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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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laufen, auch auf die Gefahr hin, dadurch in Gedichte, Untergrundmusik oder Lügengeschichten verwickelt zu werden.
    Gundula Sell
    PAOLO BACIGALUPI
BIOKRIEG (THE WINDUP GIRL)
    Roman · Aus dem Amerikanischen von Hannes Riffel und Dorothea Kallfass Wilhelm Heyne Verlag, München 2011 · 608 Seiten · € 9,99
     
    Der US-Amerikaner Paolo Bacigalupi, der sich bisher als Journalist und Kurzgeschichtenautor hervorgetan hat, legt nun einen Debütroman vor, der nicht nur den John W. Campbell Award erhalten, sondern auch noch weitere wichtige SF-Preise wie den Locus Award und den Compton Crook Award, natürlich den Hugo Award und schließlich noch den Nebula Award eingeheimst hat. Was muss ein Roman bieten, um derart einzuschlagen?
    Erstens: ein bedeutendes Thema. Bacigalupi erzählt, wie die zunehmende Hybridisierung und genetische Manipulation von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln in naher Zukunft zu globalen Seuchen führen kann, die ganze Ernten vernichten und auch auf den Menschen überspringen. Im 23. Jahrhundert, wo die Handlung des Romans einsetzt, versuchen Biotechniker und -spione wie der Protagonist Anderson Lake verzweifelt, irgendwo auf der Welt Genproben zu finden, die immun gegen die neuartigen Erreger sind. Bacigalupis Buch schildert diese Arbeit mit all ihren Eigenheiten, Tricks und Risiken so eindringlich, dass es bereits als »Biopunk« bezeichnet wurde und damit eine ganze inhaltliche Nische des SF-Genres erneuert, wenn nicht gar neu begründet hat.
    Zweitens: ein interessantes Setting. Manche Geschichten leben von der geografischen und gesellschaftlichen Atmosphäre, in die sie getaucht sind. Bei »Biokrieg« ist es die Welt des zukünftigen Königreichs Thailand, das als einzige Nation (durch konsequente Abschottung und Quarantäne) die Bioseuchen eindämmen und gesunde Pflanzen bewahren konnte. Gleichwohl leben auch die Thai in einer Dystopie: Der Großteil der Tiere ist auch hier ausgestorben, teils regieren präindustrielle, feudalistische Zustände, Arme und Ausländer werden praktisch zur Sklavenarbeit gezwungen und leiden unter einer Art Kastensystem, ausländische Biokonzerne schnappen sich die Früchte ihrer Arbeit, und über allem dräut die schwüle, schweißtreibende Luft des Monsuns. Man merkt,
dass der Autor sich stark mit dem Land auseinandergesetzt und wahrscheinlich längere Zeit dort gelebt hat. So schwelgt er beispielsweise in einheimischen Idiomen und Slang-Ausdrücken (was wiederum oft zu viel des Guten wird, etwa wenn in einem kurzen Satz drei thailändische, mir völlig unbekannte Wörter auftauchen).

    Drittens: gute technologische Ideen. Hoppla, an denen mangelt es leider! Obwohl wir uns im 23. Jahrhundert befinden und lebensechte weibliche Androiden als Sexsklavinnen – sogenannte »Aufziehmädchen« (daher der englische Originaltitel »The Windup Girl«) – durch Bangkok tingeln, wirkt sämtliche sonstige Technologie seltsam antiquiert und daher unglaubwürdig. Zwar erzeugen genveränderte Riesenelefanten (»Megodonten«) in Fabriken durch Pumpen und Drehen große Mengen kinetischer Energie, die in biotechnisch veränderten Spiralen gespeichert wird (die dann wiederum zum Antrieb von Fahrzeugen und Maschinen dienen) – doch man fragt sich: Wozu dieser Aufwand, der noch dazu als ziemlich schwierig und gefährlich geschildert wird? (Elefanten trampeln Fabrikarbeiter zu Tode, Spiralen lösen sich aus der Verankerung und flitzen Köpfe absäbelnd durch die Gegend.) Okay, die Gesellschaft kann seit der »Großen Ölkontraktion« offenbar nicht mehr auf fossile Energieträger zurückgreifen (was Bacigalupi jedoch nicht so genau erklärt), aber wo sind all die alternativen Energien – Windkraft, Solarthermie, Fotovoltaik, Gezeitenkraft etc. – geblieben? Konzernmitarbeiter laufen in großen Luftschiffen in Bangkok ein (was an Steampunk erinnert), aber wieso müssen die anderen mit seltsamen Aufziehfederautos und -booten fahren, wo es statt Öl doch auch Wasserstoff, Ethanol und vielleicht ganz neuartige Kraftstoffe gäbe? Auch hier hält sich der Autor bedeckt, wie er leider überhaupt nur sehr wenig über die Welt außerhalb Thailands verrät. Nicht weil Thailand das einzig überlebende Land wäre, sondern weil die anderen ihn im Rahmen der Handlung offenbar nicht interessieren.
     

    Dafür erfahren wir auf über 600 Seiten praktisch alles über thailändische Politik, thailändische Kulinarik, thailändische Arbeitsumstände, thailändische Pflanzen … Irgendwann

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