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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und die Wächter, die durch die gleiche Tür auf den Hof hinauszugelangen versuchten, vervollständigten das Chaos noch. Das schrille Heulen einer Alarmsirene war zu hören. Schreie und die Geräusche panisch durcheinander stürzender Menschen mischten sich in das noch immer anhaltende Prasseln der Steine und das unheimliche Schleifen und Schaben, mit dem sich das Ungeheuer durch die Lücke in der Wand schob.
    Der Koloss war inzwischen fast vollständig hereingekrochen, Schutt und Steine unter sich zermalmend wie eine riesige, unaufhaltsame Maschine. Ein heiseres Röcheln drang an Howards Ohr, ein unangenehmer, asthmatischer Laut, der ihm einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Das Ding verbarg sich hinter dem Nebel wie hinter einem Schleier und Howard konnte nur schemenhafte Umrisse erkennen. Aber was er sah, war schon fast mehr, als er sehen wollte. Lange, durch die Luft wirbelnde Peitschenarme gingen von einem in beständiger pumpender Bewegung befindlichen, aufgedunsenem Sack aus, der an eine ins Absurde vergrößerte Qualle oder auch Schnecke erinnerte.
    Und plötzlich wusste er, was er vor sich hatte.
    Howard hatte nichts dergleichen je gesehen – aber er hatte davon gehört. Dr. Gray hatte ihm von Rowlfs und Sill el Mots Erlebnis in jener Nacht auf dem Friedhof berichtet, in der sie Roberts Leichnam aus der Kapelle gestohlen hatten, und die Schilderung des Wesens, das sie dort angegriffen hatte, deckte sich so vollkommen mit dieser Kreatur, dass es kein Zufall sein konnte – einschließlich des unheimlichen Nebels und der schweren, röchelnden Atemzüge. Ein scharfer Säuregeruch drang an Howards Nase.
    Auch Howard erwachte endlich aus seiner Erstarrung, wandte sich allerdings in eine andere Richtung. Er spürte, dass es die Kreatur im Grunde nur auf ihn abgesehen hatte, und deshalb versuchte er ganz instinktiv, sie von den anderen wegzulocken.
    Es schien zu funktionieren – und vielleicht sogar ein bisschen zu gut. Näher und näher kam die Kreatur und ganz wie schon auf dem Friedhof bewegte sie sich nicht besonders schnell.
    Doch es gab einen Unterschied zwischen dem Friedhof, auf dem Sill und Rowlf dieser Bestie begegnet waren, und dem Gefängnishof. So groß der Hof auch war, so geschlossen war er auch. An drei Seiten umgaben ihn fünfzehn Fuß hohe, unübersteigbare Mauern, die vierte wurde von der noch höheren Rückwand des Hauptgebäudes gebildet, vor dessen Tür noch immer ein heilloses Chaos tobte. Zwei oder drei Männer waren bereits niedergetrampelt worden. Selbst wenn die Bestie die Menschen dort nicht angriff, würde es eine Menge Verletzte geben; wenn nicht gar Tote.
    Howard rannte im Zickzack über den Hof. Er wusste, dass er verloren war, wenn er sich in die Ecke drängen ließ. Seine einzige Chance war in Bewegung zu bleiben und das Einzige auszunutzen, in dem er dem Ungeheuer überlegen war: seine Schnelligkeit.
    Die Wärter, die auf den Hof geeilt waren, eröffneten das Feuer. Auch auf den Wehrgängen, die wie bei einer mittelalterlichen Burg dicht unterhalb der Mauerkronen verliefen, erschienen Männer mit Gewehren, die auf die Kreatur feuerten – bzw. auf den Nebel und den Schatten, der nur manchmal darin zu erkennen war. Howard wusste, dass ihre Kugeln dem unheimlichen Geschöpf nichts anhaben konnte – doch sie lenkten den Shoggoten zumindest ab. Das Röcheln und Keuchen wurde lauter, klang jetzt unwillig, als die Kreatur anhielt und sich dann plötzlich aufbäumte. Mehrere ihrer gewaltigen Fangarme zuckten nach den Männer auf dem Hof. Die meisten von ihnen standen zu weit entfernt oder konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber einige wurden von den Tentakeln getroffen und zu Boden geschleudert. Howard sah, dass sich dünne, graue Rauchfäden von ihren Uniformen kräuselten, wo sie die peitschenden Tentakel berührt hatten. Die Schüsse wurden weniger, brachen aber noch immer nicht völlig ab. Vor allem von der Mauerkrone aus peitschten ganze Salven von Gewehrschüssen in den Nebel.
    Plötzlich bäumte sich das Ungeheuer weiter auf. Ein titanischer, schwarzer Schatten wuchs aus dem Nebel empor und ein ganze Wald haardünner, peitschender Tentakel griff nach den Männern oben auf der Mauer. Die meisten konnten sich auch hier rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber zwei der Unglücklichen wurden von den Fangarmen gepackt und in den Nebel herabgezerrt. Ihre Schreie endeten abrupt. Die Überlebenden schleuderten ihre Waffen fort und flohen in heller Panik,

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