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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Krieger erschlaffte, ließ sich mit einem eindeutig enttäuscht klingenden Laut zurücksinken und starrte mich mit einer Mischung aus Furcht und mühsam unterdrückter Wut an.
    Ich kroch hastig ein weiteres Stück zurück, richtete mich auf ein Bein und ein Knie auf und sah zu Sill empor, um mich davon zu überzeugen, dass sie noch schlief, ehe ich mich wieder an den Krieger wandte. Der Dolch in meiner Hand kam mir mit einem Male lächerlich vor. Ich steckte ihn weg.
    »Verstehst du meine Sprache?«, fragte ich.
    Ich hatte keine ernsthafte Hoffnung, eine wie auch immer geartete Antwort zu erhalten – aber zu meiner Überraschung nickte der gefesselte Riese.
    »Warum sollte ich das nicht, du Ancen-Hund?«, fauchte er. »Es ist nicht schwer, die Sprache von Tieren zu erlernen.«
    »Ancen?« Ich runzelte demonstrativ die Stirn, ging – ein gutes Stück außer seiner Reichweite – in die Hocke und schüttelte übertrieben den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ein Ancen-Hund ist«, erklärte ich ernsthaft. »Ich bin es jedenfalls nicht. Mein Name ist Robert. Das dort -« Ich deutete zum Sarkophag hoch. »- ist Sill el Mot. Meine … Gefährtin. Wie ist dein Name?«
    »Madur«, antwortete mein Gefangener. Seine Augen blitzten hasserfüllt. Aber ich glaubte auch eine ganz leise Spur von Verwunderung darin zu erkennen. »Das weißt du doch ganz genau«, fügte er wütend hinzu.
    »Ich weiß nichts«, sagte ich, nun schon in eindeutig schärferem Ton. »Ich weiß weder wer du bist, noch was das alles hier zu bedeuten hat. Geschweige denn, warum du uns töten wolltest.«
    Madur lachte höhnisch. Jedenfalls versuchte er es. Aber seine Stimme klang eher unsicher als herablassend. »Ich – euch?«, wiederholte er. »Mir scheint, du verwechselst da etwas, Robert.« Er sprach meinen Namen wie Robät aus, was mich zu einem neuerlichen, missbilligenden Stirnrunzeln veranlasste. »Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich nur drei Leichen. Die meiner drei besten Krieger.«
    »Wir haben uns gewehrt«, pflichtete ich ihm bei. »Hättest du das nicht getan, in unserer Situation? Ihr wart dabei, Sill zu töten.« Ich stand wieder auf, beugte mich über die schlafende Araberin und stellte erleichtert fest, dass ihr Atem schon weitaus ruhiger ging als noch vor Minuten. Die Wunde in ihrer Schulter hatte vollends aufgehört zu bluten.
    Ich drehte mich wieder zu Madur um. »Es tut mir Leid, dass deine Männer sterben mussten«, sagte ich. »Umso mehr, da dies alles nichts als ein entsetzliches Missverständnis zu sein scheint.«
    Madur schnaubte. »Was gibt es da misszuverstehen, Robät?« Er machte eine zornige Kopfbewegung in die Runde. »Dies hier ist ein Heiligtum der Ancen-Honks, oder? Und ihr seid hier.«
    »Ihr auch«, sagte ich ruhig.
    Für einen Moment zeigte Madurs Gesicht nichts als Verwirrung. »Du –«
    »Wir sind nicht die, für die du uns hältst«, unterbrach ich ihn. »Glaube mir, Madur. Ich habe das Wort Ancen vor zwei Minuten zum ersten Mal in meinem Leben gehört – aus deinem Mund.«
    »Aber ihr gehört auch nicht zu uns«, sagte Madur stur.
    »Nein«, antwortete ich. »Wir kommen aus … von sehr weit her.«
    »Sehr weit her?« In Madurs Stimme war plötzlich ein lauernder Ton, der mir gar nicht gefiel. »Wo soll das sein, Robät?«
    »Aus einem anderen Land«, antwortete ich ausweichend. »Es ist sehr weit entfernt. Du hast sicher noch nicht von ihm gehört.«
    »Aus einem anderen Land, so?« Madurs Blick war jetzt von Wut erfüllt, die ich mir nicht erklären konnte. »Du lügst! Und du scheinst mich für einen Idioten zu halten. Jedes Kind weiß, dass es nur den Conden-Turm gibt und den Ancen-Turm. Wenn ihr also nicht zu uns gehört, dann müsst ihr von Ancen kommen.«
    Ich wollte widersprechen, aber ich tat es nicht. Stattdessen ließ ich seine Worte ganz langsam noch einmal vor meinem inneren Ohr Revue passieren. Was hatte er gesagt: … dass es nur den Conden-Turm gibt und den Ancen-Turm?
    Sill stöhnte leise und ich gewann ein paar wertvolle Sekunden damit, mich zu ihr umzuwenden und sie besorgt zu betrachten, ehe ich mich abermals zu Madur herumdrehte.
    »Du glaubst also, die Welt bestünde nur aus diesen zwei Türmen«, vergewisserte ich mich.
    »Und dem Dschungel dazwischen«, fügte Madur finster hinzu. »Jedes Kind weiß das.«
    »Nimm an, ich wüsste es nicht«, sagte ich.
    Madur schürzte die Lippen. »Dann bist du ein noch größerer Narr, als ich glaubte, Robät.«
    Ich schluckte die wütende Antwort

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