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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Riesen spürte, bäumte mich verzweifelt auf und versuchte meine Arme loszureißen. Ein harter Schlag traf meine Schläfe und raubte mir um ein Haar die Besinnung. In einer Bewegung, die nur mehr ein reiner Reflex war und nichts mehr mit bewusstem Denken oder Handeln zu tun hatte, zog ich die Beine an und stieß dem vor mir stehenden Kerl die Füße gegen den Leib. Er fiel, sprang aber sofort wieder hoch und kam mit drohend vorgestrecktem Dolch näher.
    Eine Sekunde später war er fort, zusammen mit der Hand, die ihn gehalten hatte, und der Mann starrte aus verblüfft geweiteten Augen auf seinen Armstumpf, aus dem dunkles, fast schwarzes Blut quoll. Dann wich der Ausdruck von Unglauben in seinem Blick jähem Schmerz. Er schrie auf, drehte sich halb um seine Achse und brach zusammen.
    Sill fuhr auf der Stelle herum, durchbohrte den Mann rechts neben mir mit ihrem Säbel und versetzte noch aus der gleichen Bewegung heraus dem anderen einen Ellbogenstoß, dass sein Schuppenpanzer knirschte und er ins Wanken geriet. Ich half der Entwicklung noch ein wenig nach, indem ich mich mit meinem gesamten Körpergewicht auf ihn warf, zerrte ihn zu Boden und legte alle Kraft in einen einzigen, verzweifelten Hieb.
    Es war ein Gefühl, als schlüge ich gegen massiven Stahl.
    Ein greller Schmerz schoss durch meine Hand und lähmte sie, aber das mörderische Funkeln in den Augen des Kriegers erlosch. Seine Hände lösten sich endlich von meinem Oberarm.
    Als ich von ihm herunterkroch und aufstand, zog Sill gerade ihren Säbel zwischen den Rippen des dritten Angreifers hervor. Schwer atmend richtet sie sich auf, presste die Hand gegen die verletzte Schulter und drehte sich herum. Ein dunkler, hässlicher Fleck begann sich auf ihrem Burnus auszubreiten. Trotzdem humpelte sie auf mich zu und hob ihren Säbel, um auch noch den vierten Mann zu töten.
    »Lass ihn«, sagte ich leise.
    Sill erstarrte mitten in der Bewegung, sah mich beinahe feindselig an und versuchte mich aus dem Weg zu schieben, aber ihre Kraft reichte nicht mehr. Sie leistete kaum noch Widerstand, als ich ihr den Säbel aus der Hand nahm und sie mit sanfter Gewalt zurückstieß, bis sie sich halbwegs auf den Sarkophag setzte. Der dunkle Fleck über ihrer Schulter wurde größer.
    »Töte ihn«, murmelte sie. »Du musst ihn … erschlagen.« Ihre Stimme zitterte. Kalter, feinperliger Schweiß bedeckte ihre Stirn.
    »Wozu?«, fragte ich, während ich schon dabei war, ihren Burnus zu öffnen. »Er wird uns nichts mehr tun. Jedenfalls im Moment nicht.«
    Sill wollte widersprechen, presste aber dann nur wütend die Lippen aufeinander und blickte den Bewusstlosen hasserfüllt an und auch ich schluckte die Bemerkung, die mir auf den Lippen lag, im letzten Moment herunter. Alles war so unglaublich schnell gegangen, dass ich noch gar nicht richtig begriffen hatte, was wirklich geschehen war. Und ich war jetzt so lange mit Sill zusammen, dass ich zu vergessen begann, wer sie war. Ihr voller Name lautete Sill el Mot, was nichts anderes bedeutete als Der Schatten des Todes. Ein Name, der nur zu zutreffend war. Trotz der Wunde in ihrer Schulter hatte sie die drei bizarren Krieger praktisch innerhalb weniger Sekunden getötet.
    Vielleicht, dachte ich schaudernd, sollte ich öfter daran denken, wer sie war.
    Aber ich war mir ja nicht einmal sicher, ob ich es wirklich wusste.
    Sill sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als ich behutsam den Stoff zurückzog und ihre Schulter entblößte.
    Die Wunde sah schlimm aus – der Pfeil hatte ihre Schulter glatt durchschlagen und ragte schräg nach oben aus ihrem Bizeps, blutig und mit widerlichen, einwärts gebogenen Widerhaken besetzt. Und trotzdem, dachte ich schaudernd, hatte sie noch Glück gehabt. Wäre der Schuss etwas weniger kraftvoll gewesen, sodass der Pfeil ihre Schulter nicht durchschlagen, sondern im Fleisch stecken geblieben wäre, hätte ich ihr eher die halbe Schulter weggerissen, als das Geschoss herauszubekommen.
    »Brich ihn ab«, sagte Sill mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ich blickte sie unsicher an, versuchte zu lächeln, packte das vordere Ende des Pfeiles mit beiden Händen – und brach ihn ab.
    Sill schrie auf, brach um ein Haar zusammen und klammerte sich im letzten Moment an meinen Schultern fest. Sie zitterte.
    »Mach … weiter«, stöhnte sie.
    Ich schluckte trocken, sah den Pfeil und ihre heftig blutende Schulter an und fuhr mir nervös mit der Hand über das Kinn. Jetzt, wo der Pfeil abgebrochen war, hätte

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