Heyne Galaxy 04
geschehen?
»Vielleicht hat er auf eigene Faust versucht, durch das Tor zu gelangen«, vermutete Ger.
Pid dachte darüber nach. Es schien unwahrscheinlich, denn Ilg hatte nie viel Initiative verraten. Er war froh, wenn er seine Anweisungen erhielt, die er befolgen konnte.
Sie warteten.
Als es Mittag wurde, war Ilg noch immer nicht wieder aufgetaucht.
»Wir können nicht mehr länger warten«, stellte Pid schließlich fest. »Gehen wir.«
Sie strebten dem Waldrand entgegen. Pid dachte darüber nach, ob Ilg es wirklich auf eigene Faust versucht hatte, das Tor zu passieren. Oft waren es ja gerade die stillen Typen, die zu unglaublich tapferen Taten bereit waren.
Aber es gab keine Anzeichen dafür, daß Ilg Erfolg gehabt hatte. Es war anzunehmen, daß er inzwischen tot oder von den Menschen gefangen genommen worden war.
Damit blieben nur noch zwei übrig, Pid und Ger.
Und noch immer wußte niemand, warum alle anderen Expeditionen nie mehr zurückgekehrt waren.
Am Waldrand nahm Ger die Form des gestern beobachteten Hundes an. Sorgfältig inspizierte ihn Pid.
»Der Schwanz ist noch zu kurz.«
Der Schwanz wurde sofort länger.
»Größere Ohren.«
Ger verlängerte auch die Ohren.
»Jetzt richte sie auf.«
Sie wurden aufgerichtet.
Pid nickte zufrieden. Der Hund sah echt aus, von der kalten, schwarzen Schnauze bis zur äußersten Schwanzspitze.
»Viel Glück also, Ger.«
»Danke.«
Ger verließ die Deckung und trottete auf die Lichtung hinaus. Er nahm Richtung auf das Tor und bemühte sich, keine Bewegung zu machen, die nicht zu einem Hund paßte. Der Mann am Tor rief etwas, aber Ger ignorierte ihn und spazierte an ihm vorbei.
Pid hielt die Luft an.
Der Mann ging hinter Ger her, aber Ger begann zu laufen.
Pid formte ein Paar starker Beine, um Ger zu Hilfe eilen zu können, falls man ihn gefangennahm, aber der Posten kehrte zu seinem Tor zurück und kümmerte sich nicht mehr um den Hund, der schon innerhalb des abgesperrten Geländes war und jetzt nicht mehr lief, sondern gemütlich auf das Gebäude zutrottete.
Pid atmete auf und ließ die Beine verschwinden. Und schon kam die nächste Enttäuschung.
Der Haupteingang zum Gebäude war geschlossen.
Hoffentlich versuchte Ger nicht, sie zu öffnen. Es lag nicht in der Natur von Hunden, Türen zu öffnen wie ein Mensch.
Noch während er zusah, kam ein richtiger Hund auf Ger zugelaufen. Zuerst wich Ger zurück, aber dann blieb er stehen, um sich beschnüffeln zu lassen. Aber auch der Geruch stimmte. Der Hund war zufrieden. Er begann zu spielen, und bald darauf rannten sie beide um das Gebäude herum.
Sehr klug von Ger, dachte Pid und sah hinauf in den Himmel. Hinter dem Gebäude war bestimmt ein zweiter Eingang. Die Sonne stand schon hoch. Wenn Ger den Kompakter an der richtigen Stelle abgesetzt hatte, würde es nicht mehr lange dauern, bis die Invasionstruppen eintrafen. Ehe sich die Menschen von ihrem Schock erholen konnten, gab es schon mehr als eine Million Grom auf ihrer Welt, schwer bewaffnet und durch ihre Tarnmöglichkeiten unbesiegbar.
Der Tag verging, und nichts geschah. Ger kehrte nicht zurück.
Nervös beobachtete Pid das Kraftwerk. Er begriff nicht, wieso es solange dauern konnte. Es wurde allmählich dunkel, aber die Invasion fand nicht statt. Männer passierten das Tor in beiden Richtungen, und überall liefen Hunde umher und bellten.
Aber kein Hund, der Ger war.
Ger hatte versagt. Ilg war verschwunden.
Nur er, Pid, war noch übrig.
Und noch immer wußte er nicht, was eigentlich geschehen war.
Der folgende Morgen fand Pid in tiefer Verzweiflung. Der Pilot wußte, daß auch die einundzwanzigste Expedition fehlschlagen würde, wenn es ihm nicht gelang, das gesteckte Ziel zu erreichen. Er war noch allein übrig, und von ihm allein würde nun alles abhängen.
Er sah, daß die Arbeiter kamen und durch das Tor gingen. Es waren sehr viele, und der Posten beachtete sie kaum. Pid beschloß, das allgemeine Gedränge auszunutzen und begann, sich in einen Mann zu verwandeln.
Ein Hund lief auf den Waldrand zu.
»Hallo!« rief er.
Es war Ger.
»Was ist geschehen?« fragte Pid erleichtert. »Wo warst du solange? Konntest du nicht in die Energiestation gelangen?«
»Keine Ahnung«, gab Ger zu und wedelte mit dem Schweif. »Ich habe es nicht versucht.«
Pid war sprachlos und starrte ihn nur an.
»Ich ging auf die Jagd«, fuhr Ger fort. »Die Gestalt eines Hundes ist für solche Zwecke bestens geeignet.« Seine Stimme klang zufrieden. »Der
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