Heyne Galaxy 08
damals noch nicht lange von der Erde fort, und er hatte nie geglaubt, daß eine Frau so schön sein könnte.
Sie hatte einen langen schlanken Hals und ähnelte so gar nicht den Frauen der Äußeren Planeten, die meistens sehr robust gebaut waren. Es schien, als hätte er sie schon einmal gesehen – in einer Vision, einem Traum, wer weiß? Sicherlich niemals in Wirklichkeit. Aber er verstand jetzt, warum die Männer Lichtjahre zurücklegten, nur um mit ihr zusammen zu sein.
Ihre Preise waren natürlich astronomisch. Doch wenn er mit seinem Geld vorsichtig umging, war er vielleicht in einigen Jahren in der Lage, sich eine Nacht mit ihr zu leisten. Das war ein Ziel, und er hatte noch nie ein Ziel gehabt; er hatte sich bisher ziellos treiben lassen. Er verschaffte sich ein Tri-di-Bild von ihr, das er an der Innenseite seiner Spindtür befestigte, und er war glücklich, von ihr zu träumen, selbst wenn er deswegen von seinen Schiffskameraden aufgezogen wurde.
Als er den nächsten Sprung machte, wußte er, daß die Wesen des Hyperraums nicht nur in seinem Geist zu ihm sprechen konnten, sondern daß sie auch beliebig darin zu lesen vermochten. Er fühlte sich nackt und verletzlich. Warum sahen seine Kameraden diese Wesen nicht? Warum konnten sie sie nicht ein wenig von ihm ablenken?
»Du mußt tun, was wir verlangen«, sagten die Hyperwesen – Xhindi nannten sie sich – leise, »und du wirst auf einer einzigen Reise genug verdienen, um sie eine Woche, einen Monat, ein ganzes Jahr für dich zu haben. Wenn du tust, was wir verlangen, kannst du sie für die Ewigkeit besitzen.«
»Aber ich will doch nur eine Nacht!« protestierte er.
Und sie lachten, und eines der Wesen sagte: »Ist das wirklich alles, was du willst?« und dann zählten sie die Dinge auf, die sich ein Mensch wünschen konnte – und sie schienen die Menschheit und ihre geheimsten Sehnsüchte wirklich gut zu kennen.
Hinterher hatte Len darüber nachgedacht. Es wäre wirklich zu schön, wenn er Lyddy nur für sich haben könnte – für eine gewisse Zeit jedenfalls. Es wäre schön, ihr hübsche Kleider und Schmuck kaufen zu können. Da waren noch andere Dinge, die ihm gefallen hätten. Vielleicht könnte er sich die Zähne richten lassen und sein Bein begradigen. Sein Stiefvater hatte es ihm in der Nacht gebrochen, da seine Mutter gestorben war, und es war nie wieder richtig zusammengewachsen. Mit Geld konnte er eine Menge Dinge tun. Er hatte nie darüber nachgedacht, daß es im Universum so viele Dinge gab, die man sich wünschen konnte.
Er betrachtete sich und seine Lage plötzlich mit völlig anderen Augen, und sein Lohn erschien ihm plötzlich ebenso gering, wie er ihm noch vor kurzem groß erschienen war. Er konnte woanders mehr verdienen, sagte er sich; er hatte vielleicht nicht die richtige Erziehung, doch er hatte einen gut funktionierenden Verstand und eine Reihe schnell dahinschmelzender Prinzipien. Er brauchte die Hyperwesen jedoch nicht dazu. Es gab auch im Normalraum genügend illegale Wege, auf denen man zu Geld kommen konnte. Also verließ er die sichere Monotonie des Sternenschiffes, um sich nach einer Betätigung umzusehen, die ihm schnellen und guten Gewinn bringen sollte.
Sein erster Schritt führte ihn zu einem ziemlich verrufenen Bekannten, zu Captain Ludolf Schiemann. Schiemann war ein alter Raumfahrer, der noch von der Erde stammte und ein uraltes Modell von einem Raumschiff befehligte, das jeden Augenblick auseinanderzubrechen drohte und nur mit Spucke und Optimismus zusammengehalten wurde.
Schiemann operierte von Kapella IV aus und transportierte an Frachten, was ihm in den Weg kam. Er hatte mit der Valkyrie sein Auskommen, weil er Aufträge annahm, an die kein normaler Schiffer auch nur zu denken wagte. Einige dieser Aufträge waren gefährlich; die meisten waren jedoch nur illegal. Die Risiken standen in keinem Verhältnis zum Ertrag, und aus diesem Grunde hatte er auch nur einen Helfer – einen großen, kräftigen Mann namens Balas, der ein wenig verrückt war. Er war auf einem der großen Sternenschiffe gefahren und hatte zu früh aufgeben müssen, um schon Anrecht auf eine Pension zu haben.
Mattern hatte den alten Schiemann in einer Bar in Burdon, der Hauptstadt von Kapella IV, kennengelernt und hatte ihm seitdem jedesmal ein paar Drinks spendiert, wenn sich die Wege der Perseus und der Valkyrie kreuzten. Schiemann hatte bei diesen Gelegenheiten immer denselben Spruch auf Lager: »Wenn dir die Perseus jemals über
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