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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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irgendwie sehen zu können. Und es schien auch irgendwie zu spüren, dass hier drinnen etwas nicht stimmte. Viktor war höchstens fünf oder sechs Yards von ihm entfernt, aber es zögerte sichtlich, sich auf ihn zu stürzen. Seine Arme pendelten beiderseits seines Körpers, wobei sie unentwegt ihre Länge veränderten, wie große knotige Gummibänder. Dann machte es einen Schritt, blieb abermals stehen und bewegte sich dann weiter. Endlich erwachte auch Viktor aus seiner Erstarrung. Rückwärts gehend und ohne das Ungeheuer auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, wich er weiter in den Raum zurück, bis er gegen den Metalltisch stieß. Er tastete sich daran entlang, machte dann zwei sehr schnelle Schritte zurück und einen zur Seite und stand plötzlich genau auf der anderen Seite des Tisches, der sich nun zwischen ihm und dem Shoggoten befand. Das Ungeheuer zögerte abermals. Einen Moment lang war es sichtbar unschlüssig, aber dann warf es plötzlich alle Hemmungen über Bord und bewegte sich mit einer Schnelligkeit, die trotz allem überraschend war. Behände wie ein riesiger Menschenaffe jagte es auf sein Opfer zu.
    »Jetzt!«, schrie Viktor. »Den Hebel, Robert!«
    Gleichzeitig warf er sich mit einem kraftvollen Satz herum und zur Seite.
    Und ich zog den Hebel mit einem Ruck nach unten.
    Ein helles Zischen und Summen erscholl. Ein gewaltiger elektrischer Blitz zerriss das Halbdunkel der Halle und die silberne Kugel am Ende des Gebildes an der Decke glühte plötzlich rot und eine halbe Sekunde später gelb auf. Dann löste sich ein vielfach verästelter, weißblauer Blitz aus dem bizarren Gebilde, brannte eine funkengesäumte Spur in die Luft und hämmerte mit furchtbarer Gewalt in den Metalltisch. Im gleichen Augenblick, in dem der Shoggote ihn erreicht hatte und dazu ansetzte, hinüberzuklettern.
    Vielleicht begriff das unheimliche Wesen die Gefahr im allerletzten Moment sogar noch, denn es versuchte, sich mitten in der Bewegung zurückzuwerfen. Aber es war zu spät. Der Tisch glühte auf. Blaues elektrisches Feuer zeichnete seine Konturen nach und an zahlreichen Stellen begann der Stahl zu glühen. Auch der Körper des Shoggoten verschwand in einem Gewitter von dünnen blauen Blitzen und plötzlich war die Luft von einem erbärmlichen Gestank erfüllt. Ein hoher, in den Ohren schmerzender Schrei erscholl, als sich das Wesen aufbäumte und vergeblich versuchte zurückzuweichen. Aus dem Gebilde unter der Decke zuckten noch immer Blitze nieder und die elektrischen Schläge schienen es regelrecht mit dem Tisch verschweißt zu haben. Flammen begannen aus seinem Körper zu lecken und nach einer oder zwei weiteren Sekunden begannen sich die Umrisse des Shoggoten abermals aufzulösen.
    Aber diesmal war es kein gewollter Wandel. Das unheilige Protoplasma, das die Stelle seines Fleisches einnahm, begann zu kochen. Sein Leib verlor jede Menschenähnlichkeit, wurde zu einem unförmigen, brodelnden Klumpen, der rasch in sich zusammensank, dabei zugleich immer mehr von seiner Form und Festigkeit verlierend. Schließlich war es nichts mehr als eine übel riechende, stinkende, kochende Pfütze, die sich rings um den glühenden Metalltisch herum ausbreitete.
    Viktor trat mit einem Schritt neben mich und riss den Hebel wieder in die Höhe. Das künstliche Gewitter erlosch, aber es wurde trotzdem nicht dunkel. Der Stahltisch glühte in einem düsteren Rot und die Hitze war so groß, dass sie uns den Atem nahm und wir rückwärts gehend einige Schritte zurückwichen.
    »Das war knapp«, sagte Viktor. Er schüttelte ununterbrochen den Kopf. Auf seinem Gesicht lag ein benommener Ausdruck. »Das Biest hätten wir erledigt. Die Anlage hat zwar einiges abbekommen, aber ich denke, das kriege ich schon wieder hin«, sagte er. Aber ich spürte genau, dass er in Wahrheit in diesem Moment nicht einen Gedanken an seine technischen Apparaturen verschwendete. Vielmehr schien es, als klammere er sich nur daran, um nicht über das nachdenken zu müssen, was er gerade mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Leider blieb ihm keine andere Wahl, als es dann doch zu tun. Denn es war noch nicht vorbei.
    Die Tür wurde mit einem schmetternden Knall aufgestoßen und zwei weitere, formlose schwarze Ungeheuer glitten auf einer ätzenden Schleimspur zu uns herein. Nicht alle Shoggoten hatten sich zu einem einzigen Körper vereint, um uns zu verfolgen. Zwar war es uns gelungen, den Großteil der Angreifer zu vernichten, aber wir hatten ja vor wenigen

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