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Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume

Titel: Hexer-Edition 24: Das Haus der bösen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren in irgendwelche dunklen Machenschaften verwickelt, was weitaus wahrscheinlicher war.
    Möglicherweise ließen sie nachts Baumaterialien oder Werkzeuge verschwinden, obwohl Baldwin noch nichts davon gehört hatte, dass etwas vermisst wurde, und ein so auf seinen Profit bedachter Bauherr wie Storm hätte dergleichen sicherlich sofort bemerkt. Aber vielleicht war dieser ja auch selbst in die Sache verwickelt und verdiente sich eine goldene Nase damit, dass er die gleichen Materialien mehrfach verkaufte.
    Angesichts eines trotz gelegentlicher Proteste so nachgiebigen Auftraggebers wie diesem Craven konnte Baldwin sich das durchaus vorstellen. Geld schien ihm nichts zu bedeuten und das machte ihn zu einem idealen Opfer für jemanden wie Storm. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würde Craven es nicht mal merken, wenn ihm ein und dieselben Materialien gleich dutzendfach in Rechnung gestellt würden.
    Baldwin sollte es egal sein, wenn der Mann so dumm war, sich derart übers Ohr hauen zu lassen. Nicht gleichgültig war ihm hingegen, was nachts auf der Baustelle geschah. Zum einen war seine Neugier geweckt, aber anderseits mochte es sich auch als äußerst wichtig für ihn erweisen, mehr herauszufinden. Falls es sich wirklich um kriminelle Machenschaften in irgendeiner Form handelte und die Polizei kam dahinter, konnte es durchaus passieren, dass diese sich gar nicht erst die Mühe machte, die wenigen weißen von den vielen schwarzen Schafen zu trennen. Immerhin bildeten die Neuen die überwältigende Mehrheit und wenn die Behörden deshalb davon ausgingen, dass alle Arbeiter in die Sache verwickelt wären, dann würde es auch ihm an den Kragen gehen, obwohl er unschuldig war. Einen Anwalt, der ihn vor einer solchen Ungerechtigkeit bewahren könnte, konnte er sich nicht leisten. Daran war nicht einmal im Traum zu denken, deshalb mochte es extrem wichtig für ihn sein, dass er wusste, was an seiner Arbeitsstelle hinter seinem Rücken vorging. Sollte sich die Angelegenheit als zu brisant herausstellen, würde er sich notfalls doch einen anderen Job suchen müssen.
    An diesem Abend war er deshalb nicht wie üblich nach Feierabend nach Hause gegangen, sondern in der Nähe des Ashton Place geblieben.
    Jemand wie er fiel in einer so exklusiven Wohngegend wie dieser auf wie ein Kieselstein in einem Haufen funkelnder Diamanten. Um zu verhindern, dass er Misstrauen erweckte und jemand die Polizei rief, lungerte er nicht allzu offensichtlich herum, sondern ging mit forschen Schritten kreuz und quer durch alle möglichen Straßen in der Nähe, als ob er sich ganz normal auf dem Heimweg befände. Sein Plan ging auf; keiner der wenigen Passanten, denen er begegnete, nahm Notiz von ihm. Die Anwohner hatten sich in den vergangenen Monaten an den Anblick verdreckter Bauarbeiter gewöhnt.
    Erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrte er wieder zum Ashton Place zurück. Der Schein der Lampen hinter dem hohen Bretterzaun zeigte ihm, dass auch in dieser Nacht auf der Baustelle immer noch gearbeitet wurde. Von einer schmalen, dunklen Gasse zwischen zwei der vornehmen Villen aus, wo man ihn nicht so leicht entdecken würde und in die er sich bei Bedarf weiter zurückziehen konnte, beobachte Baldwin, was geschah.
    Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Niemand verließ oder betrat die Baustelle; nichts geschah, das seinem Verdacht auch nur die geringste neue Nahrung verschaffte. Alle paar Minuten machte er ein paar Lockerungsübungen, um sich aufzuwärmen. Die Tage waren in diesem Frühjahr des Jahres Achtzehnhundertdreiundneunzig bereits einigermaßen warm, doch nachts wurde es eisig kalt. Immerhin war es erst Anfang März.
    Mit jeder verstreichenden Minute wuchs Baldwins Überzeugung, dass er sich hier für nichts und wieder nichts die verdiente Nachtruhe um die Ohren schlug, was er am nächsten Tag bei der Arbeit mit Sicherheit bitter bereuen würde. Wahrscheinlich arbeitete der neue Bautrupp wirklich nur so übereifrig, weil Storm von Craven endlich Druck bekommen und den Männern deshalb eine fette Prämie versprochen hatte. Es war zwar eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wenn nur die Neuen sie erhielten, aber mit kriminellen Machenschaften hatte es nichts zu tun.
    Die Verlockung, einfach nach Hause zu gehen und sich in seinem warmen Bett zu verkriechen, wurde immer stärker, doch noch widerstand Baldwin ihr. Nachdem er nun schon einmal hier war und so lange gewartet hatte, würde er zumindest noch bis Mitternacht

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