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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht gewohnt ist, und Tom war es nicht.
    Aber vielleicht brauchte er mir ja auch gar nicht zu folgen, denn seine gellenden Schreie waren trotz des Sturmes weithin zu hören. In einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde eine Tür aufgerissen, hinter zwei oder drei anderen Fenstern erschien Licht.
    »Er hat Alyssa umgebracht!«, schrie Tom. »Haltet ihn fest! Er hat Alyssa getötet!«
    Ich wusste, dass mir nur noch Sekunden blieben, und ich tat das Einzige, das mir übrig blieb – ich fuhr auf der Stelle herum und rannte, so schnell ich konnte.
     
    Es war der Sturm, der mir letzten Endes wohl das Leben rettete, denn ich hätte mir kaum im Ernst einreden können, nahezu der gesamten Einwohnerschaft von Brandersgate davonlaufen zu können, hätten sie tatsächlich alle gemeinsam und ernsthaft Jagd auf mich gemacht.
    Aber das Wüten des Unwetters hielt nicht nur weiter an, sondern nahm im Gegenteil im Verlauf der nächsten halben Stunde noch derartig zu, dass die zwei oder drei Dutzend Männer, die sich tatsächlich mit Sturmlaternen, Gewehren und Knüppeln ausgerüstet auf die Suche nach mir machten, bald wieder aufgaben und zu Cordwailers Geschäft zurückgingen, in dem sich rasch so viele Menschen versammelten, dass der Platz einfach nicht mehr ausreichte und sie sich trotz des Unwetters in dichten Trauben draußen auf der Straße drängten. In sämtlichen Häusern des Dorfes brannte jetzt Licht und wahrscheinlich schlief in dieser Nacht niemand in Brandersgate. Ein paar Mal gewahrte ich McGillycaddy, der aufgeregt hin und her eilte, mit Dutzenden von Leuten zugleich zu sprechen versuchte und hektisch gestikulierend Befehle gab – auf die allerdings niemand in irgendeiner Weise zu reagieren schien.
    Ich beobachtete dies alles aus einem Versteck heraus, in das ich mich geschlichen hatte, nachdem ich sicher war, meinen Verfolgern entkommen zu sein. Ich hatte mich nach Süden gewandt und war tatsächlich für eine kurze Weile den Bahnschienen gefolgt, danach aber fast sofort in die Stadt zurückgekehrt; aus zwei Gründen. Der eine war die simple Tatsache, dass das sicherste Versteck zumeist der Ort ist, an dem einen niemand vermutete – und dass ich nach den Geschehnissen der Nacht ausgerechnet im Bahnhof von Brandersgate stecken würde, damit rechnete hier bestimmt niemand; zumal ein Trupp Männer unter McGillycaddys Führung das abbruchreife Gebäude Zoll für Zoll durchsucht hatte. Ich hatte im Schutz der Nacht – nicht einmal sehr weit entfernt – gewartet, bis sie es wieder verließen, und war dann in den knapp halbmeterhohen Zwischenraum zwischen dem hölzernen Bahnsteig und dem Erdboden gekrochen. Ein Versteck, das zwar nass und alles andere als bequem war, sich aber wahrscheinlich selbst dann noch als sicher erweisen würde, wenn ich gezwungen wäre, bis zum Morgengrauen hier zu bleiben.
    Der zweite Grund war sehr viel wichtiger. Er hieß Wilbur Cohen. Ich hatte den Inspektor bisher nicht nur noch nicht wieder zu Gesicht bekommen und machte mir allmählich große Sorgen um ihn, sondern auch schwere Vorwürfe, ihn so schmählich im Stich gelassen zu haben. Natürlich hätte ich rein gar nichts für ihn tun können – wäre ich auch nur einen Augenblick länger geblieben, so hätte ich nicht nur sein Leben nicht gerettet, sondern zweifellos auch das meine verloren – aber das war nur die eine Seite dessen, was ich empfand. Außer meinem Verstand, der mir unermüdlich zu erklären versuchte, dass ich rein gar nichts für ihn hätte tun können, war da noch mein Gefühl, und das beharrte darauf, dass ich ihn im Stich gelassen hatte. Vielleicht lebte er ja schon nicht mehr. So aufgebracht und halb wahnsinnig vor Schmerz, wie Tom gewesen war, hätte es mich nicht einmal gewundert, hätte er seinen Zorn an Cohen ausgelassen und ihn auf der Stelle umgebracht.
    Ich verbrachte fast die gesamte Nacht in dem immer weiter aufweichenden Schlamm unter dem Bahnsteig. Es waren die längsten Stunden meines Lebens. Die Kälte begann bald jedes Gefühl aus meinem Körper zu saugen und ein paar Mal schrak ich hoch, geplagt von Fieber und Schüttelfrost und dem unangenehmen Gefühl aufzuwachen, ohne überhaupt eingeschlafen zu sein.
    Erst gegen Morgen ließ das Unwetter ein wenig nach. Aus dem Tosen der herabstürzenden Wassermassen wurde jetzt ein leichtes Nieseln und der Himmel begann seine bleigraue Farbe zu verlieren. Der Sturm flaute ab, aber der Wind erlosch nicht ganz und es wurde noch kälter.
    Als es

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