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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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verlassen hatte und hierher gekommen war.
    In der Station war es totenstill. Nur seine eigenen Bewegungen waren zu hören. Keine Lampe in den Wänden und Decken brannte. Das einzige Licht kam durch die dicken Quarzfenster, die der Sonne zugewandt waren.
    Sam nahm seine eigene Lampe und begann, die Station zu durchsuchen.
    Überall lag dicker Staub.
    Sam seufzte, denn der Staub erinnerte ihn an die verlassene Mondstation. Aber die Raumstation konnte doch nicht auch verlassen worden sein! Vielleicht im Außensektor? Er beschleunigte seine Schritte, um seine Ungewißheit endlich zu beenden.
    Plötzlich blieb er stehen, genau zwischen Zentrum und Außenring.
    Vor sich sah er ein schwaches Licht.
    Es brannte nicht sehr hell, aber es war Licht.
    Sam stieß einen freudigen Schrei aus und begann zu laufen. Hier im Ring spürte er Gravitation. Er lief, bis er unter der Lampe stand. Er sah zu ihr empor. Andere Lampen, am selben Stromkreis angeschlossen, waren dunkel. Wie lange dauerte es, bis so eine Glühbirne ausbrannte? Jahre. Jahrzehnte vielleicht. Und in der Station waren fast alle Glühbirnen dunkel, obwohl noch genügend Energie im Atomreaktor vorhanden war.
    Sam fand noch mehr brennende Lampen, aber viele waren es nicht. Der große Aufenthaltsraum für die Mannschaft war leer. Die Kabinen standen offen. Überall lagen Papierreste und Abfälle umher, als hätte man einfach alles liegen und stehen lassen. In den Quartieren der Mannschaft war es noch schlimmer. Einige der Räume waren völlig ausgeleert worden, in den anderen herrschte ein fürchterliches Durcheinander. Vier verrieten noch, daß sich hier jemand längere Zeit aufgehalten hatte, aber kein Anzeichen wies darauf hin, wie lange das schon her war.
    Sam wanderte weiter durch die Maschinenräume und gelangte schließlich in eine Kammer, die allem Anschein nach als Vorratslager benutzt worden war. In den Büchern auf dem Mond hatte Sam Zeichnungen der Raumstation gesehen. Er wußte sofort, daß dieser Raum einst dazu gedient hatte, die Wasserstoffbomben zu lagern. Aber das war mindestens sechzig Jahre vor seiner Zeit gewesen. Alle Bomben waren inzwischen entschärft und unschädlich gemacht worden.
    Erst in den hydroponischen Gärten fand er die Antwort auf alle seine Fragen, und die Wahrheit.
    Die Algenpflanzen hatten einst mit Hilfe der Photosynthese Sauerstoff produziert, jetzt waren sie alle vertrocknet und tot. In den Tanks war kein Wasser mehr. Auf der Station konnte kein Mensch mehr leben. Auch dann nicht, wenn es noch Lebensmittelvorräte gegeben hätte, aber die Lager waren ebenfalls leer. Einige der Männer mußten noch auf der Station geblieben sein, bis die Vorräte zur Neige gingen und die Pflanzen starben. Dann, vor vielen Jahren, hatten sie endgültig die Station verlassen.
    Sam schüttelte ärgerlich den Kopf. Er hätte es gleich wissen müssen, als er die Station sah. Keine Zubringerraketen, außer der einen. Wenn noch Menschen in der Station gewesen wären, hätten sie dafür gesorgt, daß ihnen der Rückzug zur Erde nicht abgeschnitten wurde.
    Das Observatorium war dunkel. Das Elektronenteleskop begann zu summen, als er es einschaltete. Der Schirm leuchtete auf. Auf ihm war nur der leere Raum zu sehen, und die fernen Sterne. Sam mußte zwei Stunden warten, ehe die langsame Rotation der Station die Erde auf den Schirm brachte.
    Der Planet lag in vollem Sonnenlicht, und nur eine dünne Wolkenschicht bedeckte einen geringen Teil der Oberfläche. Das Teleskop war stark genug, um die Städte leicht sichtbar zu machen. Früher hatte man sogar die langen Reihen der Autos auf den Straßen sehen können, aber nun gab es weder Städte noch Autos. Es gab überhaupt keine Bewegung.
    Sam stöhnte auf, als er einen Blick auf Nordamerika warf. Er hatte Bilder in den Büchern gefunden, hier auf der Station aufgenommen. Die gewaltigen Städte – es gab sie nicht mehr. Nur noch geschwärzte Ruinen. Mit einem Schock begriff Sam, daß viele Millionen Menschen, vielleicht sogar die meisten Menschen, dort unten in den Städten umgekommen waren.
    Die starke Vergrößerung des Teleskops offenbarte einige kleinere Städte, in denen noch Häuser zu erkennen waren, aber keine Bewegung auf den Straßen.
    Für einen Augenblick schloß er die Augen, um zu vergessen, was er gesehen hatte, aber es war vergeblich. Das würde er niemals vergessen können. Schnell sah er wieder hin und versuchte, eine Spur von Leben zu entdecken. Mit der Feineinstellung glitt er über Städte,

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