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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Begeisterungsgäule dann doch ein bisschen zu sehr durch. The Wire wurde mal irgendwo sinngemäß als Dostojewski für die Gegenwart bezeichnet, und anlässlich der ersten Staffel von Game of Thrones schrieb jemand, es handele sich um eine Serie aus dem Geist Shakespeares. Unter Dostojewski und Shakespeare machen sie’s nicht mehr; bald kann man den kompletten Michelangelo für eine einzige Mad Men -Folge von der Decke der Sixtinischen Kapelle wischen. Denn was die gegenwärtige kulturelle Hegemonie des Serienformats in ärgerlichen Fällen auch mal anrichten kann, zeigt Carsten Strouds unangenehm routiniert runtergeklopfter Südstaaten-Gangster-Noir-Horror-Roman »Niceville«, selbstverständlich der erste Teil einer Trilogie (denn unter drei Teilen machen sie’s auch nicht mehr). Der Rückdeckel spuckt bereits die entsprechenden Töne: Kultserie, Stephen King, Lee Child, Cormac McCarthy, Twin Peaks , Lost , die Coen-Brüder, Tarantino, ja, da ist so gut wie alles dabei, nichts vergessen, wirklich jedem Esel wird die Lieblingsmöhre vors Maul gehalten.
     
    Und genau da liegt das Problem – Stroud wird offenbar von nichts anderem angetrieben als davon, ein Buch zu schreiben, in dessen Klappentexten und Waschzetteln man derartige und derartig linksdrehend-wildverrührt-aufgeplustert-berechenbare Referenzgewitter donnern lassen kann. Es wird jedenfalls etliches zu viel versprochen. Man ist nicht nur verblüfft angesichts der eiernden Behäbigkeit, mit der diese prinzipiell rasante, einem Cocktail
aus 39 Zutaten gleichende Geschichte (Kleinstadt im Süden der USA, dunkle Vergangenheit, rätselhaftes Viech in einem mit schwarzem Wasser gefüllten Kraterloch auf einem Felsen über der Stadt, von ebendiesem Viech besessenes rachsüchtig rumspukendes Geistermädchen, unglaublich viele Entführungen und Vermisstenfälle in der Geschichte von Niceville seit 1928, sich gegenseitig beziehungsweise untereinander in Stücke schießende Gangster und Polizisten, Banküberfälle, Digitalspionage) ihren Lauf nimmt; verblüffend ist auch die stilistische Unbeholfenheit, mit der erzählt wird. Hier schielt alles angestrengt in Richtung (Fernsehserien-) Drehbuchadaption, wobei wirklich kein Klischee, keine überflüssigen Detailbeschreibungslabereien und keine Gelegenheiten zu hartgekocht-spritzigen Dialogen ausgelassen werden. Abgesehen davon ist der Roman – bis auf ein paar notwendigerweise rundgeführte Handlungsbögen – nichts als ein überlanges Einleitungskapitel, welches wenig Lust auf die Folgeakte zu wecken versteht.
    Sven-Eric Wehmeyer
    ARKADI und BORIS STRUGATZKI
WERKAUSGABE – DRITTER BAND
    Herausgegeben von Sascha Mamczak und Erik Simon · Wilhelm Heyne Verlag, München 2011 · 896 Seiten · € 12,99
     
    Für den Science-Fiction-Leser unverzichtbare Werke haben in der schnelllebigen Buchhandelswelt der neueren Zeit einen schweren Stand. Bedrucktes Papier wird palettenweise in die Läden der großen Ketten hineingeschoben, um dort rasch »abverkauft« oder ebenso rasch verramscht zu werden. Die Zyklen, in denen die Paletten hinein- und wieder hinausfahren, werden dabei immer kürzer. Die Zahl der klassischen SF-Titel, die seit Ewigkeiten nicht mehr lieferbar sind, wächst und wächst, nur wenig im Zaum gehalten von Reihen wie »Meisterwerke der Science Fiction«.
    Da leuchtet ein Vorhaben wie die Werkausgabe von Arkadi und Boris Strugatzki wie ein Leuchtturm im dichten Nebel: Erstmals kommen die Werke der berühmten russischen Gebrüder so in den Buchhandel, wie sie ursprünglich gedacht waren – befreit von all
den teils ärgerlichen, teils sinnlosen Zensurmaßnahmen, die zuerst die Kulturbürokratie der Sowjetunion ihren Texten angetan hatte, ehe bei den DDR-Ausgaben noch einmal ganz genau hingeschaut wurde (um es euphemistisch auszudrücken). Erik Simon hat die ungekürzten, unverstümmelten Fassungen der Autoren wiederhergestellt und versieht die neuen deutschen Ausgaben mit zahlreichen Anmerkungen, die dem Leser hierzulande den Zugang zu den Texten erleichtern. Die ziegelsteindicken Bände sind nicht chronologisch geordnet und erheben auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was angesichts der oft komplizierten Entstehungs-und Publikationsgeschichte der Bücher auch kaum zu bewerkstelligen wäre. Stattdessen sind sie nach thematischen Gesichtspunkten zusammengestellt worden, was dem Leser – zumal einem Strugatzki-Erstentdecker – natürlich entgegenkommt.
    Der erste Band versammelte zum ersten

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