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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich zu unterwerfen und nicht ihrerseits hineingesogen zu werden in den wirbelnden Strudel aus Erinnerungsfetzen, Bildern und fremdartigen Gefühlen. Eigentlich hatte sie vorgehabt die Kraft des Fremden sofort auf ihre Kreismitglieder zu übertragen. Doch dies war unmöglich. Keiner ihrer Magier besaß die Macht diese geballten Energien zu ertragen, ohne schweren Schaden zu nehmen, geschweige denn sie so umzuformen, dass er sie in sich aufnehmen und für sich verwenden konnte.
    Es blieb Mereda nichts anderes übrig als diese Arbeit selbst vorzunehmen, auch wenn es dadurch sehr lange dauern würde, bis ihr Magierkreis das ungeheure magische Potenzial des Fremden in sich aufgenommen hatte. Zu ihrem Glück strömten jedoch stets genügend frische Kräfte von dem Mann auf sie über, sodass sie sich während der Beschwörung nicht erschöpfte. Dennoch musste sie mehr von der Kraft des Mannes zur Durchführung ihres eigenen Zaubers verwenden, als sie an ihre Magier weitergeben konnte. Und sie war vor allem nicht in der Lage, die Verteilung der abgegebenen Energien zu kontrollieren. So hatte sie keinen Einfluss darauf, welchen Anteil jeder einzelne Magier in sich aufnahm.
    Außerdem merkte sie lange Zeit nicht, dass ein gewisser Teil der magischen Kraft, die sie dem Mann entzog, spurlos aus dem Magierkreis verschwand.
    Fast, als würde sie abgesaugt.
    Oder gefressen …
     
    Madur sah müde aus. Die Anstrengungen des vergangenen Tages hatten tiefe Linien in sein ohnehin verhärmtes Gesicht gegraben und er war erschöpft. Und er hatte Angst. Mereda hatte keinen Ton über den Ausgang seines Angriffes verloren, aber er wusste, dass sie die Niederlage nicht so einfach hinnehmen würde. Sieben Hundertschaften Sree, von denen nicht einmal eine zurückgekommen war – das war etwas, das man auch dem großen Madur nicht so ohne weiteres nachsah. Dazu kam, dass wahrhaft nicht viel Phantasie dazu gehörte sich auszumalen, dass Ancen die momentane Schwäche des Turmes zu einem verheerenden Gegenangriff ausnutzen würde.
    Nein – seine einzige Chance, seinen Rang zu behalten (seinen Kopf übrigens auch) war, dem bevorstehenden Gegenangriff zuvorzukommen und ihn zu einem Sieg für Conden umzuwandeln. Aber das konnte er nur, wenn er den Gefangenen zum Reden brachte. Die einzige Waffe, die ihnen jetzt noch helfen konnte, war Wissen.
    »Hat er gesprochen?«
    Der Mann, der sich über den an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen gebeugt hatte, fuhr erschrocken herum und wurde bleich, als er Madur erkannte. Seine Hände waren voller Blut. Es war nicht das seine.
    »Noch … noch nicht, Herr«, stotterte er. »Er schweigt beharrlich. Nicht … nicht einmal seinen Namen hat er uns verraten.«
    Madur stieß ein enttäuschtes Knurren aus, ging um den steinernen Tisch herum und beugte sich über den Gefesselten. Er war wach. Seine Augen standen offen und sein Gesicht war zu einer Maske der Qual verzerrt. Seine Haut war grau geworden. Zwei kleine, dunkelrote Lachen bildeten sich unter seinen Händen.
    »Verstehst du mich?«, fragte Madur.
    Der Gefangene reagierte nicht, aber Madur war sicher, dass er seine Worte verstanden hatte. Seine Männer waren Spezialisten darin, einen Gefangenen zu befragen, ohne dass er starb oder vor Schmerz den Verstand verlor.
    »Du bist ein verdammter Narr«, sagte Madur kalt. »Wir erfahren doch, was wir wissen wollen – entweder durch die Folter, oder mit Hilfe unserer Magier. Warum erzählst du uns nicht freiwillig, was deine Leute vorhaben?« Er beugte sich vor und brachte sein Gesicht ganz nahe an das des anderen heran. »Ich will dir nichts vormachen«, sagte er leise. »Dein Leben ist so oder so verwirkt. Aber du bist ein Krieger wie ich und es ist unwürdig einen Krieger so sterben zu sehen. Ich verspreche dir einen schnellen, ehrenvollen Tod, wenn du redest.«
    Der Mann spuckte ihn an.
    Madur erstarrte für einen Moment, dann richtete er sich auf, wischte sich ganz langsam das Gesicht ab und wandte sich wieder an den Foltermeister. »Wo sind die anderen fünf Gefangenen?«, fragte er.
    »Im … im Nebenraum«, antwortete der Mann stockend.
    »Bring einen her«, befahl Madur. »Und dann wirst du ihn vor seinen Augen töten. Lass dir Zeit dabei. Vielleicht redet er, wenn er seine Kameraden leiden sieht.« Er lachte böse und wandte sich wieder an den Gefesselten. »Du bist ein tapferer Mann, mein unbekannter Freund«, sagte er. Seine Augen glitzerten vor Hass. »Vielleicht machen dir Schmerzen ja nichts

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