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Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II

Titel: Hexer-Edition 22: Der Sohn des Hexers II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie ich ihn selten zuvor erlebt hatte. Die Sturmböen erreichten eine Gewalt, dass ich mich kaum noch auf den Füßen zu halten vermochte, und mindestens ein halbes Dutzend Mal – wenn nicht öfter – verlor ich tatsächlich die Balance und stürzte, wobei es mir jedes Mal ein bisschen schwerer fiel, mich aus dem klebrigen Morast wieder emporzuarbeiten und weiterzulaufen.
    Ich war vollkommen erschöpft, als ich die verfallene Kirche am Rande des Ortes vor mir auftauchen sah, so sehr am Ende meiner Kräfte, dass ich trotz allem nicht weiterlief, sondern in die leer stehende Ruine hineintaumelte und einer Bewusstlosigkeit nahe zu Boden sank.
    Minutenlang blieb ich mit geschlossenen Augen liegen, rang keuchend nach Atem und wartete darauf, dass meine Kräfte zurückkehrten; wenigstens weit genug, mich das restliche Stück des Weges zu Cordwailers Laden bewältigen zu lassen. Durch das eingefallene Dach strömte der Regen nahezu ungehindert herein, aber die Ruine bot zumindest einen gewissen Schutz vor dem Wind. Trotzdem fror ich erbärmlich, aber ich fühlte mich auf der anderen Seite auch ein wenig besser. Vielleicht lag es nur an meiner Umgebung. Zwar war diese Kirche alt und seit einem halben Jahrzehnt nichts anderes als eine Ruine, und wenn nicht ich, wer dann sollte wissen, wie wenig geweihter Boden oder die Symbole christlichen Glaubens die finsteren Dämonen von den Sternen abzuschrecken vermochten. Aber Kirchen waren zu allen Zeiten und in allen Kulturen stets ein Ort der Sicherheit und des Schutzes gewesen und ich spürte etwas von der Zuversicht, den der Glaube Menschen auch in den ausweglosesten Situationen zu vermitteln vermag, während ich dalag und wartete, dass sich mein rasender Pulsschlag endlich wieder beruhigte. Schließlich war ich so weit wieder zu Atem gekommen, dass ich aufstehen und das letzte Stück des Weges in Angriff nehmen konnte. Ich war etwa ein Dutzend Schritte weit gekommen, als in einem Haus auf der anderen Straßenseite eine Tür aufging. Eingerahmt vom gelben Licht einer Petroleumlampe erschien der Umriss einer Frau in der Öffnung. Und obwohl ich sie nur als Schatten erkennen konnte, wusste ich sofort, dass es Alyssa war. Offensichtlich hatte sie mich gesehen, denn sie blickte nicht nur genau in meine Richtung, sondern hob plötzlich auch die Hand und winkte mir zu. Ich zögerte, allerdings nur eine Sekunde. Cohen zu alarmieren war wichtig; aber Alyssa zu warnen erschien mir mindestens ebenso dringend. Sie war vielleicht der einzige Mensch in dieser ganzen Stadt, der dem Einfluss Hennesseys und seines Meisters noch nicht ganz erlegen war. So überquerte ich die Straße und lief gebückt und das Gesicht aus dem Wind gedreht, auf sie zu.
    Alyssas Gesicht war weiß wie die sprichwörtliche Wand und die Furcht verwandelte ihre Augen in dunkle Tümpel ohne Grund. Das Haar klebte ihr in nassen Strähnen am Schädel und auch ihr einfaches Baumwollkleid war völlig durchweicht. Unmöglich, dass dies von dem Augenblick stammte, den sie in der Tür gestanden und auf mich gewartet hatte. Sie musste draußen gewesen sein.
    »Robert!«, sagte sie erschrocken. »Was tun Sie um diese …« Sie sog hörbar die Luft ein. »Großer Gott, wie sehen Sie denn aus? Was ist passiert?«
    Ich ignorierte ihre Fragen und die erschrockenen Blicke, trat uneingeladen an ihr vorbei ins Haus und zog sie einfach mit mir. Alyssa war viel zu verblüfft, um irgendetwas anderes zu tun, als alles willenlos mit sich geschehen zu lassen.
    »Hören Sie mir zu, Alyssa«, sagte ich hastig. »Es ist keine Zeit für Erklärungen. Hören Sie mir einfach zu und tun Sie, was ich sage. Sie müssen Brandersgate verlassen, sofort! Packen Sie die notwendigsten Sachen zusammen und kommen Sie zu Cordwailers Geschäft. Cohen und ich bringen Sie aus der Stadt.«
    »Aber das … das geht nicht«, sagte Alyssa verstört. »Ich kann nicht so einfach weglau -«
    »Sie können und Sie müssen«, unterbrach ich sie.
    »Aber Barney ist -«
    »Darum geht es ja gerade!«, unterbrach ich sie erneut. »Ich weiß jetzt, was mit Ihren Kindern passiert – ungefähr wenigstens. Ich glaube, ich kann Ihnen helfen, aber Sie sind in Gefahr, solange Sie sich in Brandersgate aufhalten!«
    Alyssa starrte mich vollkommen verständnislos an. »Ich … ich kann nicht weg«, stammelte sie. »Barney ist nicht hier. Ich habe ihn gesucht, aber -«
    »Verdammt, ich weiß, dass Ihr Sohn nicht hier ist!«, fiel ich ihr ins Wort. »Darum geht es ja gerade! Er und die

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