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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sree, die dabei waren, mit langen Sensen das Gras zu schneiden, während andere den Boden absuchten und Dinge taten, die ich nicht erkennen konnte. Aus unserem geraden Marschieren wurde ein scheinbar sinnloser Zickzack; unser Tempo sank. Ich vermutete, dass der so trügerisch harmlose Bereich zwischen dem Wald und dem Hügel vor heimtückischen Fallen nur so wimmelte.
    Dann bewegten sich meine Träger so, dass ich unser Ziel erkennen konnte.
    Der Turm von Conden erhob sich wie ein scharf abgegrenzter Schatten gegen den pechschwarzen, Sternenlosen Himmel; ein Koloss, sicherlich eine halbe Meile hoch, wenn nicht höher. Im schwachen Licht des Tages war nicht genau zu erkennen, wie hoch er wirklich war – aber seine nadelscharf auslaufende Spitze musste nahezu an die blaue Kuppel über unseren Köpfen stoßen.
    Seine Wände waren von einem Schwarz, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte – es war beinahe keine Farbe mehr, sondern ein Licht schluckendes, entsetzliches Etwas, dessen bloßer Anblick ein Gefühl tiefen Schauderns, ja, beinahe Furcht in mir auslöste. Dieser Turm stellte kein Menschenwerk dar, das wusste ich im gleichen Moment, in dem ich ihn sah, denn uralter Dämonenzauber hatte ihn vor Äonen geschaffen. Die Bauwerke, die sich an seinem Fuß drängelten – obschon riesige, kubische Klötze, vier, fünf und mehr Stockwerke hoch – wirkten wie Spielzeuge. Ein Schwall fühlbarer, unangenehmer Kälte schlug uns entgegen, als wie den Verteidigungsgürtel durchschritten hatten und sich die Sree, die mich zogen, schnaubend den Hügel hinaufquälten.
    Auf der Spitze des Hügels angekommen hörte ich menschliche Stimmen. Doch wer auch immer sprach, er redete so schnell, dass es sich für mich wie unverständliches Vogelgezwitscher anhörte. Schatten, die Menschen und Sree sein konnten, wischten an mir vorbei, ohne dass ich einen von ihnen genauer ausmachen konnte. Ich spürte nur, dass man mich immer tiefer in das Innere des Dämonenbaues brachte, bis wir schließlich sein pochendes, schwarzes Herz erreichten. Es mag verrückt klingen – aber ganz genau das war es, was ich empfand. Irgendetwas in oder an diesem Turm schien einen Bereich meiner Seele zu berühren, der bisher verborgen geblieben war. Unsichtbare Spinnenbeine tasteten über meine Gedanken. Ich hatte Angst.
    Ich spürte, wie die Sree den Schlitten abstellten und sich hastig entfernten. Einige Conden-Leute traten auf mich zu und blieben so lange vor mir stehen, dass ich ihre Gestalten nebelhaft erkennen konnte. Sie waren in lange, dunkle Gewänder gekleidet und trugen wie Mereda hellblaue Kristalle auf der Brust. Ich merkte jedoch, dass sie bedeutend weniger magische Macht als Mereda besaßen. Und sie alle kamen mir sehr jung vor; halbe Kinder noch.
    Sie schnallten mich von der Trage und begannen mich bis auf die Haut auszuziehen. Irgendjemand wusch mir mit einem feuchten Lappen das Gesicht und den Körper. Schließlich wurde ich auf den kalten Steinboden gelegt und von kräftigen Händen festgehalten, während andere Hände mich mit wohlriechenden Salben und Ölen einrieben – eine Behandlung, die mir zwar rein körperlich gut tat, mir aber abwechselnd die Scham- wie die Zornesröte ins Gesicht trieb, selbst als man mich anschließend in eines der lang wallenden Gewänder kleidete, wie es die Magier trugen. Die Sree rafften unterdessen den Schlitten und meine Kleidung an sich und verschwanden rasch durch das Portal. Selbst in meinem erstarrten Zustand spürte ich die entsetzliche Angst, die sie vor diesem Ort empfanden.
    Die Magier behielten nur meinen Stockdegen zurück. Ich sah sie über den Knauf gebeugt diskutieren, bis Mereda eintrat und sie mit einigen knappen Worten an ihre Plätze scheuchte. Zumindest erschien mir das, was sie sagte, knapp zu sein, denn es dauerte für mein Empfinden nicht länger als einen oder zwei Herzschläge. In Wirklichkeit musste sie recht lange gesprochen haben, denn als sie fertig war, hatten sich die Magier nicht nur zu einem Kreis zusammengestellt, sondern auch in die Mitte dieses Kreises ein verschlungenes Symbol gemalt, dessen Bedeutung ich nicht kannte, das mir aber ganz und gar nicht gefiel.
    Eine Gestalt, die ich nur schemenhaft wahrnahm, nahm meinen Stockdegen an sich und verschwand damit im Hintergrund. Mereda stellte sich neben das Symbol und hob beide Hände. Ihre Lippen formten Worte und obwohl ich die Worte nicht verstand, wusste ich doch, dass keines Menschen Mund sie aussprechen konnte, ohne dass

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