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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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Vorläufer von Ideen, die letztlich Alan Turing beeinflussten?
    A: Leibniz ist eher mein Vorläufer, Turings Vorläufer war Descartes. Denn für Turing und Descartes war der Mensch Maßstab für Intelligenz. Für mich ist es der Grad der Komplexität von funktionalen Abläufen und Lösungsverfahren. Bei einfachen Aufgaben liegt ein geringerer Intelligenzgrad vor, bei schwierigeren Aufgaben eben ein höherer Grad. Also Grade von Intelligenz und nicht die Intelligenz.
     
    Mainzers Stimme, geprägt von wohl Tausenden Vorlesungen, ist ruhig und freundlich; er bemüht sich, das Interesse seines Gegenübers an den ihm so wichtigen Themen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Wissen zu vermitteln, aber nicht durch zu viel Belehrung abzuschrecken. Gerade weil er so viel darüber weiß, erinnert mich das Gespräch mit ihm an ein Schachspiel, bei dem man versucht, den erfahreneren Spieler wenigstens durch ein paar schlaue – oder zumindest provokante – Züge von seinem zielführenden Konzept abzubringen, um ein wenig mitspielen zu dürfen.
     
    F: Ist die Unbestimmtheit der Intelligenz auch ein Grund, warum sich der Turing-Test oft als Hindernis zum Verständnis der K.I. erweist und auch so schwer zu bestehen ist? Denn
es gibt zwar immer wieder Behauptungen, dass das eine oder andere Programm ihn bestanden hätte, nur wenn man es sich dann näher ansieht und damit rumspielt, sieht man, dass es sich doch noch ganz erheblich von menschlicher Kommunikation unterscheidet.
    A: Hm, ja. Sicher ist es hinderlich. Aber wenn man ihn ganz wörtlich nimmt, hat eine Menge von Systemen den Intelligenztest durchaus bestanden. Denn er wird ja so definiert, dass Verhalten oder Antworten nicht von Menschen zu unterscheiden sind. Nehmen wir zum Beispiel den Superrechner Deep Blue, den IBM-Superrechner, der erstmals den menschlichen Schachweltmeister Garri Kasparow besiegte. Tatsächlich im Endverhalten nicht zu unterscheiden von einem Menschen. Das System gibt sozusagen Antworten, hält sich an die Regeln und ist im Endeffekt besser als der Mensch. Schaut man dahinter, sieht man die Unterschiede. Das ist aber nicht Gegenstand des Turing-Tests: Der fragt ja nur danach, wie die Antworten sind. Und dieses Lösungsverhalten ist bei Deep Blue einfach geschickter, schneller und besser. Der Unterschied ist sicher, dass Deep Blue nichts anderes kann als Schachspielen. Aber das ist ja im Moment gefragt: nur diese eine Aufgabe. Das System ist sehr schnell, setzt seine Rechenkapazität und Parallelrechnen ein. Wir menschlichen Schachspieler kalkulieren wesentlich langsamer. Unsere Stärke ist, dass Menschen in Makros – also Mustern – denken, sehr schnell assoziieren können, gewissermaßen ein intuitives Expertengefühl entwickeln, während der Computer »brutal« die Kombinationen mit Affengeschwindigkeit durchrechnet. Ein anderes Beispiel, der nächste Schritt, wäre (auch im Sinne des Turing-Tests) der Superrechner Watson …
    F: Der letztes Jahr im Spiel Jeopardy gegen alle menschlichen Spieler gewann.

    A: Genau. Er versteht sogar natürliche Sprache und ist in der Lage, am Ende schneller und besser Antworten zu geben als Menschen. Insofern ist das System in genau diesem Bereich besser und intelligenter als der Mensch. Schaut man es sich genauer an, ist es keineswegs so, dass bei Watson ein neuer, superintelligenter Sprachalgorithmus gefunden wurde – im Gegenteil: Man hat konventionell in großer Masse Tausende von Sprachanalyse-Algorithmen eingesetzt, die Wahrscheinlichkeiten berechneten, dass bestimmte Sprachmuster auf die Fragen passen. Dazu kommt dann noch ein riesiger Datenspeicher, Millionen von Seiten. Diese Kombination macht die Überlegenheit gegenüber dem Menschen aus. So könnte man weitergehen und verschiedene andere Beispiele nehmen, die ich so verstehen würde, dass punktuell, in diesem Bereich, die Systeme besser sind.
    F: Wie geht es in dieser Richtung dann weiter?
    A: Man könnte sich nun in einem nächsten Schritt überlegen, dass man zu Hybridsystemen käme, die gewissermaßen Vorläuferstufen wären von dem, was menschliche Intelligenz ausmacht. Das Zentrale an dem Argument ist: Im Sinne des Turing-Tests werden diese Funktionen alle bestanden und sogar übertroffen. Das ist auch nicht neu: Wir haben Maschinen, die längst unsere Muskelkraft überstiegen haben, und an allen Ecken und Kanten verstärkt Technik menschliche körperliche und intellektuelle Fähigkeiten und ist dann auch besser als diese. Insofern also

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