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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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fünfundvierzig Kilometern und gratulierte sich selbst zu seinem Können.
    Er hatte den Kurs so berechnet, daß er in der Nähe der unterirdischen Laboratorien landete. Dort war er programmiert worden, bevor sie ihn zum Mond brachten, und es war der einzige Ort auf der Erde, den er kannte und »Heimat« nennen konnte.
    Aber er hatte bei dem Bremsmanöver zuviel an Höhe verloren. Er würde es nie schaffen. Die Werke lagen weit im Inland, und als er die Wolkenschicht durchstieß und freie Sicht bekam, sah er nichts als die unendliche Fläche des Ozeans.
    In dem Tank war noch etwas Treibstoff. Er zündete die Triebwerke und erhöhte die Gleitgeschwindigkeit. Die Rakete ging nicht mehr tiefer, aber mehr als dreißig oder vierzig Kilometer Gleitflug waren mit dieser Methode nicht herauszuholen. Ein letzter Schub, und die Motoren schwiegen. Die Rakete begann erneut abwärts zu gleiten.
    Sam überlegte, ob er auf dem Wasser landen sollte. Wenn es ihm gelang, so nahe wie möglich an die Küste heranzukommen, würde er unter Wasser marschieren und das Ufer erreichen. Er würde sich allerdings beeilen müssen, denn über kurz oder lang drang doch Wasser in seinen metallenen Körper ein und würde Kontaktunterbrechungen hervorrufen. Dann war er verloren.
    Er kämpfte um jeden Meter Höhe durch geschickte Ausnutzung des Windes, und dann sah er plötzlich am Horizont vor sich eine feine, dunkle Linie. Die Küste! Wenn er sie erreichte, konnte er in einem Tagesmarsch die Strecke bis zu den Werken zurücklegen.
    In einer Höhe von zweihundert Metern überquerte er die Brandungslinie und den sandigen Strand. Dicht strich er über die Baumgruppen dahin, bis er eine weite Grünfläche unter sich sah. Das mußte Gras sein.
    Das behelfsmäßige Flugzeug hatte immer noch eine Geschwindigkeit von dreihundert Kilometern in der Stunde, näherte sich aber schnell dem Boden. Der flache Bauch berührte das Gras, erhielt genügend Schwung, um wieder einige Meter nach oben zu steigen, sackte erneut durch und glitt schließlich, langsamer werdend, dahin. Sam bediente die Kontrollen in fieberhafter Eile und versuchte ein Überkippen zu verhindern. Fast wäre ihm das auch gelungen, aber dann war ein Erdhügel im Weg.
    Die Rakete glitt den flachen Hang hinauf und schwebte plötzlich in der Luft. Die Geschwindigkeit war schon zu gering, als daß die Tragflächen Halt gefunden hätten. Sam spürte das Durchsacken, und dann gab es einen harten Aufprall.
    Die Rakete zerfiel in ihre Einzelteile.
    Sam war stärker gebaut. Er erlitt keine Beschädigungen. Mühsam kroch er aus der zersplitterten Kabine und umrundete das Wrack. Damit ließ sich beim besten Willen nichts mehr anfangen. Aber da ohnehin kein Treibstoff mehr vorhanden war, spielte das auch keine Rolle.
    Er sah sich um und studierte die Landschaft. Das Gras war kniehoch und bewegte sich sanft im Wind. Hinter der Ebene lagen Wälder. Sam kannte Wälder von den Büchern her. Ohne das Wrack noch eines Blickes zu Würdigen, begann er seine Wanderung.
    Er wunderte sich über das dichte Unterholz im Wald. Der Boden war dunkel und feucht. Er bückte sich und nahm etwas von der Erde in die Finger. Seine geruchsempfindlichen Rezeptoren nahmen ihre Tätigkeit auf. Die Erde roch kräftiger und fruchtbarer als jene in den hydroponischen Gärten. Er sah hinauf in die Wipfel. Dort mußten die Vögel leben, von denen er gelesen hatte. Aber er konnte keine entdecken, nur Insekten, die in ganzen Schwärmen den Wald durchzogen.
    Im Westen war die Sonne untergegangen, aber noch dunkelte es nicht. Das Licht schien lediglich diffuser geworden zu sein. Sam kannte keine Dämmerung. Während er nach oben sah, erkannte er plötzlich am Himmel einige funkelnde Lichtpunkte. Das mußten die Sterne sein. In einigen Büchern hatte er gelesen, daß die Sterne funkeln. Er hatte das für »Science Fiction« gehalten, denn noch nie hatte er unter dem Sternenhimmel auf der Erde gestanden.
    Gleichzeitig vernahmen seine Geräuschrezeptoren ein fernes Brausen, das anschwoll und wieder schwächer wurde. Zuerst wußte er nicht, was das zu bedeuten hatte, aber dann entsann er sich wieder der Bücher. Das Geräusch war die Brandung des Meeres, dessen Küste keine zwei Kilometer von ihm entfernt war. Er hatte vorher noch nie das Meer gesehen, und vor der Landung war ihm keine Zeit geblieben, es in Ruhe zu betrachten. Kurz entschlossen marschierte er in Richtung des Geräusches.
    Es dämmerte und wurde dann ganz dunkel. Er scheute sich,

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