Heyne Galaxy 04
die dann die Arme der Grom den neuen Planeten stürmen würde.
»Viel Glück«, rief der Invasionschef ihm nach. »Ihr werdet es brauchen.«
Schweigend fiel das Schiff der Oberfläche des feindlichen Planeten entgegen. Ger analysierte die Wolken und fütterte die Daten in das Tarn-Aggregat. Die Maschine begann sofort zu arbeiten, und kurz danach sah das Schiff so aus wie eine der vielen Zirruswolken.
Pid paßte die Geschwindigkeit den echten Wolken an und trieb allmählich mit dem Wind der Oberfläche entgegen. Er besaß nun die Form eines Optimumpiloten, eine der vier Körperformen, die ihm zustanden. Sie war zugleich auch die beste und leistungsfähigste. Blind, taub und stumm wurde er zu einem Teil der Kontrollen und verschmolz mit ihnen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Aufgabe, sich den Wolken anzupassen und sich nicht anders zu benehmen als sie.
Ger gab sich Mühe und behielt eine der beiden Formen bei, die ihm erlaubt waren. Er gab die Daten an den Tarner weiter, und bald verwandelte sich das Schiff in eine niedrig fliegende Kumuluswolke.
Noch immer hatten die Bewohner des dritten Planeten die Ankunft des Schiffes nicht bemerkt.
Ilg spürte ein Atomkraftwerk auf und gab die Daten an Pid weiter.
Der Pilot änderte den Kurs. Das Schiff war inzwischen zu einer dunklen, schweren Regenwolke geworden, die in knapp tausend Meter Höhe über die Landschaft dahinzog. Immer noch kein Alarm. Die unbekannte Gefahr, die vorher zwanzig Expeditionen verschlungen hatte, blieb vorerst verborgen.
Es begann zu dämmern, als Pid endlich in die Nahe des Atomkraftwerkes gelangte. Er vermied die deutlich erkennbaren Ansiedlungen und ließ das Schiff dicht über den riesigen Wäldern schweben. Es wurde schnell ganz dunkel. Der einzige Mond des grünen Planeten wurde von schwarzen Wolken verdeckt.
Eine der Wolken sank tiefer.
Dann landete sie.
»Raus!« befahl Pid. »Schnell!«
Er hatte die zweite erlaubte Körperform angenommen, die es ihm ermöglichte, sehr schnell zu laufen. Als erster verließ er die Schleuse. Ger und Ilg folgten ihm. Fünfzig Meter vom Schiff entfernt blieben sie stehen und sahen zurück.
Die Selbstvernichtungsanlage trat in Tätigkeit. Die Wolke begann zu schmelzen. Plastik löste sich auf, und Metall verbog sich. Nicht lange, und das Schiff wurde zu einem Haufen Abfall, der nicht mehr zu verwenden war. Aber der Prozeß war noch nicht beendet. Größere Fragmente zerbrachen in kleinere, fielen auseinander, teilten sich erneut…
Pid fühlte sich plötzlich ganz hilflos, als er zusehen mußte, wie sein stolzes Schiff zerstört wurde. Er war ein Pilot, und alle seine Vorfahren waren Piloten gewesen, zurück bis zum Beginn der Zeit. Sein ganzes Leben, von Kindheit an, hatte er in Schiffen verbracht.
Ohne Schiff stand er praktisch nackt auf einem fremden Planeten.
Nach wenigen Minuten verriet nur noch ein Haufen Staub die Stelle, an der das Schiff gelandet war. Der Nachtwind kam auf und verwehte den Staub. Nun gab es keine Spur des Schiffes mehr.
Sie warteten.
Nichts geschah. Nur der Wind strich an ihnen vorbei. In den Ästen der Bäume knackte es. Irgendwo bewegte sich ein Eichhörnchen. Die Vögel regten sich in ihren Nestern, und ganz in der Nähe fiel eine Eichel auf den Boden.
Pid atmete erleichtert auf und setzte sich.
Die einundzwanzigste Expedition der Grom war sicher gelandet.
Da sie bis zum anderen Tag nichts unternehmen konnten, schmiedeten sie Pläne. Sie waren so nahe bei einem Atomkraftwerk gelandet, wie es eben möglich war. Sie mußten aber noch näher heran. Einem von ihnen mußte es dann irgendwie gelingen, bis zum Reaktor vorzudringen, um den Verschieber mit genügend Energie zu versorgen, daß er aktiviert werden konnte.
Eine schwere Aufgabe, wußte Pid, aber sie würde ihnen gelingen. Die Grom waren unermüdlich, wenn es ein Ziel zu erreichen galt, und sie waren intelligent und willensstark. Und erfinderisch!
Besonders erfinderisch, dachte Pid bitter, aber ohne radioaktive Rohstoffquellen. Das war ein anderer Grund, warum diese Expedition so wichtig geworden war. Es gab kaum noch genügend Treibstoff für die Schiffe, weder auf Grom noch einem der bisher eroberten Planeten. Seit Jahrtausenden wurden die vorhandenen Vorräte verschwendet, um bewohnbare Welten zu finden, aber niemals fand man neue Quellen.
Heute hielt die Kolonisation nicht mehr Schritt mit dem Bevölkerungszuwachs. Neue Planeten wurden lebenswichtig.
Und es war gerade dieser Planet, der gebraucht
Weitere Kostenlose Bücher