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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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eigener Sohn das Schiff besser kannte als jeder andere. Rudd konnte besser mit den Passagieren umgehen, seit er nicht mehr Kommandant war. Wingate war klug genug, diese Fähigkeiten der anderen für sich arbeiten zu lassen, so wie ein guter Architekt die Fähigkeiten eines Baumeisters ausnutzt.
    »Ob alle verstehen, worum es geht, Arthur?« fragte er plötzlich. »Können wir nichts mehr tun, es ihnen leichter zu machen?«
    Rudd begriff sofort, worauf Wingate hinauswollte.
    »Selbstverständlich können die Jungen es nicht voll und ganz verstehen, aber deshalb sollten Sie sich wirklich keine Gedanken machen. Sie leben für diesen Augenblick. Im Gegensatz zu uns kennen sie nichts anderes als das Schiff. Aber sie wissen auch, daß wir landen müssen, wenn wir eine geeignete Welt gefunden haben. Sie müssen uns glauben und vertrauen. Sie müssen wissen, daß wir etwas davon verstehen, daß wir eine Ahnung davon haben, wie so eine Landung vor sich geht. Und schließlich müssen sie daran glauben, daß das Leben auf einem Planeten seine Vorzüge besitzt.«
    »Sollten wir es ihnen trotzdem nicht ein wenig leichter machen? Sie haben keine Ahnung von Tradition und Geschichte.«
    »Wir können nicht mehr tun, Jim, als wir schon getan haben.« Rudd lachte. »Jeder an Bord hatte doch Angst genug, daß die neugeborenen Kinder das Leben im Schiff für das Leben an sich hielten, darum war die ganze Erziehung darauf ausgerichtet, ihnen von der Erde zu berichten – von der bevorstehenden Katastrophe, von der Geschichte, vom Leben auf der Erde. Wir haben ihnen nur das erzählt, was sie wissen müssen. Das Schlechte kennen sie nicht.«
    »Dann werden wir uns auf sie verlassen können – meinen Sie?«
    »Wenigstens für eine gewisse Zeit. Einige Wochen nach der Landung werden sie sich angepaßt haben und wissen, wie es ist, festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie werden dann ihr Selbstvertrauen zurückgewinnen und selbst urteilen wollen. Sie werden Unterschiede zu dem feststellen, was wir ihnen vom Leben auf der Erde berichteten …«
    »Nun, das hat ja noch Zeit bis später«, unterbrach Wingate. »Sie sind jedenfalls der Überzeugung, daß es vor der eigentlichen Landung keine sozialen Probleme geben wird?«
    »Das habe ich nicht behauptet. Natürlich werden da einige …«
    »Ich kann es mir denken, Arthuf.« Wingate wurde ungeduldig. »Wenn sich ein Schiff siebenundvierzig Jahre im Weltraum aufhält und zwei Drittel der Besatzung während des Fluges geboren wird, dann muß es gewisse Schwierigkeiten geben. Was ich wissen will: Kann man etwas dagegen unternehmen?«
    »Nein«, seufzte Rudd. »Tom Sheriff und Arlene Ball werden Selbstmord begehen, und wir werden nichts dagegen tun können.«
    »Was?«
    »Vielleicht werden andere ihrem Beispiel folgen. Aber bei den beiden bin ich ziemlich sicher.«
    »Aber – Tom und Arlene? Wissen Sie auch, was Sie da sagen? Ausgerechnet diese beiden …!«
    »Arlene ist noch ein Kind, kaum siebzehn Jahre. Ihre Mutter starb bei der Geburt. Sie kennt nichts als das Leben im Schiff.
    Um es vereinfacht zu sagen: Die GOOD HOPE ist ihre Mutter.
    Wenn wir das Schiff verlassen, wird Arlene ein zweitesmal geboren. Sie wird es nicht ertragen, zweimal geboren zu werden.«
    Wingate versuchte nicht, zu argumentieren.
    »Und Tom?«
    »Bei ihm ist es etwas anderes. Er ist das einzige Kind der ursprünglichen Passagiergruppe. Er kam nur deshalb mit, weil seine Mutter und sein Vater zu uns gehörten. Sie sind beide tot. Für Tom ist die Erde nichts als eine verschwommene und schreckliche Vergangenheit, ein Alptraum.«
    »Aber ich war ja noch ein Kind, als wir starteten!«
    »Sie waren zehn, Jim. Ella Farneil und Bill Lucy waren neun. Sie hatten schon Ihre Erfahrungen. Tom hatte nur so viel, daß sie beängstigend wirken mußten. Wenn er auch vierunddreißig Jahre älter ist als Arlene, so bedeutet ihm das Schiff die Heimat und Sicherheit. In dem Augenblick, in dem er es verlassen muß …«
    Die Tür zum Kontrollraum wurde aufgestoßen.
    Tina Layman stand schreckensbleich auf der Schwelle.
    »Captain«, sagte sie. »Sie rotten sich in der Messe zusammen …«
    Rudd betrachtete sie mit dem philosophischen Vergnügen des Alters an der Jugend. Sie war seine Nichte, aber da er keine eigenen Kinder hatte und da ihre Eltern gestorben waren, bedeutete sie ihm mehr als nur eine Nichte.
    Sie trug einen kurzen, weißen Rock. Da sie dem Kommandanten oft bei der Navigation half, durfte sie außerdem noch eine kleine

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