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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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oberflächlich gut fertig wird. Nach und nach kommen nämlich ihre eigenen Dämonen an die Oberfläche; die Schuld am Tod ihres kleinen Bruders Malcolm beispielsweise, den sie mehr oder weniger aus Versehen an die Fleischsäcke verloren hat – die gescheiterte Fürsorge für ihn setzt sie einfach an einem Ersatz-Individuum fort, als sie den geistig zurückgebliebenen Maury aufliest. Fortan kümmert sie sich um den Schwachsinnigen, den sie netterweise »Dussel« nennt. Zwar erkennt sie bei einem Einbruch in ein Kunstmuseum, dass an Maury mehr dran sein muss, als sie denkt, aber von Autismus hat sie noch nie gehört. Von Schuldgefühlen schon.
    In ihren Erinnerungen an Malcolm tauchen einige der vielen bemerkenswerten Sätze auf, die en passant eingestreut dafür sorgen, dass »Nach dem Ende« mehr ist als ein weiterer Wir-reisen-durch-das-untergegangene-Amerika-Roman. Zum Beispiel Temples Definition vom Ziel des Fortschritts: »Solang du in Bewegung bist, is es egal, wo du hinkommst oder was dir nachjagt. Deswegen nennen sie es Fortschritt.«
    Andere Dämonen Temples sind einfacher gestrickt: etwa ihre Besessenheit von der Idee, einmal im Leben die Niagarafälle zu erblicken – das eine Schöne, das man im Leben gesehen haben muss. Oder der Mann, der sie tatsächlich verfolgt: Als sie in einer Stadt einen Häuserblock findet, in dem die alte Zivilisation – scheinbar – weiterexistiert, bringt sie einen Mann um, der sie zu vergewaltigen versucht. Dessen Bruder Moses Todd versucht den Rest des Buches über, den Tod seines Bruders zu rächen. Dabei bedenken weder Temple noch Moses den Umstand, dass die auf vier Hochhäuser beschränkte »Zivilisation« gar keine war, sondern nur eine etwas anders geartete, mit den Umgangsformen der untergegangenen Welt oberflächlich kaschierte Barbarei. Einer anderen Version desselben Missverständnisses begegnet Temple später im Buch, als sie auf eine Familie trifft, die sich die Essenz der Zombies injiziert,
um die angebliche Überlegenheit ihrer eigenen Art mit der Unverwüstlichkeit der Untoten zu verschmelzen; ein galliger Kommentar zum Thema Übermensch.
    Moses und Temple liefern sich fast den ganzen Roman lang eine Verfolgungsjagd quer durch das Land, das einmal die Vereinigten Staaten waren, und werden dabei einander immer ähnlicher. Am Schluss erreicht die Handlung des Romans tatsächlich die Niagarafälle … aber auf ganz andere Weise als gedacht. Und natürlich ist es kein Zombie, der für das Ende sorgt.
    Wie es einem Buch, in dem Zombies auftreten, angemessen ist, kommt es zu einigen ekligen Szenen und zu verschiedensten Konfrontationen mit den Untoten; aber Temple bleibt immer im Vordergrund. Alles ist im Präsens gehalten, als geschehe es genau jetzt. Temples Gedanken verharren stets im Verborgenen, finden niemals direkt Eingang in den Text. Und weil es keinerlei Anführungszeichen für die direkte Rede gibt, muss man sich selbst zusammenreimen, was wer gerade sagt … So droht der Leser der Illusion zu erliegen, er habe Teil an Temples Gedanken, während er tatsächlich nur ihren Worten lauscht. Dieser Kniff hebt das Buch ein Stück weit vom bloßen Splatter ab, reicht es doch etwas tiefer als eine reine Überlebenskampf-Geschichte.
    Karsten Kruschel
    BEN BENNETT
SEESTERN
    Roman · Jesbin Buchverlag, Oldenburg 2011 · 220 Seiten · € 16,90
     
    Nachdem wir es in den Buchläden mehr und mehr mit Fabelwesen zuhauf zu tun bekommen und uns erst einmal an den Vampiren vorbeikämpfen müssen, um zu Trollen, Zwergen, Orks und allen möglichen Kombinationen davon vorzudringen (ganz zu schweigen von Zombies), scheint ein Buch über Meerjungfrauen gerade recht.
    Meerjungfrauen?
    Genau.

    Und das kommt so: Die fünfjährige Amber zieht 1975 mit ihrer Mutter in das Haus des reichen Mr. Teagarden ein, der gerade seine
Frau, die Mutter des ebenfalls fünfjährigen Knaben Taylor, verloren hat. Ambers Mutter führt dem vermögenden Witwer den Haushalt, während das Mädchen der völlig verstörten Halbwaise Gesellschaft leistet. Doch bei einem Bootsausflug fällt der kleine Taylor ins Wasser und ertrinkt …
     
    … wäre ertrunken, wenn nicht eine unbegreifliche Mädchengestalt, kaum älter als die beiden Kinder selbst, aus den Tiefen des Ozeans heraufgehuscht wäre und den Jungen gerettet hätte. Nur Amber erhascht einen deutlichen Blick auf sie und ihren fischsilbern glänzenden Körper, vielleicht auch der alte William, Taylors Großvater, aber beide sagen nichts;

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