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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gezogen, wobei der Vorderste gerade die halbe Höhe der Treppe erreicht hatte.
    Trotzdem verschaffte uns das nur eine Gnadenfrist. Sobald sie oben angekommen waren, das wusste ich einfach, würden sie wieder zu ihrer ursprüngliche Geschwindigkeit zurückfinden.
    Viktor ließ meinen Arm immer noch nicht los, sondern zerrte mich unbarmherzig weiter hinter sich her. Aus dem Erdgeschoss erklang plötzlich der schrille Schrei einer Frau. Mary. Sie musste wohl, durch den Lärm angelockt, herbeigekommen sein. Ich konnte nur hoffen, dass die grausigen Geschöpfe zu sehr damit beschäftigt waren, uns zu verfolgen, um auch ihr etwas anzutun.
    Wir stürmten in mein Zimmer. Viktor warf die Tür hinter uns zu, verriegelte sie hastig und ließ endlich meinen Arm los. Ich taumelte ein Stück zur Seite und gegen die Wand, schüttelte aber hastig den Kopf, als Viktor wieder zugreifen wollte.
    »Wir müssen raus hier«, sagte ich. »Die Tür wird sie nicht lange aufhalten.«
    Viktor reagierte abermals mit erstaunlicher Schnelligkeit. Das Geschehen musste ihn ebenso entsetzt und schockiert haben wie mich, aber er legte trotzdem eine Kaltblütigkeit an den Tag, die ich nur bewundern konnte. Mir selbst erging es kein bisschen so. Ich war fast wahnsinnig vor Angst und hinter meiner Stirn wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Aber es war sonderbar – ich war entsetzt und fast krank vor Furcht, aber kein bisschen überrascht. Fast, als hätte ich Kreaturen wie diese schon einmal gesehen oder wäre ihnen gar schon einmal auf ähnliche Weise begegnet.
    Viktor durchquerte mit weit ausgreifenden Schritten das Zimmer und riss die Türen eines Kleiderschrankes auf, der an der Wand neben dem Bett stand. Verwirrt beobachtete ich, wie er hastig die darin aufgehängten Anzüge und Hemden samt ihrer Bügel herausriss und zu Boden schleuderte. Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, was er da tat. Der Schrank hatte keine Rückwand, wie man sie bei einem Möbel wie diesem erwartete. Stattdessen erblickte ich nacktes Mauerwerk, in das eine Tür aus schweren eichenen Balken eingelassen war. Viktor bemühte sich sie zu öffnen, aber das Schloss schien verklemmt zu sein.
    »Helfen Sie mir!«, verlangte er. »Schnell!«
    Wie um seinen Worten den gehörigen Nachdruck zu verleihen, berührte in diesem Moment etwas die Tür neben mir. Es war kein harter Schlag, wie ich ihn fast erwartet hatte, sondern ein weiches, irgendwie feuchtes Geräusch, als hätte jemand ein riesiges nasses Handtuch von außen gegen die Tür geworfen, ein Klatschen, das mir einen Schauer von Furcht und Ekel über den Rücken laufen ließ. So schnell ich konnte, eilte ich an Viktors Seite und bemühte mich mit meinen momentan sehr beschränkten Kräften, die Tür zu öffnen. Sie hatte gar kein Schloss, das hätte klemmen können, aber die Scharniere schienen seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden zu sein und waren vollkommen eingerostet. Selbst mit vereinten Kräften gelang es uns nur, sie Millimeter für Millimeter aufzudrücken.
    »Was ist das?«, fragte Viktor. Er keuchte vor Anstrengung, aber in seiner Stimme war auch noch etwas anderes, das seine Angst verriet.
    »Shoggoten«, antwortete ich. Der Begriff war einfach da. Es war das Wort, das mir die Stimme in meinem Traum verraten hatte, und plötzlich wusste ich, dass es sich bei den Ungeheuern, die Boris getötet hatten und jetzt draußen vor der Tür waren, um nichts anderes als diese Dienerwesen der GROSSEN ALTEN handelte. Ich konnte dieses Wissen nicht begründen, aber es ließ keinen Zweifel zu.
    Viktor schien dieses Wort nichts zu sagen. Vielleicht brauchte er auch nur seine ganze Kraft, um die Tür weiter aufzustemmen.
    Ich warf einen hastigen Blick über die Schulter zurück – und fuhr erneut spürbar zusammen.
    Die Ungeheuer waren dabei, sich einen Weg zu uns herein zu bahnen. Aber sie taten es nicht, indem sie die Tür zerschlugen oder sich mit ihrem ätzenden Schleim einen Weg hindurch brannten, sondern auf eine viel unheimlichere Art. Unter der Tür begann eine schwarze, schimmernde Lache hindurchzufließen. Tropfen und dünne zähe Fäden der gleichen Flüssigkeit quollen durch das Schloss und den schmalen Spalt zwischen den Angeln und im gleichen Maße, in dem die schwarze Pfütze vor der Tür anwuchs, veränderte sie sich. Schon nach einigen Sekunden war es kein glitzernder Tümpel mehr, sondern eine zusammengeballte, zuckende Masse voller vibrierender Klumpen und knotiger Verdickungen, die sich zu

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