel mit dem Stein von Kadath Mr. Phileas Fogg gänzlich in seinen Bann gezogen und ihn seines eigenen Willens beraubt hatte. Er war herrisch und ungeduldig geworden, aufbrausend und menschenverachtend und er hatte die Verfolger in eine tödliche Falle gelockt, von der er mit Sicherheit vorher nichts gewusst hatte.
    Den Ausschlag hatte jener Augenblick gegeben, als Fogg den Beutel aus der Rocktasche gezogen und sich gegen die Stirn gehalten hatte.
    »Mr. Fogg«, begann Passepartout, weil er irgendetwas sagen musste, um seine innere Spannung loszuwerden. »Mr. Fogg, seid Ihr bei Euch? Oder steht Ihr unter dem Einfluss des Beutels?«
    »Was geht dich der Beutel an, du neugieriger Diener?« Fogg streckte für wenige Augenblicke den Kopf in das Abteil hinein. »Warum habe ich dich überhaupt mitgenommen?«
    »Damit ich notfalls auch mit Gewalt auf Euch aufpasse!«
    Fogg gab ein Brummen von sich. Er beugte sich wieder hinaus, ruderte nach hinten mit den Armen und lachte auf.
    »Das wirst du nie schaffen, Passepartout. Abgesehen davon, dass ich selbst auf mich aufpassen kann.«
    »Dann tut es doch!« Passepartout erhob sich und trat bis zur Tür zurück. »Es ist allein der Stein, der Euch lenkt, der auf Euch achtet. Nicht Ihr selbst, Sir!«
    Ein meckerndes Lachen wie von einem Irren wehte draußen vorbei. Fogg hatte es ausgestoßen. Dabei bewegte er sich keinen Deut und der Fahrtwind riss weiter an seinen Haaren und blies in sein Gesicht. Es war, als warte Fogg auf etwas. Und je länger er hinausgebeugt blieb, desto sicherer wurde Passepartout, dass sich bald etwas ereignen würde. Er setzte sich in den Sitz neben dem Türgriff, jederzeit bereit, den Zug zu verlassen, egal ob er hielt oder fuhr.
    Nach einer Viertelstunde kam Fogg endlich wieder herein, aber er ließ das Fenster offen. Er nickte seinem Diener zu, der es mit dem Zucken seiner Mundwinkel quittierte.
    »Erinnert Ihr Euch an den Tag, als ich mich vorstellte?«, fragte er leise. »Am selben Tag noch brachen wir zu unserer ersten Weltreise auf!«
    »Ich erinnere mich«, sagte Phileas Fogg nachdenklich. »Aber es ist lange her. Es kommt mir vor, als sei es vor Ewigkeiten gewesen, in einem völlig anderen Land. England, was ist England? Ist nicht Kadath viel, viel mehr? Wo sind die Äonen geblieben, seit denen all das Großartige geschah? Wo sind die Mächtigen jener Zeit? Warum ruft niemand nach ihnen? Wo könnte man sie finden? Kadath selbst ist leer, ein totes Gebilde, von Würmern und Schlangen bewohnt.«
    »Das ist es«, fiel Passepartout ein. Seine Wangen röteten sich; er handelte in dem Bewusstsein, die Gunst des Augenblicks nutzen zu müssen. »Habt Ihr Aouda vergessen und Eure Kinder? Was steht Euch am nächsten? Sind es nicht Eure Angehörigen? Habt Ihr nicht Aouda hier in Indien vor dem Tod errettet?«
    In die Augen Mr. Foggs trat ein Funkeln, sein Gesicht nahm einen weichen und warmherzigen Ausdruck an.
    »Ach, Passepartout«, sagte er, »es war alles so herrlich. Ich wünschte, ich könnte jene Zeiten zurückholen!«
    »Gebt mir den Beutel, bitte!«, sagte der Diener energisch. »Ich tue es für Aouda und die Buben. Und für Euch!«
    Foggs Gesicht blieb verklärt. Seine linke Hand fuhr in die Rocktasche, umfasste den Beutel und zog ihn heraus. Er streckte den Arm aus – und zog ihn im nächsten Augenblick mit einem Aufschrei zurück. Etwas riss Phileas Fogg von seinem Sitz empor, in den er sich niedergelassen hatte. Sein linker Arm stand in Flammen und der große Mann krümmte sich zusammen und stürzte in die Arme seines Dieners, der ihn geschickt auffing

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